- im Original aus https://de.wikipedia.org/wiki/Oststadt_(Hildesheim) übernommen
Das gesamte Gebiet östlich der vor der Hildesheimer Altstadt gelegenen Sülte wurde im Mittelalter „Creyenbergh“ genannt, dieser Flurname wurde 1240 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. Hier befanden sich im Mittelalter das 1270 gegründete Katharinenhospital, ein Pflegeheim für Aussätzige und andere Kranke, sowie der Katharinenkirchhof, der 1321–1850 benutzt wurde, und die Steingrube, ein 1324 zum ersten Mal erwähnter Steinbruch. Er diente auch als Richtstätte für die Verbrennung von Hexen und andere Hinrichtungen. Im Bereich der heutigen Teichstraße lag der jüdische Friedhof, der heute noch existiert, sowie ein Teich mit dem Namen „Judenteich“.
für die Entstehung der Oststadt waren die Abtragung der mittelalterlichen Stadtbefestigung Hildesheims sowie der Bau der Eisenbahn und des Ostbahnhofs: Gegen 1810 wurden Wall und Graben
zwischen Friesentor und Ostertor, den beiden Stadttoren im östlichen Bereich der Hildesheimer Altstadt, abgetragen und an ihrer Stelle eine Straße angelegt, die den Namen „Zingel“ erhielt und ab 1868 bebaut wurde. Der Wall zwischen dem heutigen Hindenburgplatz und dem Braunschweiger Tor im Verlauf der heutigen Goslarschen Straße wurde 1825 eingeebnet. Zwischen Braunschweiger Tor und Goschentor wurde der Wall 1819–1820 beseitigt und der Graben erst 1866 aufgefüllt, hier entstand ab 1873 die Sedanstraße. Der sog. „Sandgraben“ zwischen Braunschweiger und Ostertor wurde ebenfalls 1866 aufgefüllt, an seiner Stelle wurde 1872 die Gartenstraße angelegt. Einer Ausdehnung Hildesheims nach Osten stand nun nichts mehr im Wege.
Als erste entstanden die Nebenstraßen der Goslarschen und der Sedanstraße. Am Anfang der Goslarschen Straße wurde 1865–1869 das Gymnasium Andreanum gebaut und 1876 gegenüber die Höhere Töchterschule eröffnet, die später in „Goetheschule“ umbenannt wurde. Die Wörthstraße wurde 1876 als Zufahrt von der hildesheimer Neustadt zum gerade eröffneten Ostbahnhof angelegt.
Ein wichtiger Impuls für die Entwicklung der Oststadt war der Bau der Steingrubenkaserne (1874–1876) an der Steingrube, die eingeebnet wurde und als Exerzierplatz diente. Die Kaserne lag an der Moltkestraße südlich der heutigen Eichendorffstraße, die ursprünglich „Kasernenstraße“ hieß.
Bis 1899 bildete die Einumer Straße, die schon im Mittelalter als ein nach Braunschweig führender Handelsweg existierte, die nördliche Begrenzung der Bebauung der Oststadt. Nach 1899 wurden Katharinen-, Moltke- und Orleanstraße nach Norden hin verlängert. Wegen der starken Bevölkerungszunahme wurde der Bau neuer Kirchen erforderlich. Die St. Elisabethkirche wurde 1905-07 von Dombaumeister Richard Herzig erbaut. Eine evangelische Kirche wurde für die Oststadt nicht neu errichtet, die bereits vorhandenen Gemeinden in Hildesheim erweiterten ihre Gemeindebezirke entsprechend dem Wachstum des neuen Stadtteils. Am Rand der Steingrube wurde 1873 ein Restaurant eröffnet, das über einen Saal für Theateraufführungen verfügte. Auf dem Grundstück wurde 1908-09 das Stadttheater erbaut.
Im Zweiten Weltkrieg blieb die Oststadt im Gegensatz zur Alt- und Neustadt von flächenmäßigen Zerstörungen verschont, obwohl sie mehrmals von den Luftangriffen auf Hildesheim betroffen war. Am 22. Februar 1945 wurden vor allem das Gebiet um die Altenbekener und die Gravelottestraße sowie der Bereich zwischen Goslarscher Straße und Steingrube von Bomben getroffen. Am 3. März 1945 entstanden Schäden insbesondere zwischen Gartenstraße und Zingel, an der Sülte und am Theater, in der Eichendorff- und Orleansstraße. Bei dem letzten und schwersten Luftangriff auf Hildesheim vom 22. März 1945 wurde die Oststadt erneut getroffen. Zerstört wurden u.a. die Steingrubenkaserne, die Goetheschule und das Gymnasium Andreanum. Das Theater wurde stark, andere Gebäude wie St. Elisabethkirche, Waterloo-Kaserne und Ostbahnhof wurden nur leicht beschädigt oder blieben ganz unversehrt.
Die Siedlung Stadtfeld entstand ab 1921 an der heutigen Bundesstraße 1, während das Wohngebiet Fahrenheit in den 1950er Jahren angelegt wurde.