[1] 1218 als platea infra urbem et s. Michaelem bezeichnet; Borghstrate 1368, vicus qui dicitur Borchweg 1356; Borchstrate 1357. Dieser Name blieb bis etwa 1600.
Zur Hagenbäuerschaft gehören: Nr. 24-33, zur Lapidisbäuerschaft: Nr. 1-23 u. 34.
[2] Sie ist seit 1218 als Verbindung der Domburg mit dem Michaeliskloster nachweisbar. Mit dem deutschen Namen "Borschstrate" zuerst 1368 bezeugt. Sie zerfiel durch die Kreuzung mit dem Alten Markt in die lange (südliche) und kurze (nördliche) Burgstraße. Erst 1871 wurde der einheitliche Name "Burgstraße" verbindlich.
[20] die Burgstraße wird schon 1218 als platea infra urbem et s. Michaelem in einer Urkunde genannt. Unter der Burg (urbs) ist der durch die Befestigungen des Bischofs Bernward geschaffene feste Ort zu verstehen, welcher durch die Treibe, Innerste und die Mauer am Pfaffenstieg eingeschlossen wurde.
Später zerfällt die Burgstraße in die "Lange" und "Kurze", die durch den Alten Markt voneinander geschieden wurden. Seit 1871 haben beide wieder die ursprüngliche einheitliche Bezeichnung.
[20] Nr. 1 + 2, großes Eckhaus, neu im Hildesheimer Fachwerkstil an Stelle des alten, mit hohem Giebel versehen gewesenen Eckhauses, des Lapidis-Knochenhauer-Amtshauses.
[1] Als wichtigste Verbindungsader von Michaeliskloster und westlichem Burgtor bereits sehr früh bebaut, sind naturmäßig die ältesten Bauten dieser Straße meist durch neuere ersetzt, daher auch einige wertvolle Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert vorhanden.
Im Charakter der spätgotischen Kurie des Rektors Cramer, Nr. 4 (1453), von 1499 sind gehalten folgende einfachere Fachwerkhäuser: Nr. 3, Nr. 21, 28, 34, 47.
Nr. 3 (1451/52) mit zweiflügeliger Biedermeiertür, vier Spann lang, umgebautes EG mit ZG, zwei vorkragende OG; Fruchtzug im Dache.
[20] altes Fachwerkhaus mit 3 Konsolenreihen, oben in den Fensterbrüstungs-Füllungen aqua, terra, ignis, aer. die Stiele sind geschnitzt.
Aus der Renaissancezeit stammten folgende Bauten:
Nr. 3a (1452), vier Spann langer Bau, umgebautes EG mit ZG, zwei vorkragende OG; ursprünglich gotisch.
Das später aufgesetzte zweite Obergeschoss dieses Hauses ist eine reiche Renaissancearbeit, mit Kandelabersäulchen, Ornamentenzier in Postamenten und Schwellen sowie der üblichen Zahnschnittleiste. In den Brüstungen die vier Elemente: AQVA, TERRA, IGNIS und AER. Bauzeit etwa um 1600.
[20] Nr. 4, von 1499. Auf der Setzschwelle im II. Stock befindet sich die schöne lateinische Inschrift:
Bartoldus episcopus (dessen Wappen) hilden. Anno dm. MCCCCXCIX Kalendis. Aprilis. Egerdus, episcopus (dessen Wappen) sleswic. hasce. edes. are rector. dive catharine. Henricus. cramer. condidit. ere. suo Theodorius Alten. (dessen Wappen). Henricus Cramer. (dessen Wappen).
(Heinrich Cramer, Rektor des Altars der heil. Katharina, hat dies Haus für sein Geld erbaut am 1. April 1499.)
Aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammt das einfache dreigeschossige, fünf Fensterachsen breite Haus
Nr. 5 (1454) datiert 1673 laut Inschrift im Türsturz, wie das Andreanum in den Setzschwellen profiliert.
Auch das im Übrigen ganz modernisierte zweistöckige Haus
Nr. 6 (1456), mit einseitiger Treppe in der Diele, mit dicken runden Docken bildet den Übergang zum 18. Jahrhundert. Diesem gehören an: Nr. 42, Nr. 43
Nr. 7 (1456), sieben Spann lang, EG mit hoher Diele ohne ZG, vorkragendes OG; mit Kandelabersäulchen in den Pfosten. Diese gehen im Unterbau ganz durch, weil die Diele dahinter liegt. Die Treppe führt seitlich hoch zu einem unterkellerten etwas höher liegenden Erdgeschoss und nach dem gegen den Hof liegenden Zwischengeschoss sowie zum Obergeschoss (Bild oben).
In den (jüngst aufgedeckten) Brüstungsfeldern des zwei Spann breiten Erkers sitzt eine Schnitzerei: Maria mit dem Christuskinde, sowie ein Feld mit Inschrift:
NON NOBIS SOLVM NATI SVMVS SED ET POSTERIS.
Die übrigen Felder enthalten Kartuschenwerk als Schmuck.
Nr. 8, neues Eckhaus im Hildesheimer Fachwerkstil.
Nr. 15, 16, 20 , alte Fachwerkhäuser ohne Inschriften und Verzierungen.
Nr. 21 (1471), drei Spann lang, umgebautes EG und ZG, vorkragendes OG, aus gleicher Zeit wie Nr. 3
Nr. 23 (1473), elf Spann lang, umgebautes EG, ZG und vorkragendes OG mit Hausmarke: gespaltener Schild, (h) rechts drei Rauten, (h) links ein halbes Kettenrad und der Inschrift:
„Berwert Möller me fecit“.
Der zweimal vorkragende Giebel nach dem Altemarkt, acht Spann breit, mit Rollkonsolen, die Postamente der Pfosten mit Spiegelquadern, die Zierleisten alle entfernt. Tor am Seitenbau nach dem Altemarkt von 1622, zweiflügelig, die doppelte Brettertür mit über Eck gestellten profilierten Deckbrettern.
Die Diele dieses Hauses stammt aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts (Bild 1). Sie ist in der vorderen Ecke angelegt; an der inneren Längswand führt die zweiläufige Treppe zum Zwischengeschoss und links oben ins Obergeschoss. Das reizende einfache Treppengeländer aus drei bzw. zwei Stäben aus der gleichen Zeit (Bild 2).
[20] großes Eckhaus am Alten Markt mit weit vorgekrakten geschossen, auf der Setzschwelle:
Bewert Moller me ...
Daneben Doppel-Wappen (Moller und Moller)
Der Periode des Rokoko angehörig ist das große Haus
Nr. 25 (1475), sieben Fenster Front, dreistöckig, Dreiecksgiebel mit Ochsenauge (Bild 1). Hohe Fenster mit profilierten Umrahmungen und kartuschenartigen Schlußsteinen im Sturze, die des EG und zweiten OG gerade, die des Mittelgeschosses flach gekrümmt.
Das Treppenhaus (Bild 2) ist sehr originell. Von der Durchfahrt betritt man eine rechts seitlich liegende Treppe, deren Podest II zu einem Zwischengeschoss führt. Von hier führt eine Treppe zum I. Stock (= Podest III), und von da in einem von der Front aus beleuchteten Treppenhause hoch und windet sich zu Podest V (= II. Stock) und von hier über Podest VI in die Dachräume.
Im Innern einfache, doch eigenartige Zimmertüren mit geschwungenen Rahmstücken (Bild 3).
Die Torfahrt (Bild 4) mit breiterem Mittelflügel, offenem Oberlicht mit Laterne und reicher Schnitzerei in den Bekleidungen und dem Oberlicht.
Nr. 28 (1478), ein etwas jüngerer Bau von vier Spann Länge, umgebautes EG mit ZG und vorkragendem OG, mit Schiffskehle in der Setzschwelle, Reste einer Vorhangbogentür.
Mit Flechtbändern in der Setzschwelle, also aus der Übergangszeit, sind geziert die Häuser:
Nr. 31 (1684), drei Spann breit, umgebautes EG mit ZG und vorkragendem OG, hier Andeutung von Schiffskehlen und flache Bänder, mit solchen auch die Gebäude Nr. 37, 38
Nr. 34 (1280), stattliches Eckhaus nach dem Altemarkt, hier fünf Spann tief, mit umgebautem EG, vorkragendem OG und dreimal vorkragendem Giebel mit Fruchtluken. Nach der Burgstraße zu neun Spann lang, mit Dreieckzier in Konsolen und Setzschwelle.
Nr. 37 (1284), vier Spann lang
Nr. 38 (1285), fünf Spann lang, beide umgebaute RG und ZG, vorkragendes OG. Dieses mit doppelten Bändern und feingeschnitzten Fächerrosetten in den Brüstungen, beide ursprünglich mit Vorhangbogen in den Fensterpfosten, die Konsolen mit Zierstäben und Schachbrettmustern.
Nr. 41 (1288), vier Spann lang, umgebautes EG mit ZG und vorkragendes OG, ursprünglich mit Vorhangbogen in den Fensterpfosten. Jüngeres Zwerghaus. Verkröpfte Gesimse (daher Bauzeit zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts).
Nr. 42 (1289), der ehemalige Marienroder Klosterhof, ein prächtiges, große Haus, jetzt (1911) dem Schmiedemeister Hesse gehörig. Die monumentale Diele ist nach den Abmessungen die größte Hildesheims. Ihre Halle hat 13,5 m Tiefe, 6,5 m Breite und 6,2 m Lichthöhe (Bild 1).
Zu beiden Seiten der ebenen Durchfahrt führen symmetrisch Treppen zu den Türen der Zwischengeschosse, nach der Hofseite ansteigend und in einem Mittellaufe zum Korridor des Obergeschosses sich vereinigend (Bild 2). Die perspektivische Wirkung des Raumes ist durch die sichtbaren Balkendecken mit den vier Unterzügen sowie die belebende Anordnung der seitlichen Treppenläufe von überraschender Großartigkeit (Bild 3).
Das Geländer ist originell geschnitzt (Bild 4). Das Gebäude gehörte bis ca. 1860 dem Generalvikariat, die Wände der Diele waren mit Gemälden (darstellende Geistliche) geschmückt.
Das Portal einfach, mit zwei jonischen Pilastern. Im Obergeschoss alter Kachelofen (Jahreszahl 1778).
Das Haus steht an Stelle eines Findlingshauses (Waisenhaus), das das Kloster Marienrode durch Tausch seines im Marienröder Sack belegenden Besitztums mit der Stadt am 27. März 1704 erwarb. An Stelle des älteren Gebäudes wurde der jetzige Bau später errichtet.
[9] Nr. 42: Das Haus gehörte früher dem Marienroder Kloster. Das Foto (Bild unten) zeigt die Diele des Gebäudes.
[20] Haus mit großartigem Flur und stattlicher Doppel-Treppe, die in einem Lauf endet. Ehemaliger Marienroder Klosterhof.
Nr. 43 (1290), mit steinernem Unterbau, zwei verschieferten Obergeschossen, platter Giebelseite, mit hübschen einfachen Steinportal; laut Inschrift im Sturz von 1736 (Bild) und dem Wappen des Domstiftes.
Nr. 47 (1294/95), acht Spann lang, umgebautes EG, vorkragendes OG, mit Birnstabprofilen an den Konsolen.
Zahlreiche Gebäude der Burgstraße haben mehr oder minder reiche Türen aus der Rokokozeit und dem Ende des 18. Jahrhunderts:
Nr. 21 (1471) Rokokotür; einflügelig mit gebogenem Oberlicht.
Nr. 33 (1686) Tür aus dem 18. Jahrhundert mit oberen und unterem achteckigen Füllungen.
Die übrigen Türen sind jünger, meist Anfang 19. Jahrhundert, meistens mit Oberlicht. Die schönsten, feinsinnig gezeichneten Arbeiten an den Häusern:
Nr. 41 und Nr. 3, beide Türen zweiflügelig, die Flügel mit Rosetten in der oberen Pfeifen und Stabwerk in der unteren Füllung; erstere noch mit einer Umrahmung mit Triglyphenarchitrav, die letztere nur mit den langgezogenen sogenannten Pfeifen.
Die übrigen Türen sind einfacher, meist ein kleines Oberlicht, darunter eine breite einflüglige Tür mit einfachen oberen Rahmenprofil, unten mit vorgeschobener Füllung; typische Beispiele sind an Nr. 36, 37, 39 und 40.
Text-Quelle:
Bildquelle:
Text-/Bildquellen
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
[9] OB Dr. Struckmann "Malerische Straßen und Winkel in Hildesh."; Verlag Gerstenbergischen Buchhandlung; Hildesh. 1918, Seite 17
[20] H. Schütte; Hildesheimer Hausinschriften; Verlag F. Borgmeyer; Hildesheim 1920
Privatbesitz H.-J. Brand
[9] OB Dr. Struckmann "Malerische Straßen und Winkel in Hildesh."; Verlag Gerstenbergischen Buchhandlung; Hildesh. 1918, Seite 17