[1] Zur Wollenweberbäuerschaft gehören Nr. 1-11 und 78-92; zur Goschenbäuerschaft gehören Nr. 12-77.
Nach den Kesselflickern (Kedeler) benannt.
Ketelerstrate 1320; Kettelerstrate, Ketelerestrate, Ketelerstrate, bis ins 16. Jahrhundert.
Der Hof des Dompropstes auf der Neustadt wird zuerst 1585 erwähnt, er lag an der Stelle der jetzigen Loge; der Vogt bewohnte etwas weiter westlich die Vogtei.
Die Dompropstei brannte im September 1633 ab.
Die Keßlerstraße enthält vorwiegend kleine Ackerbürgerhäuser, sogenannte „Buden“. Die Südseite zum größten Teil zur ehemaligen Dompropstei gehörig enthält die Großvogtei und die Loge.
[2] In der Frühzeit auch Kossilienstraße genannt.
Die Straße in der Neustadt wird als Sitz des Handwerks der Kesselflicker (platea caldariorum) schon 1309 bezeugt und deutsch als "Ketelerstrate" 1315 belegt.
Noch heute wird sie im Volksmund scherzhaft "die Kesselei" (plattdeutsch "Keteloi") genannt.
[1] Von den Häusern, die größtenteils im Dreißigjährigen Krieg bei der Belagerung 1633 zugrunde gegangen sind, sind nur wenige erhalten. Von diesen als gotisch anzusprechen: Nr. 1 (früher 876), Nr. 17 (824), Nr. 82 (866), alle drei 3 spann lang, EG und ZG.
Den Übergang zur Renaissance sind zuzuweisen die Häuser Nr. 80 (864), Nr. 58 (842), Nr. 59 (843), Nr. 61 (845), dieses von 1583 und Nr. 69 (853), alle vier im Aufbau wie Nr. 1.
Aus dem 18. Jahrhundert stammten nachstehende Bauten:
Nr. 57 (841): das Grundstück enthält das schönste Bauwerk des 18. Jahrhunderts in Hildesheim: die St. Johannes Freimaurerloge „Pforte zum Tempel des Lichtes“. Ursprünglich war das Haus die Kurie des Dompropstes der Neustadt, von dem es die Loge 1804 nach der Säkularisation für 3500 Rthlr. Erwarb und 1805/06 im Innern, im oberen Geschoß zu Sälen verwandelt, umbaute.
Die Tür der Einfahrt (Bild 1 unten) ist in ihrer charakteristischen Einfachheit sehr anziehend, mit Flachbogen, geraden Gesims, gestützt durch ein Konsol, im Flügel eine kleine Fußgängerpforte; Rechts und Links in den Ständern die traditionellen Hundeköpfe (verstümmelt).
Der Hof macht einen unvergleichlich stimmungsvollen Eindruck (Bild rechts). Der Bau selbst krönt die Wohnbaukunst Hildesheims im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts. Hinter großen Bäumen steht ein vorzüglich in den Verhältnissen abgewogenes Holzhaus, auf massivem Sockel, zugänglich durch eine breite Freitreppe mit Docken und schönen Vasen auf den Steinpfosten (vergleiche Bild 2 unten). In der Mitte des Sturzes über dem Kellerfenster die Inschrift 1730.
Die Erdgeschoßarchitektur mit großen Ständern und gekreuzten Streben, die Oberlichte sehr glücklich in das Rahmenwerk eingepaßt. Die Fenster mit Schiebeflügel. Das Portal ist in Stein durchgeführt, im Grundriß flach gebogen, um die perspektivische Wirkung entsprechend zu erhöhen, in zierlichster und feinster Weise in den Einzelheiten durchgearbeitet, hervorragend die Technik der Aufführung.
Das gleiche ist von den inneren Ausbau zu sagen. Der linke Ecksäule in ursprünglicher Art erhalten, wirkt sehr gut; hübscher Kamin, Stuck an den Decken nebst großer ornamentierter Voute, in die die Stichkappe der sog. Ochsenaugen (der flach gelagerten Fenster) sehr geschickt einschneiden (Bild 3 oben). Eingelegter Parkettboden.
Die Türen mit reichen Umrahmungen, die Flügel selbst mit gekreuzten Rahmenstücken höchst eigenartig ausgebildet (Bild rechts). Der Flur und die jetzt rechts abgetrennte Küche bildeten ursprünglich eine große Diele. Die Treppe zum Obergeschoß ist bei aller Einfachheit der Anordnung doch klar und monumental.
Sehr geschickt ist der Eingang zu dem Obergeschoß in die Mitte des Podestes nach rückwärts verlegt, während nach rechts der Korridor hier zum allein angeordneten Zwischengeschoss (Grundriß: Bild 1 unten, Schnitt Bild 2 unten, Docke: Bild 3 unten) weiterführt. Der Unterzug des Podestes ist reich profiliert; die gedrehten Docken gefällig im Kontur; die Formen des gesamten Ausbaues Behaglichkeit und Wohnlichkeit ausdrückend.
Im Obergeschoß liegt ein großer nicht zugänglicher Saal.
In die gleiche Zeit gehört:
Nr. 69, dreistöckiges Haus, fünf Achsen Front, erbaut durch den Kanonikus und Senior Walther Schmedding 1740; Grundriß typisch, das Haus in allen Einzelheiten gut erhalten (Bild rechts). Über der Tür Inschriftschild und Wappen, Schild mit (h) nach rechts aus Wolken ragendem Arm mit Hammer. Die Inschrift lautet:
ADMOVM REVERENDVS DOMINVS
WALTERVS SCHMEDDING INSIGNIS
COLLEGIAT.E ECCLESLE AD STAM CRVCEM
CANONICVS SENIOR ME FIERI FECIT ANN MDCCXL – (1740)
Dem gleichen Jahrhundert gehören an die beiden kleinen Ackerbürgerhäuschen Nr. 83 (867) und Nr. 84 (868) vier Spann lange Bude aus EG und OG, dieses mit Inschrift:
JOHANN HARTMANN ISER, DOROtHEA ELISEBEt BEStEN
(beachte die kleine „t“ in der Schrift)
In der Spätzeit des 18. Jahrhunderts oder den Anfang des 19. Jahrhunderts fallen die beiden Häuser:
Nr. 91 (874); Nr. 92 (875) beide noch mit Freitreppen; letzteres von Baurat Wellenkamp, angeblich um 1830 erbaut? Mit Resten schöner Innendekoration.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4: Bürgerliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 380ff
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
Bildquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4: Bürgerliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 380ff