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Ende Oktober 1640 wurde Hildesheim zum Schauplatz eines Treffens der Gegner des Kaisers.
Herzog Georg v. Braunschweig-Lüneburg – er hatte seit Ende 1634 seine Residenz auf dem Hildesheimer Domhof - als Gastgeber hatte auf der Domherrenschenke den schwedischen Generalissimus Banér, den Landgrafen Christian v. Hessen, Graf Otto v. Schaumburg und den französischen Feldmarschall Guériant mit ihren Stäben zu Geheimbesprechungen eingeladen.
Der mysteriöse Tod der führenden Männer dieser Konferenz innerhalb eines halben Jahres (es starb kein Franzose) ließ damals in und um Hildesheim die sogenannte „Giftmord-Sage“ in der Domschenke aufkommen.
Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen, seit 1803 nannten sich die preußischen Könige auch "Fürst von Hildesheim", beschloß im Jahr 1900 seine Residenz an der Innerste zu besuchen und das Denkmal seines Vaters einzuweihen.
Alle ortsansässigen Behörden brüteten Ehrungen besonderer Art aus. Der hohe Gast sollte seinen fürstlichen Fuß nicht in den Fußgängertunnel setzen, der die Bahnhofshalle mit den Treppenaufgängen zu den Bahnsteigen verband. Also brach man die Südwand des Bahnhofsgebäudes auf und legte eine majestätische Freitreppe herunter, vergaß aber dabei die mit Sporen besetzten Kürassierstiefel. Beinahe hätte es bei den engen Stufen ein Malheur gegeben.
Vor dem Bahnhof hatte man zwischen zwei Pylonen einen Triumphbogen mit drei Arkaden aufgestellt. Höhepunkt des Besuches war die Einweihung eines Denkmals für den alten Kaiser Wilhelm I.. Darum war neben dem Denkmal ein Kaiserzelt errichtet. Am Hindenburgplatz, damals noch Paradeplatz genannt, hatten die Bürger des „nordischen Nürnberg“ sich und ihre Vergangenheit selbst übertroffen. Obwohl die Stadt damals noch über tausend Häuser in Holzarchitektur aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert hatte, versehen mit bemalten Schnitzereien, die an Pracht selbst die preußischen Gardeuniformen übertrafen, hatte man hier aus Holz und Gips und Pappe ein „mittelalterliches“ Haus hingestellt, das der Monarch auf seinen Weg zum Rathaus besichtigte. Vom Sitz des Magistrats ging’s dann zum Dom mit seinen Schätzen. Letzte Station war die weltberühmte Sankt Michaelis-Kirche, evangelisch und mit einer katholischen Krypta verbunden. Und da man Seiner Majestät nicht zumuten wollte, daß sie erst eine evangelische, dann eine katholische Tür benutzte, war eigens eine Tür durchbrochen worden, die nachher wieder zugemauert wurde. (Inzwischen ist sie dem ökumenischen Geist gemäß heute endgültig offen) Das alles taten die Untertanen von Hildesheim für ihren Fürsten. Und dies für zwei Stunden!! Um 14.30 Uhr kam er an, um 16.30 Uhr fuhr er wieder ab, mit der Eisenbahn, nicht mit dem Schiff, das fleißige Hände als eine Art Hängebrücke über die Hannoversche Straße gelegt hatten.
Das alte Hildesheim war in Deutschland etwas Einmaliges. Aber nicht nur in seiner Baukunst, sondern auch in vielen kleinen Dingen. Es war einmal … kann man auch von diesem Haus sagen.
Es ist eine eigenartige Geschichte um die Haustür „Am Steine 12“. Alte Hildesheimer, die wir danach fragten, konnten sich schon nicht mehr darauf besinnen. Frl. G. Schaefer half freundlicherweise der Redaktion mit Damen ihres Bekanntenkreises bei der Klärung dieses „Falles“. Und dabei konnte jeder bis zum Herbst 1939 Zeuge dieser „Verwandlungskunst“ des Hildesheimer Schlachtermeisters Seegers sein.
Er hatte für sein Haus Am Steine 12 zwei Haustüren. Morgens wurde eine leichte Tür in hellbrauner Farbe eingehängt, damit der Eintritt den Kunden nicht so erschwert wurde. Alte Hildesheimer Haustüren - übrigens früher auch eine Kunst für sich - waren schwergewichtige und mit heutigen Türen nicht zu vergleichen. Nach Feierabend wurden die Türen ausgewechselt - nachts sorgte eine schwere Eichentür mit einem großen Griff aus getriebenem Kupfer für Einbruchssicherheit.
Unser Bild zeigt die schwere Eichentür. Das „leichte Gegenstück“ stand übrigens immer griffbereich im Hausflur.
(im Original wiedergegeben)
Text-Quelle:
Autor ?, Hildesheimer Heimat-Kalender “Täglicher Türwechsel"; Gerstenberg-Verlag Hildesheim; 1967, Seite 79