[1] Herrlich ist der Ausblick auf die schöne ernste Godehardikirche, am Eingang zum sogenannten Godehardibrink, d. i. der Straße, die sich in starker Senkung hinunterzieht zur Innerste, und so das malerische Bild auch in der Straßenneigung ergänzt. Die Ansicht auf den Westchor der Godehardikirche von dieser Straße gehört zu den wirkungsvollsten Straßenbildern Hildesheims.
An diesem Platze liegen auch die beiden besten kleineren Wohnhäuser des beginnenden 17. Jahrhunderts. Glücklicherweise sind beide nur matt bemalt und wirken im Schmucke ihres prächtigen natürlichen Holzmaterials außerordentlich dezent und harmonisch.
[2] Der Name wurde 1871 als amtlicher Straßenname für die vom Brühl zur Godehardimühle hinabführende Straße festgelegt. Zuvor führte sie den Namen "Godehardibrink".
[20] Der Godehardsplatz war ehemals ein mit niedriger mauer eingefaßter Kirchhof. Die von dem Brühl nach der Mühle hinabführende Straße hieß der "Godehardibrink". "Brink" ist ein Hügel, auch der "Abhang" desselben.
[1] Nr. 1 (1099), sieben Spann nach dem Platze lang, EG mit ZG und vorkragendem OG darf als das beste angesprochen werden. Der Grundriß (Bild 1+2) zeigt in dem Pfeiler der Nordwand der Diele die Anordnung eines Längsunterzuges, auf dem die Stockwerksbalken ruhen.
Die Diele nimmt die ganze Nordwestecke des Hauses ein, ihre Treppe führt vom Podest zu einem niedrigeren Ostflügel und dem Zwischengeschoß der Westfront mit einer kurzen Fortsetzung zum Obergeschoß. Das Haus wurde nach Süden später um eine Raumbreite verlängert. Im Dachgeschoss, das die ursprüngliche Größe des Hauses noch zeigt, ist dies deutlich zu ersehen (Bild 3). Das Treppenhaus mit geräumiger Diele zeigt das Bild 4.
Auf steinernem Unterbau erhebt sich das Untergeschoß, dessen Pfosten mit Kandelabersäulchen geziert sind (Bild 5a+5b).
Die Brüstung darüber, ebenso die Oberkante der Setzschwelle ist mit Zahnschnittleisten geschmückt. Über der Tür die Inschrift: Diderich Böninegk 1619, catrin Beseke, desgleichen links die Hausmarke (Bild 6), rechts C – B, darunter eine Schüssel (Zuber).
Im Zwischengeschoß kurze hermenartige Pilaster mit reich verzierten Konsolen, darüber wiederholt sich das Obergeschoß in ähnlichen Formen wie im Unterbau. Der dreiachsige, vorspringende Erker zeigt die Darstellungen der Fides, die Justitia und Spes, unten Fortitudo, sämtlich ohne Beischrift.
Die Treppe samt den gedrehten Stäben ist jünger; sie stammt aus der Zeit der Erweiterung des Hauses (nach älteren Beispielen darf man hier kurze Docken erwarten). Ebenso scheinen die Türen nicht mehr ursprünglich, von älteren hat sich nur eine, mit toskanischen Pilaster als Verkleidung, erhalten (Bild 7). Die Füllungen sind durch beiderseits angeordnete Leisten befestigt; auch der alte Griff noch erhalten. Hübsche weit ausladende Simsbretter als Krönung.
Das Äußere des Hauses ist von hervorragender harmonischer Schönheit (Bild rechts).
[20] Eckhaus von 1619.
Über der Tür:
Diederich Böningck, Catrine Beseke
und Doppelwappen der Genannten.
Sonst reiche Flachschnitzerei; im oberen Ausbau:
Glaube, Gerechtigkeit, Hoffnung, unten Tapferkeit
[2] Nr. 12: auch: Wernersches Haus (Hinterer Brühl 12)
Es wurde 1606 vom Domsekretär Phillip Werner und seiner Frau Anna Rosenzweis als Wohnhaus errichtet.
Das Gebäude blieb im Dreißigjährigen Krieg unbeschädigt. Beim Bombenangriff auf Hildesheim am 22. März 1945 erlitt es zahlreiche Brandschäden, die bis 1948 bereits behoben waren. Es wurde zuletzt 1974 grundlegend renoviert.
Das Wernersche Haus ist ein typisches bürgerliches Renaissance-Fachwerkhaus mit drei Stockwerken.
In den Fensterbrüstungen des ersten Stocks und des Erdgeschosses folgende figürliche Darstellungen:
Inschriften:
„Anno 1606 hoc aedificium per Philippum Wernerum, secretarium suis sumptibus est extructum“
(Im Jahre 1606 ist dieses Haus von Secretarius Philipp Werner auf eigene Kosten erbaut)
1. Stock:
„Du redest hiervon, was dir gefelt, kostet mir aber das meiste Geld; habe ich geirt, so hüte dich,
bin nicht allein,dem witze gebricht.“
Als einer der wenigen Fachwerkhäuser hat das Haus die Bombenangriffe von 1945 überstanden. Heute gilt als das schönste, noch original erhaltene Fachwerkhaus Hildesheims. Es befindet sich im Privatbesitz.
[20] Nr. 12, großes Eckhaus am hinteren Brühl von 1606.
Die Inschrift auf der Setzschwelle des linken Vorbaues lautet:
„Anno 1606 hoc aedificium per Philippum Wernerum, secretarium suis sumptibus est extructum“
(Im Jahre 1606 ist dieses Haus von Secretarius Philipp Werner auf eigene Kosten erbaut).
In den Fensterbrüstungen des Erdgeschosses und ersten Stocks befinden sich figürliche Darstellungen. Oben:
Saturn, Mars, Mercur, Sonne, Jupiter, Venus, Mond, Superbia, Judith, Pax.
Nach dem hinteren Brühl zu, oben:
Invidia, avaritia, perturbatio, inquietas.
Im Erdgeschoß: spes (Hoffnung), fides (Glaube), caritas (Liebe), patientia (Geduld).
An der Schmalseite des Vorsprungs links in den Füllungen ein Greif und ein Einhorn.
Unten links zwei Wappen, daneben St. Bernwardus mit dem Kreuz und St. Maria.
Im ersten Geschoß Hinricus pius (Bild), Ludovicus pius mit dem Modell der Godehadikirche und die Inschrift:
Du redest hir von was dir gefelt, kostet mir aber das meine gelt, habe ich geirrt, so hüte dich, bins nicht allein, dem witze gebricht.
Das Gegenstück zu Nr. 1 ist das auf Bild rechts abgebildete Haus.
Nr. 12 (1167). Auch dieses nach dem Godehardiplatz zehn Spann lange, nach dem hinteren Brühl sieben Spann tiefe Haus ist mit feinem Geschmack auf massivem Unterbau – am Erker mit Plinthe und Sockelprofil – errichtet. EG, zwei vorkragende OG.
An der Ecke erhebt sich ein auf beiden Seiten vier Spann breiter Erker. Seine Pfosten zeigen im OG und zweiten OG frei komponierten Stützenformen mit jonischen Kapitellen, im mittleren Obergeschoß korinthische Kandelabersäulchen. In den vier Brüstungsfeldern nach dem hinteren Brühl sind die Darstellungen der SPES, FIDES, CARITAS und PATIENTIA, in denen des Mittelgeschosses drei Kaiserbilder: HINRICVS PIVS, LVDOWICVS PIVS, CAROLVS MAGNVS und S. GODEHARD angebracht.
Darunter in der Setzschwelle die Inschrift:
Dv redest hir van was dir gefelt. Kostet mir aber das meine (?) gelt.
Habe ich geirt, so hvte dv dich. Bins nicht allein, dem Witze gebricht.
Nach vorn in gleicher Höhe:
ANNO 1606 HOC AEDIFICIVM PER PILLIPPVS WERNERVM
SECRETARIVM SVIS SVMPTIBVS EST EXTRVCTVM.
Darüber seitlich in den Brüstungen: S. BARWARDVS, und rechts S. MARIA, dazwischen zwei Wappenschilder. Das linke Schild mit drei Lilien, das rechte mit nach (h) rechts schreitendem Löwen.
In den Brüstungen des Obergeschosses sind am Erker die Planeten: SATVRIVS, MARS, MERCVRIVS, GONIR (?) statt Sol (?); ferner JVPITER, VEVUS, MON (statt Luna) dargestellt, sowie die SVPERBIA; am rechten Erker: JVDIT und PAX. Nach vorn: INVIDIA, AVARITIA, PERIVERATIO (mit Blasbalg Feuer anfachend, Verleumdung ?) MOVIETAS (Beweglichkeit, Neugierde ?, beide neue Wortbildungen).
Das Zwischengeschoß ist umgebaut, ebenso der Neubau des rechten Erkers jünger.
Im Dach eine Bodenluke, die alten Schiebefenster im Zwischengeschoß teilweise erhalten. Die Treppe inne aus der Biedermeierzeit, ebenso die Haustür mit Oberlicht.
Erbauer des Hauses ist der Domsekretär Philipp Werner, von dessen Familie ein Grabstein an der Südwand des Domes angebracht ist.
Nr. 2 (1100), 15 Spann langes Haus (jetzt Pastorhaus) mit zweiflügeliger Biedermeiertür.
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 343ff
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
Privatbesitz H.-J. Brand
[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 343ff
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