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Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seiten 228 - 245
[1] Ursprünglich nach dem dort abgehaltenen Schweinemarkt "Saustraße" genannt. 1488 Sustrade bezeichnet. Zur Majorisbäuerschaft gehörig.
[2] Trotz des verhältnismäßig jungen Namens - er tritt 1839 und 1840 hervor - hat diese Straße eine lange Geschichte.
Ihr unterer (westlicher), an den Hohen Weg grenzender Teil hieß schon 1379 "Hosenstrate", wohl wegen der hosen-(= strumpf-)artigen Verengung, die diese Straße nach Westen zu noch heute aufweist. Der Name scheint seit Mitte des 15. Jahrhunderts von dem ihres oberen (östlichen) Teils verdrängt worden zu sein, der 1488 erstmals als "Sustrate" (Saustraße) erscheint, zweifellos nach dem hier abgehaltenen Schweinemarkt so genannt.
Dieser Name hat sich dann bis weit ins 19. Jahrhundert erhalten. Er erscheint noch im ersten Adreßbuch von 1827.
1867 erwarb die Stadt nach einem Brande von dem Restaurant Steinhoff Gelände, um die Rathausstraße weiter nach Osten zur Zingel durchzuführen. Dieses Stück erhielt den Namen Neue Rathausstraße, der 1893 aufgegeben wurde; sie hieß nun einheitlich Rathausstraße.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 228
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
Die Gebäude dieser Straße sind schon größtenteils erneuert (1911), daher ist nur das Stück am Marktplatz selbst noch im alten Zustande.
DIE NORDSEITE
Nr. 7 (330): einfaches, kleines Haus der Überganszeit, fünf spann lang, EG mit ZG und vorkragendem OG, mit Flechtband in der Setzschwelle, mit gemalten Füllbrettern
Nr. 6 (329): vier Spann lang, sonst wie Nr. 7, an beiden Häusern die Konsolen unten schief abgestoßen und profilierte Brustleisten aufgenagelt.
DIE SÜDSEITE
Nr. 24 (388): Neubau mit wieder verwendetem Erker (ursprüngliche Erscheinung siehe Bild). Letzterer mit korinthischen Kandelabersäulchen in den oberen Pfosten. In der oberen Brüstung drei Reliefs, darstellend Szenen aus Ovids Metamorphosen, und zwar links: Schindung des Marsyas durech Apollo, kenntlich durch die Beischrift: PHOEBVS MARSYAM EXORTO.
In der Mitte die Tötung der Prokis durch ihren Gatten Cephalos, Beischrift: CEPHALVS VXOREM.
Rechts der Sturz des Ikarus ins Meer: ICARI CASVS.
Der untere Teil des Erkers hat jonische Pilaster, in den Brüstungen sind zwei weitere Szenen dargestellt, nämlich die Tötung des Drachen durch Kadmos, mit der Beischrift: CADM CONGRESTVS CVM DRACONE; die Verwandlung der Coronis in eine Krähe zum Schutze gegen den sie verfolgenden Neptun. In der Mitte des unteren EG ein Doppelwappen: links mit Pelikan, rechts mit Hausmarke, darüber: Hanß Wie Ilse Kabbos 1610.
Weitere, jetzt fehlende Inschriften der Setzschwellen des Hauses lauteten (nach Buhlers, Haussprüche):
CARERE DEBET OMNI VITIO QVI IN ALIVM
PARATVS EST DICERE: PATERE ET ABSTINE.
PRAESIDIVM AD OMNIA NITENTI NON DEERIT DEO
DANTE NIHIL VALETE INVIDIA – MAIORES NOSTRI
AEDIFICAVERVNT NOBIS; NOST …
Der Name des Erbauers deutet auf den Riedemeister und Ratsherrn Wihe, dessen Haus 1579 abbrannte. Erbauer wird sein Sohn Christoph gewesen sein, der 1626 als Riedemeister stirbt.
Nr. 23 (387): = Rolandstift/-haus
Nr. 22 (386): = Lüntzelhaus siehe auch: Ansichtskarten unter Marktplatz der Altstadt
Nr. 21 (385): = Wedekindhaus
Nr. 20 (338): = Harlessemhaus
Nr. 19 (336/37); neun Fensterachsen, neu; hier stand ehemals ein Haus mit Braugerechtigkeit, nach Lachner zeigte die Schwelle Darstellungen von Löwen und Steinböcken, als Konsolen dienten mit Blättern gezierte in der Silhouette simenartig wirkende Konsolen, die Vorläufer der späteren Rollkonsole.
[1] Nr. 18 (335): zehn Spann langes Haus, EG umgebaut, mit zwei vorkragenden OG; vorzüglich in den Einzelheiten durchgeführter Bau der Frührenaissance.
Die Setzschwelle von EG und OG (Bild 1-2) mit sehr gut geschnitzten Bildern, untern Musikanten, oben Tiere, Delphin, Geißbock, Löwe, alle mit Fischschwänzen stilisiert. Unter den Pfosten Kriegerköpfe.
In den Füllbrettern (moderne) Malereien. Die Setzschwelle des obersten Geschosses zeigt vier Wappen, Teile einer Ahnenreihe. Von links nach rechts sind eingestochen: Schild mit (h) schrägrechtem Balken, darin ein doppelter Zinnenschnitt (Harlessem); Schild mit Hakenkreuz (Rennemann); Schild mit zwei Rosen nebeneinander; Schild mit nach rechts schreitendem Löwen; darunter ein (h) schräglinker Balken.
Unten an dem Rest der ehemals spitzbogigen Tür, links Schild mit Wappen van Harlessem, rechts Schild mit einem Reiter. Darüber 1548. Erker glatt, einfach. An der östlichen massiven Brandmauer, oben: E. W., darunter zwei Wappen, das linke mit drei Vögeln, das rechte mit drei Körben, tiefer die Inschrift:
15 Wappen 48
E van Harlessem H
[4] Nr. 18 (335): auch: Haus Gerstenberg
Über dem verbauten Türbogen vorzügliche Schnitzarbeit in Füllungen, Charakterköpfen und Wappen (v. Harlessem und Rennemann; v. Harlessem, Raven, Dürkop, v. Hagen) (Bild 3)
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Foto / Bild
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seite 245
[2] A. v. Behr, "Führer durch Hildesheim", Verlag A. Lax, Hildesheim 1935, Seite 14
Bild 1 + 2: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seite 243
Bild 3: Otto Beyse; Hildesheim; Deutscher Kunstverlag; Berlin 1934; Bild 71
Nr. 17A: neu
Nr. 17 (334): Elf Spann langer Holzbau, umgebautes EG, vorkragendes OG; aus der gotischen Zeit, Konsolen mit Schachbrettmustern.
Nr. 16 (333): sieben Spann lang, sonst wie Nr. 17, früher mit prächtiger, gestemmter Tür der Biedermannzeit, mit aufgesetzter Kehlleiste und verdoppeltem Sockel (Bild 1)
An der Ecke Rathausstraße Nr. 15 (332) stand bis 1885 das städtische Brauhaus.
Bildquelle: Bild 1: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 244
Ansichtskarten: Privatbesitz H.-J. Brand