[1] Die Judenstraße wird 1385 zuerst erwähnt, in diesem Jahre fordert Bischof Gerhard vom Rate die Erlaubnis ihrer Benutzung durch die Juden. Judenhäuser 1378 genannt (leider ohne Angaben der Baustelle). 1385 wird eine Synagoge auf städtischem Boden errichtet. Diese als goddeshus im Schutzprivileg des Bischofs Magnus 1439 erwähnt.
Zur Majorisbäuerschaft gehörig.
Die Verbindung von Altpetriplatz und Rathausplatz, die Judenstraße, war ursprünglich das jüdische Ghetto. Erst nach Vertreibung der Juden 1457 wurde wohl der größte Teil der Häuser neu gebaut und vielfach im Schmuck gerade als Gegensatz zum Judentum religiöse, christliche Motive betont.
Die Häuser sind durchweg klein, drei Fensterachsen, EG (alle zu Läden umgebaut) mit ZG und ein (selten zwei) OG. Im Dach vielfach Aufzugluken (auch im zweiten Stocke).
[2] Diese Straße der Altstadt - welche auf den Marktplatz mündet - ist seit 1322 als Sitz der Juden (Ghetto) bezeugt (vicus judeorum), deutsch "uppe der Jodenstrate" seit 1381.
Die Juden waren als Geldwechsler- und Verleiher für den Marktverkehr im Mittelalter unentbehrlich, da die Kirche den Christen das Zinsnehmen untersagte.
[20] Sie wird 1381 zum ersten male urkundlich erwähnt, obgleich sie erheblich älter sein wird. Auf dem Pferdemarkt, Platz am Zusammenstoß der Juden- und der Scheelenstraße, stand seit 1414 der Judenbrunnen.
Das sogenannte Templerhaus am Markt und Judenstraßen-Ecke soll an derjenigen Stelle stehen, wo vor der Vertreibung der Juden 1457 ihre Synagoge gestanden habe. durch den Stil des Gebäudes, welcher dem 14. jahrhundert angehört, dann aber auch dadurch, daß es 1422 bereits dem Bürgermeister Ludolff von Harlessem gehörte, dessen Vorfahren es erbaut haben müssen, wird der Irrtum dieser Annahme, welche nach Buhlers Meinung von Dr. Kratz aufgestellt worden ist, hinfällig.
Nach ihrer Rückkehr siedelten sich die Juden vielfach auf dem Lappenberg an, und die Judenstraße führte von da ab ihren namen gewissermaßen zu unrecht.
Die einzige hebräische Inschrift (Psalm 127,1), welche ein Hildesheimer Haus aufweist, steht in der Judenstraße Nr. 13.
[1] Nr. 1; an einer Torfahrt zwei Wappen mit den Beischriften:
Hans Storre, Margreta Bex
Ursprünglich zu dem jetzt abgerissenen Stallgebäude des Wedekindhauses gehörend.
Die Erweiterung der Scheelenstraße vor dem südlichen Eingange der Judenstraße gehört noch zu jener. Das hier früher stehende Haus Nr. 27 (früher Scheelenstr. 310, Hinterhaus des Hotels d‘ Angleterre) trug nach Mithoff die Inschrift:
ano ∙ dni ∙ m ∙ c ∙ c ∙ c ∙ c ∙ c ∙ xix (1519)
Nr. 3 (341), zwei Spann lang, zwei OG, mit Flechtband ebenda, Bodenluke im obersten Geschoß.
Nr. 4 (342); vier Spann lang, mit Flechtband in der Setzschwelle.
Nr. 5 und Nr. 6 (343, 344); sechs Spann lang, zweistöckig, Rollkonsolen im ZG.
Nr. 7 (343); drei Spann lang, spätgotisch.
Nr. 9 (347); fünf Spann lang, zwei auskragende OG; oberstes als Lagerboden erhalten.
Nr. 11 (349); drei Spann breit, von 1621, zierliches, reiches Renaissancehäuschen (zweite Hälfte 16. Jahrh.). Links Stube, gerader Flur mit vorderem Eckzimmer, dazu Aufgang ins OG darüber Küche, typischer Grundriß eines Kleinbürgerhauses (Bild 2). Profilleisten gekröpft; in den Brüstungen drei figürliche Darstellungen: AQVA, TERRA, ÆR. Die zugehörigen Inschriften innerhalb des Bildes in Kartuschen.
Die unteren Brüstungen zeigen drei Evangelisten:
S. MATTHE (im Lehnsessel an einem Buche – seinem Evangelium – schreibend, vor ihm ein Engel); S. LVCAS und S. LVCAS (sich gegenübersitzend, Bücher schreibend, mit den Symbolen Löwe und Ochse).
Die Schwelle des OG mit übertünchter, teils unleserlicher, teils entfernter Inschrift. Sie lautet:
(Wer) gott vertravwet hatt woll gebavwet
Im himel vndt auf erden
Wer sich verlest auf Jesum christ
Dem mvs der himel werden.
Al de mir kennen den gebe gott was sie mir gonnen.
Die Tür ist jünger. Das Haus war früher nach Nr. 12 zu länger und enthielt die bildliche Darstellung von St. Johannes. Ursprünglich angeblich Judenschule? Mithoff erwähnt noch zwei Wappen mit den Beischriften:
STEFFEN DEGENER 1621 ANGGENETE SCHWARTTE
Nr. 13 (351); vier Spann lang, EG neu, von 1543, Konsolen Mischstil, hebräische Inschrift, zu Deutsch: Wo der Herr nicht das Haus bauet, da arbeiten umsonst, die daran bauen; wo der Herr nicht die Stadt behütet, da wachet der Wächter umsonst. (Psalm 127, V. 1.).
Nr. 14 (352/53); spätgotisch, aus zwei Häusern von zwei bzw. fünf Spann bestehend, EG neu, mit hübschem, nur im ZG als Auslug nachträglich aus dünnem Bohlwerk eingebautem Erker mit guten Holzschnitzereien biblischen Inhalts (Bild). Es ist dargestellt: Maria Magdalena, dem Heiland die Füße salbend; die Jakobsleiter (hier namentlich die Darstellung der Bäume sehr originell), Bileams Eselin, Salomos Urteil und Jesus und die Samariterin; eine durch die Anordnung der Figuren wie die Behandlung des Hintergrundes gleich vorzügliche Holzschnitzerei. Das Haus angeblich 1528 erbaut.
Nr. 15 (354); Eckhaus, sieben Spann lang, Erker dreigeschossig, gotisch, Setzschwellen mit Dreieckzier.
Nr. 17 (356); drei Spann lang, Rollkonsolen, einfach.
Nr. 19 (357); drei Spann lang, mit Windeluke im Dach.
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 256f
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
Privatbesitz H.-J. Brand
Bild 1: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 257
Bild 2: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 258
Zurück → Straßen
J