siehe auch: Villa Dyes
[2] Diese Straße im Süden der Stadt wurde 1898 nach einem Flurnamen benannt.
Dieser Flurnamen bezeichnet den ehemaligen Weinberg des Godehardiklosters, das im Mittelalter an diesem Hang in Südlage längere Zeit den Meßwein selbst zu erzeugen suchte.
[-] Nr. 63 auch: Villa Dyes
Die Villa Dyes am Weinberg steht auf einem Gelände von etwa 30.000 qm, das seit dem 12. Jahrhundert von den Benediktiner-Mönchen des Godehardiklosters bewirtschaftet wurde.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Godehardikloster aufgelöst und die Klosterkammer vergab das Grundstück in Erbpacht an Gerhard Gottfried Dyes. Seine Witwe Johanne Charlotte erwarb das Gelände 1843 durch Kauf. Zunächst baute man das „Gartenhaus am Teich“. Dort wohnte später die Witwe des Friedrich Gottfried Dyes.
Der Erbauer Friedrich Gottfried, genannt Louis, lebte zunächst in Bremen und die Villa diente nur als Sommersitz der Familie. Erst im Todesjahr seiner Frau Conradine im Jahre 1891 siedelte Louis ganz nach Hildesheim über.
Louis Dyes hatte die großbürgerliche Villa 1881 auf der Höhe seiner kaufmännischen erfolge erbauen lassen. Als Architekten konnte er den damals 34jährigen Gustav Schwartz, einem Schüler C.W. Hases, gewinnen. Als Vertreter des Historismus verfügte Schwartz über die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der verschiedenen Baustile.
Der massive Baukörper aus Muschelkalk hat einen Sandsteinsockel. Die Türen- und Fensterstürze, Balustraden und Gesimse sind ebenfalls aus diesem Baustoff. Durch Türme, Zinnen, Erker und Balkone erhält der Bau seinen schloßartigen Charakter.
An der Fronseite im Osten erkennt man noch die halbkreisförmige Auffahrt vor dem Hauptportal mit Stufen und zwei flankierenden Laternen. Im Norden fällt ein runder Treppenturm ins Auge. Im Westen, an der Parkseite des Hauses, gibt es eine Veranda zwischen dem Rundturm und dem charakteristischen achteckigen „Dornröschenturm“.
Im Süden schließt sich der großen Terrasse die Orangerie an. Durch sie erreicht man über einen erhöhten Laufsteg das Gästehaus, das sogenannte „Schweizerhaus“. Es bildet durch seinen Schweizer Charakter den gewünschten Kontrast zum schloßartigen Haupthaus.
Das Gebäudeinnere überrascht mit einem neugotischen Kreuzgewölbe im ehemaligen Entree und Salon. Hochmodern, im Sinne der Erbauerzeit, war die ungewöhnliche Transparenz dieser Räume. Sie entstand durch Türen aus Eisenguß mit gotisierendem Maßwerk in Verbindung mit ornamentiertem Glas.
Im Parterre befinden sich, außer dem Salon, parallel dazu zwei weitere große repräsentative Räume: der holzgetäfelte Speisesaal und das Gartenzimmer. Intimere Räume sind in den Turmbauten das Herren- und das Damenzimmer. Auffallend im Erdgeschoß ist das fehlen jeglicher Korridore.
In allen Räumen gab es Kamine, die mit Gas beheizt wurden. Die Räume des Erdgeschosses haben die enorme Höhe von 4,96m. Im 1. Obergeschoß waren Schlaf- und Ankleideräume und Kinderzimmer. Im Dachgeschoß schlief das Personal, das über eine eiserner Wendeltreppe nach oben und zu Küche und Wirtschaftsräume in den Keller führt.
Der Park wurde von dem Gartenbaubetrieb Eilers, die auch den Park des Senators Hermann Roemer an der Schützenwiese errichteten, im englischen Stil angelegt. Ursprünglich ermöglichte eine breite Sichtschneise den Blick vom Haus nach Westen. Über drei Hangterrassen hinweg sah man den Mühlengraben und das Innerstetal. Heute ist leider alles zugewachsen.
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
Privatbesitz H.-J. Brand
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