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Part V
Zu den Merkwürdigkeiten des alten Doms zu Hildesheim gehört auch die kunstvoll gearbeitete steinerne Gitterwand vor dem hohen Chor.
Während der vierzigtägigen Fasten hängt von derselben ein oben an dem Deckengewölbe befestigtes, auffallend großes Drell-Laken herab. Dies ist das Laken, welches die zu Köln von den Todten wieder auferstandene Frau aus dem von ihr seit diesem Tage gesponnenen Garn hat weben lassen und dem Dome zu Hildesheim verehrte.
Text-Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe, Sagenbuch des Preußischen Staates , Band 2, Glogau 1868/71, S. 899
Auf dem Lamberti-Kirchhofe liegt ein Schatz vergraben, der brennt alle 99 Jahr in der heiligen Christnacht. Aber Jeder kann ihn nicht sehen. Wer ihn brennen sehen will, muß mit einem kohlschwarzen Huhn dreimal um die Kirche gehen und sich durch Nichts irre machen lassen. Ist man zum drittenmale herumgekommen, so schlagen die Flammen lichterloh aus der Erde, dann muß man das Huhn dem Bösen opfern und rückwärts sehend in die Flammen werfen.
Das wußte auch vor 99 Iahren eine Frau auf der Knollenstraße, die sagte keinem Menschen Etwas, nahm in der Christnacht ein kohlschwarzes Huhn - welches sie sich aufgezogen hatte - untern Arm und ging auf den Lamberti - Kirchhof. Nachdem sie drei Vaterunser gebetet hatte fing sie ihren Gang an. Als sie nun zum erstenmal an die Ecke kam, wo die Sakristei ist, hätte sie fast vor Schrecken das Huhn fallen lassen, denn an der Ecke stand ein längst verstorbener Nachbar und sagte: „Guten Abend Liesbeth, nimm mich mit, mich friert's!“ - „In Gottes Schoß ist es warm“, sagte die Frau und ging weiter. Da flogen blaue Funken aus der Erde, auf der Stelle, wo der Schatz lag. - Die Frau ging zum zweitenmal herum und als sie an die Stelle kam, wo der tote Nachbar gestanden, da pupperte ihr erst recht das Herz, denn jetzt lag da ein kohlschwarzer Hund mit glühenden Augen, der tat seinen Rachen auf und rief: „Nimm mich mit, mich friert's!“ „In der Hölle ist es heiß“, antwortete die Frau und ging weiter. Nun schlugen helle Flammen empor auf der Stelle, wo der Schatz lag und die Frau dachte „Gottlob nur noch einmal herum“. Sie trat den dritten und letzten Gang an. Da stand auf der gefährlichen Stelle der Böse selbst und brüllte: „Nimm mich mit, nimm mich mit, sonst bist du mein!“ „Das Huhn ist dein!“ rief die beherzte Frau, lief ohne sich umzusehen auf die hellen Flammen zu, die jetzt über dem Schatz aus der Erde flackerten, und warf das Huhn in die Glut. In Augenblicke war Alles verschwunden, und der Frau wurde es in der stockfinstern Nacht mit einemmal so grausig, daß sie sich nicht weiter nach dem Schatze umsah, so schnell sie konnte nach Haus lief und sich unter der Bettdecke verkroch.
Am anderen Morgen wurde sie durch ein lautes Gackern geweckt. Verwundert ging sie nach dem Hühnerwiehmen (Stall?) und fand das schwarze, geopferte Huhn gesund und munter auf dem Neste. Als das Huhn nun vom Neste aufstand, lag ein goldenes Ei darin und so ging's Tag für Tag bis zur nächsten Christnacht; da fand sie am Weihnachtsmorgen den Hühnerwiehmen voll Blut und es war im ganzen Stalle ein brandiger Geruch.
Auf das laute Schreien und Jammern der Frau liefen die Nachbarn zusammen und als sie den blutigen Wiehmen (Stall?) sahen, meinten sie: Das hat der „Ilk“ (Iltis) getan, aber wer wird denn um ein lumpiges Huhn einen solchen Lärm machen!? - Die Nachbarn aber wußten nicht, was für Eier das Huhn gelegt hatte und welch ein „brandiger Höllenilk“ (der Teufel) der Räuber war.
Unter einem Hollunderbusch (Allhornbusch) bei Ochtersum saß ein schwarzes Huhn; wer das Huhn sah, dem brachte es Unglück.
Ein Nachtwächter in Hildesheim sah, als er eben bei der Andreaskirche die zwölfte Stunde ausgerufen hatte, auf der Kirchhofsmauer eine große, fette Gans sitzen. Da dachte er, "wenn du keinen Herrn hast, so will ich dein Herr sein!" nahm die Gans unter den Arm und trug sie nach seinem Hause.
Unterwegs wurde die Gans aber immer schwerer und schwerer, so daß er sie kaum bis an seine Wohnung schleppen konnte. Er rief nun seiner Frau, welche mit ihm die schwere Gans in den Schweinestall brachte. Hierauf verriegelten sie die Tür und freuten sich nun beide auf den leckeren Braten. Am andern Morgen stand auch der Nachtwächter ganz früh auf, wetzte sein Messer und ging vor den Schweinestall um die Gans zu schlachten. Aber wie erschrak er, als er statt der Gans ein altes, nacktes Weib darin fand, das ihn wie mit Katzenaugen grimmig ansah. "Toif! dö Dâkhexe!" ruft der Nachtwächter, als er sich von seinem Schrecken etwas erholt hatte, nahm eine Mistgabel und warf damit die Hexe über den Zaun. "Siehst Du", sagte die Frau, "unrecht Gut gedeihet nicht!" – "Das ist wahr", sagte der Mann und hat nie wieder eine Gans von der Kirchhofsmauer mitgenommen. Wenn er aber des Nachts dort eine sitzen sah, so schlug er ein Kreuz und machte, daß er fortkam.
Text-Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe, Sagenbuch des Preußischen Staates , Band 2, Glogau 1868/71, S. 899/900
Eine Tagelöhnerfrau, welche mit einer Tracht Holz aus dem Itzumer-Holze kam, und sich verspätet hatte, sah auf der Neustädter Kirchhofmauer dicht an der großen Linde eine schöne fette Gans sitzen. "Halt", dachte die Frau, "heute ist Markttag gewesen, gewiß hat eine Bauerfrau die Gans dort vergessen, die schmeckt dir auch gut!" Die Gans ließ sich ruhig greifen und auf die Kiepe setzen, unterwegs ward sie aber immer schwerer und schwerer, so daß sie die Frau nur mit Mühe und Not zu Hause bringen konnte.
Ihr Mann und ihre Kinder freuten sich über den schönen Fund und schlossen die Gans in den Stall ein. Nachts aber, als Alles schläft, erwacht die Frau durch ein Rascheln an ihrem Bette und eine Stimme sagt: "Bring mich wieder dahin, wo Du mich hergeholt hast!" Zitternd und bebend steht die Frau auf, nimmt die Gans in die Schürze, und trägt das Tier wieder auf den Kirchhof, nie war ihr eine Last bis dahin so schwer geworden und so brachte sie sie nur unter Seufzen und Stöhnen an ihren alten Platz. Kaum war aber die Gans wieder auf ihrem Platz, so sank die Frau ohnmächtig zusammen; nach acht Tagen war sie todt.
Text-Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe, Sagenbuch des Preußischen Staates , Band 2, Glogau 1868/71, S. 900
Jedermann weiß, daß in der Christnacht alles Wasser Wein ist. Das wußten auch zwei Burschen in Barienrode und hatten sich verabredet, in der heiligen Christnacht an die Beuster (Flüsschen) zu gehen und sich ein paar tüchtige Eimer Wein zu holen. Gesagt, getan. Als sie nun mit ihren Eimern an den „Kolk“ (wassergefüllte Vertiefung) kamen, aus welchem sie schöpfen wollten, standen ein paar ungeheuer große, schneeweiße Gänse am Ufer. „Das ist ja prächtig“, sagte der eine zum andern, „da kriegen wir ja zu dem Wein auch den Braten“; und damit streckte er seine Hand nach den Gänsen aus. Aber plumps lagen die Gänse im Wasser und aus dem letzteren guckten zwei Menschenköpfe mit sehr langen Haaren und lachten laut die Burschen aus.
Diesen lief es eiskalt über den Rücken; sie ließen Wein Wein sein und liefen „was biste, was haste“ zu Hause. Nie haben sie wieder Lust gehabt, Wein in der Christnacht zu holen.
Da sagen die Leute, das Dreibein sei ein Hase, aber wenn sie sich genauer die Fußstapfen betrachteten, so würden sie merken, daß es ein „Ilk“ ist. Der Iltis ist überhaupt ein Tier, mit dem es „nicht recht richtig“ ist. Das huscht und fliegt in seinem glänzenden Felle durch alle Winkel und Löcher, daß man nicht mehr weiß, „wo kommst du her, wo gehst du hin.“ Kein Loch ist ihm zu klein und wenn er will, geht er ebenso gut durch’s Schlüsselloch wie die Nachtmahrte (Albträume). –
Da hat ein alter Förster auf dem Söder einmal eine wunderbare Geschichte erlebt.
Der konnte kein Huhn lebendig behalten; vergebens verstopfte und vermauerte er das Hühnerhaus, so daß auch kein Lüftchen hinein konnte, dennoch wurden die Hühner immer über Nacht todgebissen oder fortgeschleppt. Alle erdenklichen Fallen hatte der Mann schon aufgestellt um den Dieb zu fangen, aber umsonst.
Endlich ließ er auf dem Rat eines frommen Mannes eine Falle vom Pater Marcellus besprechen (Beschwörung), stellte sie auf und legte sich heimlich auf die Lauer. Die Falle hatte kaum ein paar Minuten gestanden, da ging’s klapp, und – was war darin? – ein Strohwisch!
(1.) Ein vermessener Junge aus Hildesheim hieb einst im Ziegenberge eine Schlange mitten auseinander. Da wurden aus den beiden Stücken zwei Schlangen, welche grimmig auf den Jungen losfuhren.
Er wehrte sich tapfer und hieb beide wiederum in Stücke, da wurden aus den Stücken vier Schlangen, und als er auch diese zerhaute, wurden es acht und dann sechzehn. Nun ging dem Jungen die Kraft aus und ein ganzer Haufen von Schlangen stürzte über ihn her.
Glücklicherweise kamen Holzgänger des Weges und verscheuchten das Gewürm. Der Junge aber war so zugerichtet, daß er bald darauf verstarb.
(2.) In dem alten Steinbruch im Itzumer Holze saß eine Schlange, die sich nur nachts sehen ließ und weithin durch die Nacht leuchtete.
Zeigte sie sich, so bedeutete das Unwetter, Hagelschlag, Feuersbrünste oder sonst ein Unglück.
Kurz bevor wir westphälisch wurden, war’s, als ob das ganze Holz brenne, so leuchtete die Schlange.
Seitdem hat man nichts wieder von ihr gehört und gesehen.
(3.) Eine Frau in Hildesheim hatte eine Schlange im Keller, die täglich ihre Milch bekam und ihr nicht für tausend Taler feil gewesen wäre.
Diese Frau wusste alles vorher, was geschah, und in der Erntezeit gingen die Leute wohl zu ihr und nahmen sie wegen des Wetters in Rat. Oft stand die Frau bei hellem Sonnenschein vor der Tür und rief den Nachbarn zu: „Schließt die Fenster!“ oder: „Bleibt hübsch zu Haus, es kommt ein starkes Gewitter!“. „Dummes Zeug!“ hatte dann wohl dieser oder jener gesagt, „der Himmel ist ja ganz hell!“.
Nachher aber mußten sie erfahren, daß die Frau doch richtig vorhergesagt hatte, und manche wurden durch Schaden klug.
(4.) Im alten Gemäuer am Kehrwieder-Walle sitzt verborgen ein „Hünnigschlangennest“ (?); glücklich wäre der, der es auffinden könnte, denn alles, was man hineinlegt, wird Gold.
Wer aus einer Schlange das Fett bratet und sich damit bestreicht, wird stark wie ein Löwe.
Das hatte der kleine Jude Veitel, den die „Studenten“ auf dem Domhofe immer „Moritz machen“ ließen, auch gehört und dachte: „Wartet, ihr sollt doch noch eure Schläge kriegen“.
Veitelchen fing nun in der alten Mauer am Kehrwiederwall eine Schlange und brachte sie seiner Schabbesfrau zum Braten, denn die Juden dürfen keine Schlange in ihr Geschirr nehmen. Auch die Schabbesfrau wollte erst nicht dran, doch „für Geld kann man den Teufel tanzen lassen“; Veitel gab ihr einen Gulden, und die Frau warf die Schlange in die Pfanne. Aber wie konnten beide zur Küche hinaus flüchten, denn die Schlange schrie laut in der Pfanne: „Schma Jefroël! Schma Jefroël!“.
Veitel merkte, daß er eine große Sünde getan hatte und dachte nicht mehr daran, daß er stärker werden wollte, als Gott ihn gemacht. Auch hatte er nacher Ruhe, denn als das Stift westphälisch wurde und die ganze Welt sich umkehrte, mußte man auch die Juden in Ruhe lassen.
Lange vor der westphälischen Zeit saß eine große, rote Schlange, mit einer goldenen Krone auf dem Kopfe, im Walle am Hagentore. Kinder, welche Veilchen suchten, sahen sie einmal in der Sonne liegen und liefen in Angst und Schrecken davon. Nur ein Junge war beherzt, warf einen Stein nach der Schlange und warf ihr gerade die goldene Krone ab; da huschte die Schlange mit einem kläglichen Geschrei in den Wall und ist nie wieder gesehen worden.
Die goldene Krone aber war in den Stadtgraben gefallen und da liegt sie heute noch, denn soviel man auch gleich darauf und nachher suchte, konnte sie doch niemand finden.
Der Junge, der den Steinwurf getan, hat es später oft bereut, denn er hatte von der Stunde an einen lahmen Arm, den er auch mit in das Grab nehmen mußte.
Ein Nachtwächter in Hildesheim sah, als er eben bei der Andreaskirche die Zwölfe ausgebracht hatte, auf der Kirchhofsmauer eine große, fette Gans sitzen. Da dachte er: „Wenn du keinen Herrn hast, will ich dein Herr sein“, nahm die Gans unter den Arm und trug sie zu seinem Hause.
Unterwegs wurde die Gans immer schwerer und schwerer, so daß er sie kaum bis zu seiner Wohnung schleppen konnte. Er rief nun seine Frau, welche mit ihm die schwere Gans in den Schweinestall brachte. Hierauf verriegelten sie die Tür und freuten sich nun beide auf den leckeren Braten.
Am anderen Morgen stand der Nachtwächter ganz früh auf, wetzte sein Messer und ging vor dem Schweinestall, um die Gans zu schlachten. Aber wie erschrak er, als er statt der Gans ein altes, nacktes Weib darin fand, das ihn wie mit Katzenaugen grimmig ansah.
„Toif, dö Daakhexe!“ rief der Nachtwächter, als er sich von seinem Schrecken etwas erholt hatte, nahm eine Mistgabel und warf damit die Hexe über den Zaun.
„Siehst du“, sagte seine Frau, „unrecht Gut gedeihet nicht!“ „Das ist wahr“, sagte der Mann und hat nie wieder eine Gans von der Kirchhofsmauer mitgenommen.
Wenn er aber nachts dort eine sitzen sah, so schlug er ein Kreuz und machte, daß er fortkam
Eine Tagelöhnerin, welche mit einer Tracht (Tragjoch) Holz aus dem Itzumer Holze kam und sich verspätet hatte, sah auf der Neustädter Kirchhofsmauer, dicht unter der großen Linde, eine schöne, fette Gans sitzen. „Halt“, dachte die Frau, „heute ist Markttag gewesen, gewiss hat eine Bauersfrau die Gans dort vergessen, die schmeckt dir auch gut, deine Zunge ist auch nicht mit Brettern vernagelt“.
Die Gans ließ sich ruhig greifen und auf die Kiepe setzen. Unterwegs ward die Gans immer schwerer und schwerer, so daß die Frau sie nur mit Mühe und Not zu Haus schleppen konnte.
Ihr Mann und die Kinder freuten sich über den schönen Fund und schließen die schwere Gans sorgfältig in den Stall. Nachts aber, als alles schläft, erwacht die Frau durch ein Rascheln an ihrem Bette, und eine Stimme sagt: „Bring mek hen, wo dö mek härhaalt häst!“ (Bring mich hin, wo du mich her hast).
Zitternd und bebend steht die Frau auf, nimmt die Gans in die „Slippe“ (Schürze) und trägt das „Gedierze“ (Getier) wider nach dem Kirchhof.
Nie war ihr eine Last so schwer geworden; unter Seufzen und Stöhnen war die Gans wieder auf ihrem Platze, so fiel die Frau ohnmächtig zusammen. Acht Tage darauf starb die Frau.
Vor dem Goschentore lag vor alten Zeiten ein Dorf, daß hieß Hohnsen. Dies Dorf ist „untergegangen“, doch nennt man noch heute die Gegend, wo es gestanden hat, Hohnsen, und viele Leute haben dort ihre „Kampstücke“.
Wenn am Sonntag des morgens alles so recht still ist, hört der Schweinehirt oft noch die Kirchenglocken tief unten in der Erde läuten, auch will er darauf schwören, daß er einmal die Orgel hörte, als er das Ohr auf die Erde gelegt hatte. – Soviel ist gewiß, in Hohnsen ist’s nicht richtig, und jeder, der dort ein Kampstück hat, kann am anderen Morgen die Spuren von dem „Dreibein“ eingedrückt sehen. Einige sagen, das Dreibein sei ein dreibeiniger Esel, der gehe zwischen zwölf und eins in Hohnsen und dann in die Stadt bis in die kleine Gasse an der St. Annenkirche im Poggenhagen.
Das Dreibein ist aber kein Esel, sondern ein dreibeiniger Hase; man muß sich nur überzeugen und die Spuren genau ansehen. Doch mag uns der liebe Gott davor bewahren, daß wir den Hasen selbst sehen; denn es ist dem noch nie gut gegangen, dem das Dreibein begegnet ist. Wer deshalb des Nachts im Hohnsen nichts zu tun hat, bleibe da weg. –
Auch auf der Steingrube ging sonst ein dreibeiniger, mit Ketten rasselnder Hund von der Judengasse bis zum Rabenstein, wo er verschwand. –
Dreibeinige, feurige Pferde standen nachts in der Judengasse an der Steingrube und ließen niemanden durch. – Zwei dreibeinige glühende Pferde standen auch am Judenkirchhof.
„Ganz vor dießem“ (früher) wohnte einmal ein Ackermann an der Günterstraße, der war sehr böse und glaubte nicht an unseren Herrgott. Seine Kühe und besonders seine Pferde waren ihm lieber als alles; anstatt Sonntags in die Kirche zu gehen, trieb er sich in den Ställen herum.
Einmal hatte er ein paar schöne Braune, stand wieder unter der Kirche vor den Pferden im Stalle und sagte: „Na, saun paar Pere, hätt doch die düwel in der Hölle nich!“ (Na, das sind ein paar Pferde, die hat doch der Teufel in der Hölle nicht) – Da schrie es aus der Futterkiste: „Tois, ek will dek minen Schimmel ok noch der tau schicken!“ (Tois, ich will meinen Schimmel auch noch dir zuschicken).
Erschrocken lief der Sünder aus dem Stalle und wurde ganz nachdenklich. Es schmeckte ihm den ganzen Tag über weder Essen noch Trinken und unruhig legte er sich zu Bett.
Nachts Schlag zwölf Uhr war es, als ob das Haus aus den Fugen sollte: trump! Trump! Trump! Kam etwas die Treppe herauf und rasselte mit Ketten. Der Sünder fuhr unter die Bettdecke, aber einen großen, mageren Schimmel, grausig anzusehen, der hatte statt des Geschirrs lauter schwere, eiserne Ketten an, schnob Feuer und trampelte die Treppe herauf bis auf den Boden. Hier sprang, strampelte und polterte er, bis es eins schlug. So ging es von nun an jede Nacht.
Da bereute der Ackermann seine Sünden, ließ das Haus, welches niemand kaufen wollte, niederreißen und machte aus der Baustelle einen Garten. Aber in dem Garten kam nichts fort, war er heute zurechtgemacht, so fand man ihn am anderen Morgen von Pferdehufen zertrampelt, bis endlich ein frommer Kapuziner dem Höllenvieh mit dem Weihwedel den Weg wies.
Ein Haus ist aber nicht wieder auf jene Stelle gebaut und sie ist noch heute ein Garten.
Zwischen Einum und Bavenstedt im Sauteichsfelde sieht man nachts einen glühenden Mann, welcher mit einem glühenden Pflug pflügt und dabei immer ausruft: „Unrecht! Unrecht!“
Dieser Mann geht so bis zum jüngsten Tage, weil er seinem Nachbar abgepfügt und nachher beschworen hatte, daß das abgepflügte Land sein eigenes sei.