Dieses katholische Fest, an dem sich auch Protestanten gern beteiligten, war das Fest zu Ehren der Heiligen Kosmas und Damian am 26. September des Jahres beim Kloster Marienrode.
Da standen Buden, die hauptsächlich Wachsbilder - welche menschliche Gliedmaßen darstellten - zum Verkauf an Gläubige anboten, welche die gekauften Bildnisse dem Kloster darbrachten, um von ihren Gebrechen befreit zu werden.
Text-Quelle:
W. Wachsmuth, Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte; Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 1857; Seite 14
siehe Freizeitbeschäftigung
[1] In Hildesheim wurde das Johannisfest auf der Steingrube bei Spiel und Musik gefeiert.
Der Hildesheimer Lehrer Joseph Anton Cramer beschrieb die Festlichkeit wie folgt:
"Um Johannisfest wird hier unter hölzernen Verdecken bey Spiel und Musik vierzehn Tage lang Goslarisch Bier verzapft; wobey nach altdeutscher Sitte, der Städter vom jeden Stande, Rang und Geschlecht erscheint, sich durch das Gewimmel des frohen Volkes windet; und vielleicht hier unter dem sonnigten Himmel mehr Vergnügen, als die kranken Brunnengäste zu Pyrmont (Kurgäste) unter den belaubten Schatten langer Alleen verspürt."
[2] Nach dem Tridentischen Konzil, also seit etwa 1580, wurden Feste wie das Johannisfest von der Kirche kontrolliert: "unziemliche Körperhaltungen, laszive Bewegungen und obszönen Tänze um das Johannisfeuer herum wurden ausdrücklich untersagt."
Volksfeste wurden generell als Ort der Ausschweifung, Zügellosigkeit und Verschwendungssucht angesehen.
Konkordie = Übereinkunft
Dieses Fest ist auf den Unionsvertrag zwischen der Alt- und der Neustadt zurückzuführen, der am 15. August 1583 zustande gekommen war.
Seitdem wurde Jahrzehntelang am 15. August eben dieses "Konkordienfest" gefeiert.
Die Karfreitagprozession war bis Mitte des 19. Jahrhunderts reich an Darstellungen aus der biblischen Geschichte von denen manche sich auch noch bis weit ins 19. Jahrhundert erhielten. Eröffnet ward der Zug durch Adam, der einen Apfelbaum trug; darauf folgte der Knabe Isaak mit einem Bündel Holz zum Brandopfer, hinter ihm Abraham mit erhobenem Schlachtmesser, an dessen Spitze war ein schönfarbiges breites seidenes Band befestigt, das lang herabhing und am unteren Ende von einem als Engel aufgeputzten schönen Knäblein festgehalten wurde.
Nach mancherlei andern alttestamentlichen Darstellungen kam zum Schluß eine Schar Pharisäer. Hochstämmige Schüler des katholischen Gymnasiums „figurierten“ als „Kriegsknechte“ in Rüstungen, die dazu aus der städtischen Rüstkammer geborgt wurden. Christus kam mit der Last des Kreuzes, hinter ihm als Mitträger des Kreuzes - zur Erinnerung an Simon von Kyrene - ein Mensch, total verhüllt in weißen Flanell, halb gehend, halb auf dem Knie rutschend, mit der Hand auf ein Beil gestützt. Diese mühsame und peinliche Leistung galt als ein Bußakt der Person, die sie übernommen. Vor Christus schritt Judas einher mit rotem Bart, in der Hand einen Geldbeutel, mit dem er von Zeit zu Zeit klingelte.
Der Umgang bewegte sich über die Domhöfe. Nach dem Einzüge in den Dom wurde ein uraltes Kruzifix, das sogenannte Wandelkreuz, in der abendlichen Halle des Doms auf einem Katafalk niedergelegt; je zwei und zwei Domgeistliche, von Zeit zu Zeit abgelöst, wachten und sangen bis zum Ostermorgen bei der Leiche. Auch in anderen katholischen Kirchen ward die Grablegung bildlich vorgestellt; man ging von einer Kirche zur andern; das hieß die Gräber besuchen.
Alle Glocken schwiegen von Freitagmittag bis zum Ostermorgen. Daher der Stadtwitz, daß zwei steinerne Reisige am Almstore ihre Sturmhauben abnehmen oder Prallas sich umdrehe sobald sie am stillen Freitage die Betglocke hörten. Statt des Nachtwächterhorns hörte man in jenen Nächten sogenannte „Kläppern“ oder „Knarren“, welche zu Handtieren gewöhnlich großer Zulauf von Stadtbuben war. Am Ostermorgen mit dem Schlag drei Uhr ertönten Orgel, Domgeläut und rauschende Kirchenmusik; zwei Domherren hoben das Wandelkreuz auf und trugen es raschen Schritts nach dem hohen Chor. Der Moment hatte etwas Imposantes.
(im Original übernommen)
Text-Quelle:
W. Wachsmuth, Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte; Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 1857; Seite 11f
Ohne Vermummung – im Gegensatz zur Karfeitagprozession - war der Umgang am Fronleichnamstage, aber bei diesem voller Festglanz; Domherren; Vikaren, niedere Geistliche, Lehrer und Schüler, Knaben und Mädchen, schritten einher, Wachskerzen mit Blumenge-winden in der Hand, alles in festlicher Tracht.
Außer den großen Umgänge auf dem Domhofe gab es noch einen besonderen des Michaelisklosters, wobei ein silberner Ehrensarg mit den Reliquien des Heiligen Bernward umgetragen wurde.
Bei dem Umgange des Süsternklosters erschienen, eigens ausgewählt, vier der schönsten katholischen Jungfrauen der Stadt als Trägerinnen eines Marienbildes. Während der Fronleichnamprozession stand die städtische Miliz an den Marken des bischöflichen Stadtteils. Der bei dem Umgange zuschauende Protestant hatte das Haupt zu entblößen, bei den seltenen Unterlassungsfällen wurde mit Anstand daran erinnert.
(im Original übernommen)
Text-Quelle:
W. Wachsmuth, Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte; Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 1857; Seite 12
Am 18.6.1911
Bildquelle:
- Ansichtskarten Privatbesitz H.-J. Brand
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