Allgemeines
Altes Dorf
Hohnsen
Losebeck
Lotingessem
Lucienvörde
Wackenstedt
Wüstung ist die Bezeichnung für eine Siedlung oder Wirtschaftsfläche (Flurwüstung), die in der Vergangenheit aufgegeben wurde, an die aber noch Urkunden, Flurnamen, Reste im Boden, Ruinen oder örtliche mündliche Überlieferungen erinnern. Nicht dazu zählen archäologische Einzeldenkmäler wie Burgen oder einzelne Ruinen inmitten bewirtschafteter Regionen. Gelegentlich wird die Bezeichnung auch auf Ortschaften angewendet, die erst seit dem 20. Jahrhundert devastiert wurden.
Zeiten, in denen viele Siedlungen durch Bevölkerungsrückgang aufgegeben wurden, nennt man Wüstungsperioden. Aufgegebene Siedlungen vorgeschichtlicher Zeit werden nicht als Wüstung bezeichnet. Auch in der Antike gab es Wüstungen, ohne dass man sie gewöhnlich als solche bezeichnet. Hingegen sind GeisterstädteSiedlungen der Neuzeit, die durch verlassene und weitgehend erhaltene Bauwerke gekennzeichnet sind.
Textquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%BCstung
"Altes Dorf" war die Bezeichnung der ältesten Siedlung im Gebiet der heutigen Stadt und höchstwahrscheinlich der ursprüngliche Träger des Namens Hildesheim. Die später gegründete Stadt übernahm den Namen. Das Alte Dorf lag wahrscheinlich in der Gegend, in der heute das nördlichste Gleis des Hauptbahnhofs verläuft.
Seine erste urkundliche Erwähnung als „Aldendorp“ datiert aus dem Jahr 1135. Um 1224 war der Ort wahrscheinlich noch bewohnt, im 14. und 15. Jahrhundert lag die Stätte öde oder wurde für Gärten genutzt.
Auf dem in der Nähe der Butterbornquelle gelegenen Dorfplatz hielt noch Ende des 13. Jahrhunderts ein bischöflicher Vogt Gericht auch für die umliegenden Ortschaften. Noch im 14. Jahrhundert hatten die Hildesheimer Bischöfe in der Flur dieses Dorfes erheblichen Grundbesitz. Während des Dreißigjährigen Krieges setzte man im November 1625 als Verteidigungsmaßnahme die Gegend durch Verstopfen der Ortsschlumpquelle unter Wasser.
An das Alte Dorf erinnert die Straße gleichen Namens, welche hinter dem Hauptbahnhof parallel zu den Gleisen verläuft. Allerdings wurde sie 1894 etwas nach Norden verlegt, um Platz für die Erweiterung des Hauptbahnhofs um ein viertes Gleis zu schaffen.
Hohnsen (verkürzt aus Hohenhusen) war ein Dorf im heutigen Stadtgebiet.
Die Siedlung lag ungefähr an der Stelle, wo sich im Zuge der heutigen Straße „Hohnsen“ heute die Brücke über die Innerste befindet.
Nach der Gründung der Neustadt verließen die Bewohner das Dorf und siedelten sich in der neu gegründeten Stadt an, so dass Hohnsen zu einer Wüstung wurde. Die Hohnser Mühle, der letzte Rest des Dorfes, wurde noch bis 1632 vom Rat der Altstadt Hildesheim als Papiermühle betrieben, dann verbrannten sie Bürger der Neustadt.
Seit 1889 heißt die vom Goschentor nach Ochtersum führende Straße offiziell „Hohnsen“, nachdem sie zuvor bereits seit 1875 im Volksmund „Hohnser Weg“ genannt worden war.
Neben der Straße sind auch eine Grundschule, die Hohnsenschule, sowie der 1966 durch Kiesabbau entstandene Hohnsensee nach ihr benannt.
Losebeck oder Luisbike (niederdeutsch für „Ort am Schilfbach") war der Name einer dörflichen Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Stadtgebiets.
Ein erster urkundlicher Hinweis auf Losebeck datiert aus dem Jahr 1141. In einer Urkunde Bischof Bernhards I. aus diesem Jahr werden die Brüder Thidericus et Beringer de Lusbike als Zeugen genannt. Bei diesen beiden Herren handelte es sich wahrscheinlich um adelige, in Losebeck begüterte Dienstmannen des Bischofs. Da in späteren Urkunden ausdrücklich ein Lusbike maior erwähnt wird, ist davon auszugehen, daß es sich eigentlich um zwei dicht nebeneinanderliegende Dörfer − Groß- und Klein-Losebeck − handelte. Zu verorten sind diese im Bereich des heutigen Zimmerplatzes bzw. des nördlichen Teiles der Straße Hohnsen.
Der namensgebende Schilfbach war ein zur Innerste führender Bach, der entlang der letztgenannten heutigen Straße verlief und der noch auf Plänen aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert verzeichnet ist. Bei den Bewohnern handelte es sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts überwiegend um Grundholde der Kirche.
Im Jahr 1182 hob Bischof Adelog die Vogtei auf und übertrug dem Hildesheimer Dompropst neben anderen die Villikation zu Losebeck. Wegen ihrer Nähe zum Sitz des Stifts wurde diese zum Zentrum der Hildesheimer Dompropstei. Nachdem um 1215 auf der Losebecker Flur die Neustadt Hildesheim gegründet worden war, wurde der Name "Losebeck" von den Bürgern der Altstadt jahrhundertelang spöttisch auch für die unerwünschte städtische Konkurrenz unmittelbar vor der eigenen Stadtmauer gebraucht.
Das eigentliche Losebeck hat bis Ende des 14. Jahrhunderts hart vor den Toren der Neustadt weiterbestanden; zuletzt 1377 wird eine „ganz geringe Gemeinschaft“ von Hörigen des Propsteihofs erwähnt.
Lotingessem ist eine Wüstung im heutigen Stadtgebiet.
Wie zahlreiche andere Siedlungen war auch Lotingessem bei der Gründung Hildesheims bereits vorhanden. Es lag „etliche hundert Schritt von → Lucienvörde entfernd.
Wahrscheinlich infolge der Auseinandersetzungen zwischen Hildesheim und Bischof Heinrich III. ging der Ort unter, jedenfalls lag er im 15. Jahrhundert bis auf einen einzigen Hof wüst. Der allein übriggebliebene Trillkehof (Trillkegut) war bereits von Bischof Bruno dem Johannishospital geschenkt worden.
Unklar ist das Verhältnis Lotingessems zu Lucienvörde: Möglicherweise lautete dessen Name ursprünglich Lotingessemwurthe. Demnach wäre es nur ein degenerierter Überrest des langsam dahinschwindenden Lotingessem gewesen. Dazu würde die Tatsache passen, dass Lotingessem noch Anteil an der Waldalmende hatte, Lucienvörde aber nicht (mehr).
auch: Lucienwerder, Lüschewöhren*, Lutzingen
Lucienvörde ist eine Wüstung im heutigen Stadtgebiet.
Das Dorf, dessen erster belegter Name Luttskinevurde lautete, war ebenso wie das → Alte Dorf schon bei Gründung der Stadt vorhanden. Es gehörte dem Moritzstift. Der Ort lag, J.H. Gebauer zufolge, an der heutigen Alfelder Straße. Unklar ist sein Verhältnis zu → Lotingessem: Möglicherweise lautete der Name ursprünglich Lucienvörde.
Demnach wäre Lucienvörde nur ein degenerierter Überrest des langsam dahinschwindenden Lotingessem gewesen. Dazu würde die Tatsache passen, daß Lotingessem noch Anteil an der Waldallmende hatte, aber nicht (mehr). Um 1290 bestand in seiner Nähe eine Klause. Im 15. Jahrhundert war es nicht mehr bewohnt.
Die in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts als St. Stephanus erbaute und um 1596 als St. Peregius erneuerte, möglicherweise etwas abseits der Siedlung gelegene Dorfkirche überdauerte den Untergang des Ortes und wurde danach von einem Kaplan des Moritzstifts betreut. Zu ihrem Pfarrbezirk gehörten auch die Katholiken Ochtersums sowie der jüngere südliche Teil der Dammstadt, der sog. „kleine Damm“. Beim Bau der Landwehr der Altstadt wurde sie draußen gelassen, noch im 19. Jahrhundert erstreckten sich in dieser Gegend als Landwehrgärten bekannte Ackerflächen. Auch nach der Errichtung einer eigenen Kapelle in Ochtersum 1626 blieb sie Ochtersumer Pfarrkirche. Erst auf Anordnung der Regierung des Königreichs Westfalen wurde sie 1812 geschlossen, 1830 wurde sie abgebrochen. An ihrer Stelle steht heute die Kapelle des Friedhofs an der Alfelder Straße.
Die Lucienvörder Kirche ist Teil des Wappens von Ochtersum.
Text-Quelle:
* A. Grebe, „Auf Hildesheimschem Boden“, Verlag A. Lax, Hildesheim 1883, Seite 93
Wackenstedt ist eine Wüstung im heutigen Stadtgebiet.
Das Dorf war bei der Gründung Hildesheims schon vorhanden. Zuerst im Jahr 1140 wird es als „noch bewohnt“ urkundlich erwähnt. Um 1440 wurde es verlassen. Der Wackenstedter Kirchhof wurde später als „Kirchofsländerei“ bezeichnet, diese wiederum ist im Achtumer Feld in der Nähe des Sauteiches an der Einumer Straße zu verorten.
Obwohl der Ort zur Losebecker Villikation, also zur Dompropstei gehört hatte, zog nach seinem Untergang die Nutzungsrechte an seiner 1665 Morgen umfassenden Flur die Hildesheimer Altstadt an sich. Erst im Zuge einer Flurbereinigung wurde diese aber dem Stadtgebiet − der inzwischen vereinigten Stadt − einverleibt und somit der Polizeigewalt des Magistrats unterstellt.
Im Hildesheimer Ortsteil Bavenstedt erinnern an Wackenstedt die durch seine ehemalige Flur verlaufende, bereits im Hildesheimer Adressbuch von 1901 als „Wackenstedter Feld“ erwähnte und 1921 umbenannte Wackenstedter Straße sowie das „Gewerbegebiet Wackenstedt“ nahe der A 7.