[1] Zur Georgiibäuerschaft gehörten: Nr. 6-42, zur Jacobibäuerschaft gehörten: Nr. 1-5 und Nr. 43-46.
Diese Straße enthält namentlich im nordwestlichen Teile zahlreiche jüngere Häuser, welche nach einem größeren Brande in der zweiten Hälfte der 18. Jahrhunderts neu errichtet wurden und charakteristische mehrstöckige Wohnbauten (mit Braugerechtigkeit) dieser Epoche darstellten. Unter ihnen ist besonders beachtenswert: siehe Beschreibung
[2] Diese Straße der Altstadt ist seit 1204 (platea sancti Jacobi) nachweisbar; 1403 Jacobus strate. Sie hieß nach der Kapelle St. Jacobi, der heutigen Jakobikirche.
[20] Die Jakobistraße bestand schon 1204.
Sie führt ihren Namen von der dort befindlichen Kirche, die freilich erst 183 Jahre später urkundlich erwähnt wird und jetzt (1920) natürlicherweise nicht mehr die ursprüngliche ist. Nach ihrem Bezirk wurde die betreffende Bäuerschaft "Jakobibäuerschaft" benannt.
Nr. 3 (113): ein einfaches vierstöckiges Fachwerkhaus von 15 Spann Länge mit schöner Diele. Ursprünglich schon als Brennerei eingerichtet und an Stelle eines älteren Hauses mit Braugrechtsame stehend, ist die Durchfahrt und die Diele im Grundriß (Bild 1) sehr großartig gestaltet. Die Türen der seitlichen Räume sind durch kleine Treppchen zugänglich, seitlich davon liegen die Schrottreppen zu den Kellern. In der linken hinteren Ecke die Treppe zum Obergeschoß. Die Haustür (Bild 2) ist reich geschnitzt, der Messingbeschlag noch vollkommen erhalten; der Klopfer speziell als Fischweib sehr originell ausgebildet. Schwere Docken stehen in den Geländern der Treppen.
Die Hinterfront ist unverändert und zeigt in den beiden obersten Geschosses noch die Fruchtaufzüge zu den Böden, von denen der oberste noch als solcher erhalten ist. Massive Quaderbrandmauer nach dem Nachbarhaus Nr. 4.
Nr. 4 und 5 (114, 115), letzteres laut Inschrift in einem Gurtbogen des Kellergewölbes von 1771.
Nr. 5 (115): ein dreigeschossiger Bau von fünf Fensterachsen in der charakteristischen Bauweise des 18. Jahrhunderts (zwischen den Fensterpfosten schmale ausgemauerte Zwischenfelder). Oben Zwerghaus mit Dreiecksgiebel. Hübsche Eingangstür mit geschnitztem Oberlicht.
Nr. 7 (117): Haus aus dem 18. Jahrhundert, hübsche Tür mit flott gezeichnetem Ornament des Rokokostiles.
Nr. 9 (119): sieben Fensterachsen, Küsterhaus von St. Jakobi, ist ein sehr gutes Beispiel aus der Biedermeierzeit. Errichtet nach einem Brande 1822. Zweistöckiger Bau mit großem Zwerghaus und dreieckigem Dachgiebel mit charakteristischer halbkreisförmiger Luke. Dreifaches Mittelfernster über der Tür; diese mit jonischen Pilastern, darüber sehr flache Verdachung mit Rosetten in der Untersicht. Die Tür selbst einfach und hübsch gezeichnet; ihr Oberlicht eigenartig durch die Leistenfüllung. Der Treppenaufgang im Innern liegt seitlich und wird durch ein Oberlicht in der Decke des Erdgeschosses von oben etwas erleuchtet.
Nr. 11 (121): Haus von fünf Fensterachsen mit bemerkenswerter zweiflügeliger Dreifüllungstür mit unter 45° angeordneten Profilleisten.
Aus der neugotischer Zeit sind die Häuser Nr. 12, 13 und 14.
Nr. 13 (123) und Nr. 14 (124): fünf bzw. acht Spann lang, aus EG mit ZG und auskragendem OG und einem gleichfalls auskragendem zweiten Geschoß bestehend, mit Dreieckzier in den Konsolen und der Schwelle. Der jüngere Erker dieses Hauses kragt nur um die Ausladung des obersten Stockwerkes durch den ganzen Bau vor, das Zwischengeschoß in ihm ist unterdrückt zugunsten des ersten Obergeschosses. In seiner Brüstung sind zwei Wappen; links: Schild geteilt, oben Hase, unten acht Ringe, rechts: drei Schwerter auf einem Berge, Inschrift: links:
Theodor Willerdinck und rechts: Gert….Hessen.
In dem Erker seitlich links: die Figur der FIDES, rechts die der JUSTITIA.
Die Pfosten des Erkers sind als hermenartige Säulchen geschnitzt. Das Haus wurde später umgebaut und erhielt als neuen Eingang eine reiche Rokokotür mit niedrigem Oberlicht. In der rechten Flurseite ein Treppchen zum erhöhtem Erdgeschoß des Erkers, der außen eine Kellertür zeigt, das reizvolle Treppengeländer siehe Bild links.
Nr. 14, altes großes vierstöckiges Fachwerkhaus mit Erker von 1615, in letzterem befinden sich die Füllungstafeln mit Fides und Justitia und Doppelwappen.
Nr. 17 (126): Haus Ende 18. Jahrhundert auf älterem Sockel von 1554 laut Inschrift am erhaltenen Kellerhals neu erbaut.
Nr. 21 (129 A): kleines Haus von vier Fensterachsen, dreistöckig, mit Schiffskehle in der Schwelle und Aufzug im Dach.
Eine reizvolle Gruppe bilden die gegenüberliegenden Häuser Nr. 23 bis 25 von je vier Spann Länge, mit umgeb. EG und ZG, vorkragendes OG.
Nr. 23 (84): bildet mit Nr. 24 (85) ein acht Spann langes Doppelhaus; mit Schiffkehlen in der Setzschwelle, die von Nr. 23 mit schwer lesbarer, nur teilweise vorhandener Inschrift: Hans Forkmann …Anno.
An beiden Bauten im EG und ZG je ein zwei Spann breiter jüngerer Erker; der an Nr. 24 mit gekröpften Gesimsen stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. An Nr. 23 Türsturz mit Vorhangbogen.
Nr. 25 (86): vier Spann lang, EG mit ZG und vorkragendem OG; Schiffskehle in Setzschwelle, Rollkonsolen. Der Erker ist jünger, im EG mit Vorhangbogen, gekröpfte Profilleisten, Rundstäbe in den Fensterpfosten.
Nr. 26 (87): Giebelhaus des 18. Jh., mit Walm(dach), Rokokotür mit Oberlicht, ursprünglich mit Freitreppe wie Nr. 32.
Nr. 32 (90): zweistöckiges einfaches Fachwerk, Ende 17. Jh., 10 Spann lang, im Dache Zwerghaus mit Aufzugrolle. Hübsche Tür, Renaissancepilaster mit gekröpftem Kranzgezims, Türflügel einseitig geteilt, sodaß für gewöhnlich der breitere Flügel, bei Transport größerer Gegenstände, beide Flügel geöffnet werden können.
Eigentlich gotisch ist ferner die Häusergruppe von Nr. 34-36.
Nr. 34 (91): drei Spann lang, EG mit ZG und vorkragendem OG, zeigt die typischen Dreieckzier in Konsolen und Schwellen.
Nr. 35/36 (92,93) bilden ein Doppelhaus aus zwei je vier Spann langen Bauten aus EG mit ZG und vorkragendem OG bestehend. Der (jüngere) flachbogige Torbogen mit eingestochener Hohlkehle, Schiffskehle in dcer Setzschwelle. In den Pfosten sind eingestochen von links nach rechts:
Wappen. D.S. 1. 5. 5. K. Wappen
Im linken Schilde: linker Schrägbalken mit zwei Geweihen, im rechten: neun Rosen.
Nr. 39 (96): sieben Spann lang, sonst wie Nr. 35/36, zeigt im OG noch die Tür mit der Aufzugsrolle, die beiden letzten Gefache nach dem Nachbarshaus in ursprünglicher Form als Lagerboden erhalten.
Nr. 41 (97): wie Nr. 34, sechs Spann lang, Pfosten oben mit Grundzapfen für die Dachbalkenlage und einem niedrigen Drempel. Die Tür ursprünglich spitzbogig.
Nr. 42 (98): einfaches gotisches Gebäude, acht Spann lang, aus EG mit ZG und auskragendem OG bestehend, zeigt teilweise alte Glasfenster. Diele, sowie Torfahrt nebst Oberlicht im 18. Jh. Umgebaut; das Portal (Bild ) eine prächtige Schreinerarbeit jener Zeit.
Die Diele dieses Hauses ist vollkommen und unverändert erhalten. Ein Unterzug, von einem starken Holzpfosten mit übereinander verkämmten Kopfbändern gestützt, trägt die Deckenbalken und ruht auf einer hübschen geschnitzten Säule an der gegenüberliegenden Wand. In der rechten Ecke nach der Front liegt ein Kontor, an Stelle einer früheren Braupfanne, dahinter der offene Arbeitsraum, hinter diesem übereinander zwei gewölbte Räume. Links von der Diele das höherliegende Wohnzimmer (ehemals Kontor) mit Fensterchen nach der Diele. Neben der Freitreppe zu diesem Raume führt eine Schrottreppe in den darunterliegenden Keller.
Text-Quelle:
- Literatur
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seite 203ff
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesh. 1984; ISBN 3-8067-8082-X
Privatbesitz H.-J. Brand
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seite 203ff
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