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Part II
nicht zu verwechseln mit dem Hildesheimer "Huckup"!!
Man hat wohl recht, wenn man sagt: „Die Nacht ist keines Menschen Freund.“ Aber am hellen Mittag ist’s auch nicht sauber, wenn man so ganz allein im Holze ist, und ringsumher ist alles totenstill. – Da ist es einem noch nicht lange verstorbenen Mann übel ergangen.
Der suchte Heidelbeeren im Ziegenberge und legte sich gegen Mittag, als alle, die mit ihm ausgezogen, schon nach Söhre wieder herunter gegangen waren, unter einem großen Baum zum Schlafen nieder.
Wie er eben die Augen zudrücken will, ruft es hinter ihm: Hoho, Hoho! Erschrocken springt der Mann auf, sieht sich nach allen Seiten um und erblickt außer den summenden Bienen und Käfern ringsum kein lebendiges Wesen. Nur oben in der höchsten Spitze des Baumes saß ein Rabe, der war wohl so groß wie eine Gans, und starrte mit so grimmigen Augen auf den Mann, daß diesem ganz ängstlich ums Herz wurde. „Ei, du Teufelsvieh, “ schimpfte der Mann, „du sollst mich doch nicht länger im Schlafe stören, “ hob einen Stein auf und warf ihn nach dem häßlichen Vogel.
Da flog der Rabe mit lautem Gekrächze davon, und der Mann legte sich wieder zum Schlafe nieder. Kaum aber hatte er ein Auge zugedrückt, da rief es wieder hinter ihm: Hoho, hoho! Der Mann fuhr auf und griff wieder nach einem Stein, aber da war kein Rabe zu sehen; die heißen Sonnenstrahlen schienen so matt durch das von keinem Lüftchen bewegte Laub, und es wurde recht grausig an dem Orte.
Da dachte der Mann: Hier ist nicht gut sein, betete und machte sich auf den Weg nach Söhre. Aber eben hatte er ein paar Schritte getan, als ihm etwas mit dem Geschrei: Hoho, hoho! Auf den Nacken sprang. Der Mann rüttelte und schüttelte sich, um die Last los zu werden, aber vergebens; wie ein Mehlsack hing es ihm auf den Schultern, und im Angstschweiß keuchend schleppte er sich mit seiner schweren Last mühsam den Waldweg entlang. Endlich war der Waldrand erreicht, die goldenen Kreuze der Stadt- und Dorfkirchen blinkten dem Geplagten entgegen, und plumpst fiel es ihm von den Schultern.
Was es aber gewesen ist, was der Mann schleppen mußte, das hat er nicht gesehen, denn er hütete sich wohl, sich umzusehen, sondern lief spornstreichs auf Söhre zu. – Er ging sein Lebtag nicht wieder um Mittagszeit in den Ziegenberg.
Im Itzumer Holze saß auch ein Huckauf, den mußten die „Holzgänger“ (Holzsammler) oft bis an die „Greitchen-Kuhle" (siehe oben) tragen; wer sich umsah, dem drehte er den Hals um.
Schwalben, Störche und Tauben sind Herrgottsvögel, die man nicht stören darf; besonders aber von Fliegenschnäppernestern bleibe man weit weg.
Ein böser Junge aus Sorsum „ging einmal Schulen“ und suchte Vogelnester im Sorsumer Busche.
Als er nun an die große Eiche kam, aus welcher sie nachher die Mühlenschwelle für das große Rad auf der Sorsumer Mühle gemacht haben, sah er unter der Eiche einen steinalten Mann mit langem, weißen Barte und einer langen Zipfelmütze auf dem Kopfe. Der Mann hackte mit einer Rodehacke alles Buschwerk und Gesträuch, welches unter dem Baume stand, weg und brummte bei dieser Arbeit immer in den Bart: Knax narrax! Knax narrax! Der Bauernjunge sah dem alten Manne, den er noch nie im Dorfe gesehen hatte, ganz verwundert und furchtsam zu; als sich der alte Mann aber gar nicht um ihn kümmerte, ward der Junge, der, wie alle bösen Buben, gern alte Leute verspottete, dreist und maulte den Manne immer nach: Knax narrax! Knax narrax! Doch der Alte tat gar nicht, als ob der Junge da wäre und arbeitete mit der Rodehacke, daß ihm der Schweiß vom Gesicht lief.
Nun wurde der Junge seines Spottens auch müde und wollte eben weiter gehen, als aus einem Loche in der Eiche ein Fliegenschnäpper aufflog. Halt, dachte der Tierquäler, da sitzt ein Nest, und langte nach dem Loche hinauf; schon hatte er zwei von den Eierchen in der Hand, als der alte Vogel mit jämmerlichem Geschrei wieder heranflog, sich auf einen Zweig setzte und rief: Kiek mal kiek! Kiek mal kiek! Kiek! Kiek! Kie---k! Da brach auf einmal ein Sturmwind in der Eiche los, als ob sie zerbersten sollte. Erschrocken ließ der Junge die Eier wieder in das Nest fallen; aber er sollte sich noch mehr erschrecken, denn der alte Mann kam hinter dem Baume hervorgewischt mit feurigen Augen, sein Bart prasselte und die Rodehacke schleuderte er um den Kopf wie eine Schlappschleuder. „Schlage dich das Donnerwetter in Grund und Boden, du Satansbrut!“ schrie der Mann und seine Stimme war wie ein Donnerkrachen. „Herr Jesu, steh mir bei!“ rief der Junge und lief, was er konnte, durch Dick und Dünn. Aber am Ohr fuhr es ihm weg wie ein Feuerstrahl; das war die Rodehacke, die der alte Mann dem Tierquäler nachwarf. –
Das Gewitter wollte kein Ende nehmen, der Junge kam ganz durchnäßt nach Hause und erzählte, was ihm im Busche begegnet war. Da nahmen seine älteren Brüder ihre Stöcke und gingen mit dem Jungen wieder nach der Stelle zurück, um den alten Mann durchzuprügeln. Sie sahen und hörten aber niemanden unter der Eiche, auch war das Buschwerk ringsumher gar nicht ausgehackt; darum dachten sie, ihr Bruder habe sie belogen und wollten ihn schon ohrfeigen als sie von weitem etwas im nassen Grase blinken sahen. Alle liefen darauf zu und fanden eine ganz goldene Rodehacke.
Doch das Gold hat den Leuten kein Glück gebracht; alles, was sie anfingen, ging fehl und bald waren sie so arm wie die Kirchenmäuse.
Wer des Nachts von Ochtersum nach der Stadt zu gehen hat, gehe nicht über die Wisch (Weide), sondern scheue den kleinen Umweg nicht und bleibe lieber auf der Heerstraße. Auf der Wisch, sagen sie, ginge ein Mann ohne Kopf. Aber wer hat ihn gesehen? Gesehen hat da noch Niemand Etwas, aber desto mehr gehört und das ist noch viel schlimmer. Mir stehen die Haare noch zu Berge, wenn ich an den Gang denke, den ich in einer Mondscheinnacht einmal von dem alten Wasser bis zur Hohnser Brücke habe machen müssen. Kaum war ich zehn Schritte vom alten Wasser weg, so trappt es hinter mir her wie von dicken Nägel beschlagenen Schuhen. Ich sehe mich um und spüre keinen Menschen, mutterseelenallein stand ich auf der weiten Wisch. Da pupperte mir das Herz, ich ging rasch meinen Weg und betete ein „Vater unser“ und ein „Gegrüßet seist du“ nach einander, aber ich mochte so laut beten wie ich wollte, immer hörte ich die schweren Tritte dicht an meinen Fersen. An jedem Haar hing mir ein Schweißtropfen. Endlich kam ich an die Hohnser Brücke, da begegneten mir Leute, welche die Nacht durch nach Alfeld zum Freischießen gehen wollten; ein Stein fiel mir vom Herzen, als die Leute mir guten Abend boten. Von den schweren Tritten hörte ich nun Nichts mehr.
auch: Greitchenkuhle
Der Sage nach soll einmal eine Hexe, Gretchen genannt, die aus Staub Mäuse machen konnte und diese Kunst ihren die Stadtschule besuchenden Sohn gelehrt haben sollte, in der Kuhle hinter dem „Gelben Turm“ - unterhalb der „Teufelskanzel“- verbrannt worden sein, die davon - im Volksmunde - den Namen „Gretchenkuhle“ erhalten hat.
Noch heute nennt man diese Kuhle Greitchenkuhle. Auch wenn aus dem noch vorhandenen Quellen nichts darüber zu erfahren ist, so erinnert dieser Platz doch an eine grausige Zeit der Hexenverfolgung.
Der „Schaperjohann“ war ein Gespenst das Jahrhunderte lang auf dem Kehrwiederturm saß.
Er war zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ein berüchtigter Räuber und "Mammondiener", der durch eine lange Reihe von Verbrechen große Schätze zusammengehäuft hatte.
Vor vielen Jahren wohnte an der Ecke des Alten Marktes ein Schuster, der vor Hunger und Kummer weder aus noch ein wußte. Endlich faßte er den gottlosen Entschluß, einen Bund mit dem Teufel zu machen. Er stahl deshalb bei Nacht und Nebel von der Dombibliothek den Höllenzwang, der dort an einer großen Kette lag, und beschwor den bösen Feind. Dieser erschien auch bald und fragte nach seinem Begehr. Der Schuster sprach:“ Gib mir drei Himpten Geld, so will ich dir meine Seele verschreiben! Wenn du jedoch nach Jahresfrist wiederkehrst und findest, daß das ganze Geld nur zu einem Gott wohlgefälligen Zwecke angewendet ist, dann mußt du mir meine Seele lassen!“ Damit war der Teufel gern zufrieden, denn er dachte sich, daß der verhungerte Schuster sicherlich einen Teil des Geldes für seinen bellenden Magen und seine durstige Kehle verwenden würde.
Der Schuster aber war nicht auf den Kopf gefallen und dachte bei sich: „Hast du so lange in Hunger und Kummer gelebt, so wirst du es auch noch ein Jahr aushalten.“ Er trug also seine drei Himpten Geld zum Goldschmied und ließ ein großes silbernes Kreuz daraus machen; das nahm er mit sich nach Hause und erwartete nach Ablauf des Jahres ganz ruhig den Teufel.
Dieser blieb auch nicht eine Minute länger aus, war aber sehr erstaunt, als er den halbverhungerten Schuster noch ebenso wie vor einem Jahre in seiner ärmlichen Schusterstube den Pechdraht ziehen sah. „Was hast du mit dem Geld gemacht?“ fuhr ihn der Teufel an. – „Schau, Teufel dieses Kreuz!“ rief der Schuster aufspringend und hielt ihm das silberne Kreuz entgegen. Da zerschlug der Teufel bitter und böse ein Fach Fenster und fuhr fluchend davon.
Der Schuster aber lachte sich ins Fäustchen, ließ sein Kreuz wieder einschmelzen und war von nun an ein steinreicher Mann. Zum Dank für seine Erlösung aus des Teufels Kralle ließ er den Denkstein setzen, der noch heute das Schauteufelkreuz heißt.
Es ist noch heutzutage kein Ort in der Stadt, wo es nachts so still und grausig wäre, als bei der Pagelskirche (St. Paulikirche); in früheren Zeiten ist das aber noch viel schlimmer gewesen, denn damals war dicht bei der Kirche, wo jetzt Götting’s Garten ist, der Kirchhof, und dicht am Kirchhof hin, gerade dem Kapuzinerkloster gegenüber, mußte man durch die enge, düstere Petersilienstraße.
Was ist hier nicht alles gesehen und gehört!
Das schlimmste von allen aber war die gläserne Kutsche, welche Nachts um die zwölfte Stunde aus dem Pfaffenstiege kam, vom Pfaffenstiege über den Bohlweg durch die Kreuzstraße und den alten Pulverturm rollte und endlich vor der Petersilienstraße anhielt. Da hat mancher Nachtwächter und manche Frau, die auf’s Waschen ging, etwas gesehen, was sie in ihrem Leben nicht wieder sehen mochten. Aus der Kutsche stiegen nämlich stumm und still mehrere Leute in altfränkischer Tracht und setzten auf die niedrige Kirchhofsmauer eine Mulde, in welcher ein blutendes Kind lag. Ein Messer stak dem Kinde aufrecht in der Brust. Im Umsehen stand auch ein Galgen da.
Die stummen Leute ergriffen eine händeringende Frau, welche mit der Kutsche gekommen war, und hingen sie an den Galgen, gerade über der Mulde, in welcher das Kind lag, auf.
Sobald dies geschehen war, stiegen die Leute wieder ein, die Kutsche fuhr davon, und wie das rollen der Räder in der Ferne nach und nach verhallte, so zerfloss auch der Galgen und verschwand die Mulde von der Mauer.
Viermal im Jahre fährt der wilde Jäger in einer glühenden Kutsche, Nachts Schlag zwölf Uhr, durch das Goschentor auf den Neustädter Markt , wo er verschwindet. Die Pferde vor der Kutsche speien Feuer und Flammen und auch der Kutscher auf dem Bocke ist ein ganz glühender Mann, der links und rechts mit der Peitsche, aus welcher die Funken stiegen, um sich schlägt. Neugierigen, welche aus den Fenstern sehen, schlägt er die Augen aus.