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Wenn man „über Feld geht“, so achte man auf den Flug der Raben. Fliegt ein Rabe von der Rechten nach der Linken über den Weg und schreit: „Wahr‘ deck, wahr‘ deck, wahr‘ deck!“, so kehre man lieber um oder gehe einen anderen weg.
Der alte Denkstein, der im Itzumer Holze auf dem Wege nach Lechstedt stehet, würde nicht dastehen, wenn ein Mann, der „boteweis“ (Botengang) ging, der Warnung des Rabens gefolgt wäre. Der Mann hatte viel Geld bei sich und ging mit einer Frau den Feldweg nach Lechstedt. Als sie nun im „Lichtenphal“ angekommen waren, flog ein Rabe von rechts nach links über den Weg und schrie: „Wahr‘ deck, wahr‘ deck!“ Erschrocken blieb die Frau stehen und wollte nicht weiter mit: der Mann aber lachte, sagte, das wäre dummes Zeug und ging allein seinen Weg. Am anderen Morgen fanden die Lechstedter den erschlagenen und beraubten Mann auf der Stelle, wo noch heute der Denkstein steht.
Text-Quellen:
Karl Seifert: Sagen und Märchen von Hildesheim; Verlag: August Lax, Hildesheim 1914; 3. Auflage, Seite 25
Zu Neujahr wird der Tag um einen „Hahnenschrei“ länger.
„Wahr‘ deck, wahr‘ deck!“ (Hüte dich, hüte dich!) ruft warnend der Rabe.
„Kumm fru!“ ruft der Täuber (männl. Taube);
„Spinn‘ littek! Spinn‘ littek!“ der Hänsling (Saatfink).
„Harrut!“ (Heraus aus dem Hause, dem Leben) schreit das Leichhuhn (Kauz) –
Kräht ein Huhn wie ein Hahn, so droht schweres Unglück dem Hause. –
geht ein Brautpaar im Holze und hört den Kuckuck, so wird ihre Ehe mit Kindern gesegnet.
Dem Gesang der Goldammer schiebt man folgenden Text unter: im Winter: „Buer, Buer, lat mek in dine Schi - - ne“, im Sommer: „Buer, Buer, lick mek in’n Sti - - t“
Text-Quellen:
Karl Seifert: Sagen und Märchen von Hildesheim; Verlag: August Lax, Hildesheim 1914; 3. Auflage, Seite 25