Text- und Bildquelle:
[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4: Bürgerliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 315-321
Falls Texte/Bilder aus anderen Quellen vorhanden sind, sind diese gesondert angegeben.
[1] Diese ursprüngliche Hauptverkehrsader der Ansiedlung außerhalb der Domburg wird zum ersten Male erwähnt als antiquum forum 1231; ein Tor im Altemarkt nach der Bischofsmühle zu 1340.
Die Straße unterstand einem Vogt; als einer der ersten tritt Lippold de Veteri foro auf. Später, im Anfang des 15. Jahrhunderts wird ein Niederer und Oberer Altemarkt unterschieden.
Zur Hagenbäuerschaft gehören die Häuser Nr. 1-30, 61-80, zur Lapidisbäuerschaft Nr. 17-43, 44-60.
[2] Diese Straße wurde erstmals 1146 bezeugt, als sich der Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens auf den heutigen „Andreasplatz", die Umgebung der romanischen Andreaskirche verschoben hatte.
Der „Alte Markt“ ist ein Teil der alten West-Ost-Handelsstraße vom Rhein zur Elbe, an der sich der „Wik“ Hildesheim im 8. Und 9. Jahrhundert entwickelte; er wird ursprünglich nur einzeilig bebaut gewesen sein.
Der Verkehr der reisenden Fernhandelskaufleute, die hier einen Rastplatz (Wik) auf dem hochwasserfreien Ufer der Innerste hatten, dürfte die Veranlassung dafür gewesen sein, daß Ludwig der Fromme 815 das von seinem Vater Karl der Große in Elze gegründete Bistum nach Hildesheim verlegte, und zwar auf einen Hügel hart südlich des Straßenmarktes, wo später der Dom entstand.
Der Wik (am „Alten Markt“) ist also die Keimzelle Hildesheims.
[1] Das Ende der Eckemeckerstraße, gleich rechts vom sogenannten Schauteufelkreuz, birgt noch ein prächtiges an der Gartenseite noch unverändertes Holzhaus (Bild rechts), das ehemalige Rektorenhaus des Andreanums. Die Giebelseite nach dem Garten (Rückseite) ist sieben Spann lang, EG mit zwei auskragenden OG, kein ZG. Glatte Pfosten mit Rollkonsolen. Die Schwellen mit ganz flachgehaltenen Schiffskehlen, die Füllbalken des Erdgeschosses Schiffskehlen, des ersten Stockes Wulste mit eierstabartigen Zier, im Dachgeschoss nur Konsolen. Die Brüstungen haben glatte Bohlenbretter, einige davon mit feinem Flachornament geziert; kleine Konsölchenleisten in Brustholzhöhe. Das Haus ist angeblich 1660 (?) errichtet. Eine Inschrift im Garten nicht mehr vorhanden. Die Straßenseite mit Blechplatten verkleidet.
Nr. 9, vom Jahre 1565. Harmen Otte Anno 1565 zwei Wappen (Otte und ?)
Nr. 13 (1276). Das älteste datierte Haus dieser Epoche, ein acht Spann langer dreistöckiger Bau mit der Inschrift in dem Türsturz:
JOHANN LORENZ VETZBERGER
ELISABEDT ∙ BRVNALS ∙ ANNO 1713.
Nr. 14 (1277), sechs Spann lang, umgebautes EG, vorkragendes OG mit gut erhaltenem Torbogen, sowie das Nachbarhaus
Nr. 15 (1278), neun Spanne lang, umgebautes EG, mit zwei auskragenden OG, der größte gotische Bau des Altemarktes. Alle genannten Bauten mit der typischen Dreieckzier in Setzschwelle und Konsolen.
Nr. 17, größeres Eckhaus mit Giebel und Erker (Horst) von 1622
Nr. 18 (1525), vier Spann lang, umgebautes EG mit ZG und vorkragendes OG mit verkröpften Gesimsen, Rollkonsolen und Füllbretter. Ein noch spätgotisch profilierter Türsturz mit überschnittenen Stäben trägt zwei Hausmarken: links: Schild mit Bild rechts, rechts: Schild mit Zirkel zwischen den Buchstaben A. S., dazwischen Ano Dni 1569.
Darüber in der Setzschwelle:
Lippelt Hauerlag hefft duth huss gebuweth.
Im Inneren 1908 umgebaut.
In das 17. Jahrhundert gehört der Seitenbau zu Burgstraße Nr. 23, ein Stallbau mit der Inschrift:
Anno 1622.
links und rechts am Eckständer Schnitzereien, von 1736, links St. Bernwardus, rechts St. Michael darstellend, bemalt.
Nr. 29 (1535), fünf Spann lang, EG und ZG, vorkragendes OG ist aus der Übergangszeit, das Obergeschoss mit Renaissancekonsolen; der Eingang mit eigenartiger Rokokobekrönung mit Inschrift: ASSECVRIRET NRO 250 und der Jahreszahl 1769 im festen Oberlicht des Türrahmens. Die Inschrift bezieht sich auf die 1765 vom Fürstbischof Friedrich Wilhelm begründete Brandversicherungsgesellschaft.
Nr. 36 (1442/43), ein fünf Spann langes Gebäude mit 1899 umgebautem EG und erstem Geschoss, vorkragende OG hat Kandelabersäulchen in den Pfosten, Flachornament in der Setzschwelle, Perlstäbe und starke Füllbalken von Viertelkreisprofil mit Blattzier. Im Inneren wurden 1899 alte Holzvertäfelungen, welche früher in der Aula des Josephinums waren.
Dem Ende des 17. Jahrhunderts gehört sodann an das Eckhaus zwischen Nr. 36 und 37, vier Spann lang, mit drei wenig auskragenden Stockwerken; die Inschrift der Setzschwelle des ersten lautet:
ACH ∙ GOT ∙ WI ∙ GEHET ∙ DAS ∙ IMMER ∙ ZV ∙ DAS ∙ SI ∙ MICH ∙
HASSEN ∙ DER ∙ EHRLICH ∙ EST ∙ HV ∙ DI ∙ MIR ∙ NICHTES ∙
GVNNEN ∙ VNT ∙ WEINICH ∙ GEBEB ∙ MVSSEN ∙ DOCH ∙
LEIDEN ∙ DAS ∙ ICH ∙ LEBE ∙
Nr. 39 (1546), gegenüber dem Platze St. Magdalena, fünf Spann lang, (umgebautes) EG mit ZG, vorkragendem OG mit umgebautem Erker durch alle Geschosse, der oben drei Füllungen mit: Hirsch, JVSTITIA, CARITAS und TEMPERANTIA enthält; die Konsolen mit Zierstäben, Füllbretter (neu) gemalt. Das Nachbarhaus:
Nr. 40 (1547), sieben Spann lang, (umgebautes) EG mit ZG, vorkragendes OG.
Nr. 46 (1508) gedacht, von fünf Achsen Front, mit zwei Stockwerken und klassisch schön gezeichnetem Zwerghaus nebst jonischen Pilastern an der Tür (Bild rechts).
Am Ausgange des alten Marktes nach dem St. Maria-Magdalenenkloster stand das Süsterentor mit dem Saldernschen Turme.
Nr. 49 (1511), ein fünf Spann langes zurückspringendes Haus mit EG, ZG, vorkragendes OG und vorkragendem glatten Giebel. Eine Ausnahme im Straßenbilde, da alle anderen Bauten mit der Frontseite an der Straße stehen.
[1] Der Altemarkt enthält das älteste Haus Hildesheims (Bild links):
Nr. 54 (1516). Neun Spann lang, EG mit ZG, vorkragendes OG. Der Grundriß (Bild unten links) ist der typische eines Ackerbürgerhauses. Die drei hinteren Räume gehören zu einem jüngeren Anbau. Eine Durchfahrt führt rechts zum Hofe. Ursprünglich war sie größer; ein mächtiger Unterzug, der auf einem Pfosten ruht, stützt ihre Decke. Die ursprüngliche Treppe ging an einer ähnlichen Stelle wie jetzt in die Höhe, um vom Podest aus die Kammern des Zwischengeschosses sowie den vorkragenden ersten Stock zu erreichen. Auf dessen Ständern ist die Jahreszahl: m ∙ c ∙ c ∙ c ∙ c ∙ x ∙ vii (1418) (Bild unten) eingestochen. Das weit ausladende Obergeschoß hatte ursprünglich einfach profilierte Knaggen, die jetzigen Zierteile davor sind neu (Bild unten rechts).
[-] Das bis zu seiner Zerstörung als älteste datierte Fachwerkhaus Deutschlands, war das Hildesheimer Ackerbürgerhaus am Alten Markt 54 aus dem Jahre 1418.
Man konnte es insofern als den Typus des niedersächsischen, speziell Hildesheimer Wohnhaus bezeichnen, als aus ihm einerseits Rückschlüsse auf die Behausung der vorchristlichen Zeit möglich waren, andererseits, weil es im Prinzip die Elemente der Abarten hatte, die die etwa 500 alten Fachwerkbauten in Hildesheim bis zu ihrer Zerstörung aufwiesen. Konstruktiv gesehen ging es auf das Einraumhaus zurück, womit man annehmen konnte, daß die niedersächsische Behausung ursprünglich ein einziger überdachter Raum gewesen ist.
Beim Betrachten des Hauses fielen vor allem die große Einfahrt und das stark vorspringende Obergeschoß auf. Mit dem Torweg, der hoch und breit genug war, einen Erntewagen hindurch zu lassen, charakterisierte es sich als mit der Scholle besonders verbunden.
Das Vorkragen des Obergeschosses war ein dem niedersächsischen Fachwerkhaus eigenes Merkmal und belebte seine Fassade ungemein. Doch schien diese reizvoll wirkende Bauweise nur die Notwendigkeit der Raumersparnis zugrunde gelegen haben. Zwischen dem Unter- und Obergeschoß entstand infolge der großen Höhe der Durchfahrt, die sonst eine unwirtschaftliche Höhe der neben ihr liegenden Zimmer zur Folge gehabt hätte, das Zwischengeschoß.
An den Ständern des Obergeschosses sah man die Jahreszahl seines Entstehens 1418 in großen gotischen Lettern und ein Ornament in der Form eines Kleeblattes, das die gotischen Kirchenfenster entliehen zu sein schien.
Nr. 56 (1518), sechs Spann lang, EG mit ZG, OG
Nr. 58 (1529), vier Spann lang, umgebautes EG mit ZG, vorkragendes OG mit Spuren von Vorhangbogen Mitte des 16. Jahrhunderts.
Ein datiertes und mit Ausnahmen des Erdgeschosses gut erhaltenes Haus aus dem 16. Jahrhundert ist das Gebäude
Nr. 57 (1519), kleines zweistöckiges Häuschen von fünf Achsen Front mit Mansardendach, Tür mit reich durchbrochenem Oberlicht und einfachen Füllungen, zu den besten Arbeiten dieser Epoche gehörig. Guterhaltener Messingbeschlag.
Nr. 59 (1521), doppelte Brettertür, originell durch die ungleich breiten Flügel, außen übereckgestellte profilierte Füllungen, wie sie in reicherer Form an der Ratsapotheke vorkommt.
Nr. 67 (1694), vier Spann lang, sonst wie die vorhergehenden, hat ein (jüngeres) zweites OG.
Nr. 69 (1696), vier Spann lang;
Nr. 72 (1699), drei Spann lang
Nr. 78 (1717), fünf Spann lang, alle mit EG und ZG sowie auskragendem OG.
Der schönste Bau des 18. Jahrhunderts im Altenmarkt ist das prächtige Eckhaus Nr. 61 (1687), elf Achsen Front, dreistöckig, in großen Verhältnissen entworfen (Bild rechts). Mit zwei Risaliten, gekrönt durch flachbogige Giebel, sowie einen mittleren zweimal gebrochenen schwungvoll in einer Vase endigenden Abschluß von drei Achsen Breite. Mansardendach.
Das Holzwerk ist ganz glatt, die gerade abgeschnittenen Balkenköpfe mit einer Gesimsleiste gedeckt, keine Vorsprünge. Über der Hoftür die Inschrift:
NICOLAVS GOFFAVX HOCHFѶRSTLICH
HILDESHEIMISCHER HOF ∙ COMMISSARIVS
HAT DIESES HAVS BAVEN LASSEN
IM JAHR 1776.
Im Flur ein schönes Flacheisengeländer an der Treppe (Bild unten links). Die Fenster des Treppenhauses als Schiebefenster konstruiert. In dem Eckzimmer des ersten Stockes eine einfache Stuckdecke. Besonders hübsch der Anblick des Hauses aus der Burgstraße, in die es mit dem westlichen Risalit hineinragt.
Im Erdgeschoss, 1889 und 1896 umgebaut; man fand dabei im Grundstein in einer Flache eine Pergamentrolle mit folgender Inschrift in lateinischer Sprache:
„Im Jahre 1775 während der Regierung Josefs II., des römischen Kaisers, unter der Herrschaft Pius VI., des hochedlen römischen Erzbischofs und des Friedrich Wilhelm Ludwigs, des hochedlen Bischofs von Westfalen, Hildesheim und Paderborn. Wilhelm Hansen und Johannes Melchior Brandis, Bürgermeister, Nikolaus Goffeaux, bischöflicher Hofkommisarius, mit seinem Sohne Franz Leopold Goffeaux und Generalvikar zu St. Johann haben dieses Gebäude aus eigenen Mitteln erbaut. Die hl. Dreieinigkeit möge die Gäste und Insassen dieses Hauses gnädig behüten. So bitten wir, Johann Georg Ludwig Hoefer.“
Demnach stammt der Bau von dem Hofkammerrat und Landbaumeister J. G. L. Höfer, welcher auch den Umbau des hl. Kreuzes um 1780 entworfen hat.
[-] Das Haus stand an der Ecke Alter Markt / Burgstraße und wurde 1775/78 vom Fürstlichen Hofkommissarius Goffaux errichtet.
Dieses Gebäude war ein spätes Beispiel der Hildesheimer Fachwerkarchitektur der Zopfzeit (um 1760 bis 1790).
Es baute sich in drei gleich hohe Geschosse auf; nur die jeweils äußersten beide Achsen sprangen ganz leicht vor und bildeten ein extrem flaches Risalit* aus, das jeweils einer der Segmentgiebel bekrönte.
* ein – zumeist auf ganzer Höhe – aus der Fluchtlinie eines Baukörpers hervorspringender Gebäudeteil
Über der Hoftür befand sich fogende Inschrift:
NICOLAVS GOFFAUX HOCHFÜRSTLICH HILDESHEIMISCHER HOF-COMMISSARIUS
HAT DIESES HAVS BAVEN LASSEN IM JAHR 1776
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[2] A.J. Knott; „Straßen, Wege, Gassen und Plätze in Hildesheim“; Gerstenberg Verlag; Hildesheim 1984; ISBN 3-8067-8082-X
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Privatbesitz H.-J. Brand
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