(1) Nach Fischer wurde die Straße genannt nach den erratischen Steinen, von denen einer noch jetzt vor dem Roemermuseum liegt, vielleicht aber richtiger nach dem schon früher gepflasterten wichtigen Verbindungswege zwischen Domburg und ehemaliger Dammstadt.
Ihr Gebiet wird 1231 beschrieben als (area) super lapides (auf den Steinen), et in foro antiquo sitam, que protenditur a valva beati Pauli (Paulustor der Domburg) usque ad pontem lapideum.
Die Abtretung des Pfarrbezirkes (parrochie super lapides) von St. Andreas an das Hospital St. Johannis wird 1231 erwähnt. Auch als Große Steine (groten Stenen) 1321; in parvis lapidibus 1295; Lutteken stenen 1404; Groten Steynen 1428 genannt. Zur Lapidisbäuerschaft gehörig.
(2) Seit 1211 als "super lapides" bezeugter Name der Straße der 1300 in "uppe lutteken stenen" und 1321 in "uppe den groten stenen" umbenannt wurde. Diese Bezeichnung der Ost-West-Verkehrsstraße zeugt scheinbar von der frühen bepflasterung dieses wichtigen Handelswegs durch Hildesheim.
Der heutige Name beruht offenbar auf einem Mißverständnis, veranlaßt durch einen ehemals dort gelegenen Findlings.
[1] In der Straße sind nur wenige Häuser in alter Form erhalten:
Nr. 1 (1420) gotisch, 7 Spann lang, umgebaut EG, ZG, vorkragendes OG nach der Ritterstraße eine hochgelegene Spitzbogentür mit Eselrücken.
Gegenüber liegt in einer Gruppe von drei Häusern:
Nr. 11 (1436) als mittelsten ein sehr gut erhaltenes Haus der Renaissancezeit, mit hohem EG mit Diele (Oberfenster über der Tür) und zwei vorkragendes OG. Unten lange Kandelabersäulchen. In der Setzschwelle des ersten OG vorne rechts ein nach (h) links fliegender Adler. Rollkonsolen. In der Setzschwelle des zweiten Stockes:
SAPIENTE DIFFIDENTIA NVLLA ALIA RES VTILIOR
EST MORTALIBVS Anno Dm. 1615
(Nichts anderes ist dem Sterblichen nützlicher als weises Mißtrauen)
In der obersten:
CONVICIA SI IRASCARIS AGNITA VIDENTVR SPRETA EXQVIESCVNT.
(Wenn du dich über eine Beschuldigung erzürnst, so sieht es aus, als ob du sie zugibst, kümmerst du dich nicht darum, so verstummt sie)
Oben hermenartige Pilaster; in den Pfosten des zweiten bzw. ersten Geschosses fein bzw. grob gezeichnete Flachornamente. Der acht Spann lange Nebenbau nach der Ritterstraße enthält in der Setzschwelle das Zeichen HW mit nach (h) links gewendetem Pelikan nebst Jahreszahl 1581. Der rechte Hausteil, drei Fensterachsen breit und vierstöckig, ist aus dem 18. Jahrhundert.
Nr. 12 (1437) Tür mit sehr gut erhaltenem Messingbeschlag.
Nr. 13 (1438) ursprünglich gotisch, acht Spann lang, EG mit ZG; vorkragendes OG wurde im 18. Jahrhundert umgebaut. Vor dem im alten Bogensturz noch erkennbaren Hauseinfahrt ein hübscher Rokokoeingang mit Kartusche über dem Sturz, Oberlicht über der dreiflügigen Tür. Das frühere Haus stammte von 1595 und war mit schwacher Ausladung, unter Verwendung älterer Reste im 18. Jahrhundert umgebaut worden. Das Hoftor vom ältesten Bau trägt die Inschrift:
WER GODT VERTRVET HADT WOL BEBAVDT – 1595
Und zeigt links Wappen mit Kranich (mit Fisch im Schnabel); rechts einen gespalteten Schild: (h) rechts Rose, (h) links ein Kreuz. Das Tor, eine verdoppelte Brettertür mit Oberlicht, Mitteltür und seitlichen Türen nebst dem hübschen einfachen Gitter der Aufgänge entstammte laut Inschrift im Sturz RENOVATVM ANNO 1743 dem Umbau des 18. Jahrhunderts.
Nr. 15 (1443) fünf Fensterachsen langes Haus, im 18. Jahrhundert durch Zutat eines glatten Erkers und einer Sitzbank (jetzt abgebrochen) umgebaut mit schöner Tür aus der Louis-Seizezeit. Im Inneren eine alte Ofennische mit Sitzbank, der Ofen selbst im Andreasmuseum.
Über einer Tür eingestochen die Namen:
Heinrich Wilhelm Marheinecke
Margareta, Lene Borchers 1730
Ursprünglich ein Haus mit Braugerechtigkeit, wie die zwei Kornböden im Dache beweisen.
Die Straße auf dem Stein war ursprünglich abgeschlossen durch einen Turm, den Merian (Tafel 1) noch angibt. Es war wohl der Pantaleonsturm. Es folgte dann die Dammstraße, welche an der Innerste durch einen zweiten Turm, das eigentliche Dammtor mit der Dammbrücke zum Gebiete der ehemaligen Dammstraße hinüberführt.
Das Gebiet zwischen diesen beiden genannten Türmen stand ursprünglich unter dem Synodalrecht der St. Lambertipfarrkirche bei St. Michael.
Der Dammtorturm wurde 1465 errichtet und trug ein Marienbild.
Das ehemalige Dammtor (Außentor) trug nach den Aufzeichnungen von Losius die Inschrift:
Haeret Christi tuis manibus victoria belli 1562
Oldecop gibt in seiner Chronik noch die Verse an:
All unse heil, stark, kraft und stant
Steit, here, alleine in diner hant
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 325f
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
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