Der früher oft gebrauchte Ausdruck "Hutweide" bezeichnet eine größere landwirtschaftliche Fläche, auf die Haustiere unter Aufsicht eines Hirten oder älteren Kindes zur Weidegetrieben werden bzw. wurden.
[5] „Venilge“ heißt in altdeutscher Mundart ein „mooriger, sumpfiger Ort“.
Aus einiger Ähnlichkeit der Sache, da die sogenannte Venilge eine künstliche Insel ist, welche bei der Freiflut abgeleitete Arm der Innerste umschließt, und aus der Ähnlichkeit der Worte ist „Venedig“ entstanden, welches einen von Jedermann bekannten kleinen Bezirk der Stadt bezeichnet. Dieser von der Innerste umschlossene Bezirk wird durch den, von dem Neuen Tor bis zum Dammtorschen Ziegelhütte gezogener Graben und Wall, die Lange Linie genannt, in die Große und Kleine Venedig abgesondert.
Die große Venedig, oder die eigentliche Venilge, war vor 200 Jahren noch eine niedrig liegende unkultivierte Gegend von etwa 70 Morgen Landes, die einen sehr tiefen und breiten Graben, auch Fischteiche hatte, und wo sich einige Außenwerke der Stadtbefestigung befanden, die mit denen des, dem ehemaligen Godehardikloster zugehörigen, Weinbergs und denen der Neustadt in genauer Verbindung standen. Weil jedoch diese Gegend leicht unter Wasser gesetzt werden konnte, und daher für die Stadt bei einer etwaigen Belagerung von dieser Seite nicht viel zu befürchten war; so ließ der Magistrat in dem Jahre 1601 jene Gegend, die jetzige Große Venedig, vermessen und unter Bürgern zu Gartenland, jede Ruthe für 6 Pfennige, meierweise und um den gewöhnlichen Weinkauf auf 6 Jahre verteilen. Nach Ablauf diese Meierjahre suchten zwar die Gartenbesitzer um zwölfjährige Verlängerung derselben nach; allein sie erreichten ihren Zweck nicht, und erhielten in der erteilten Resolution zum Bescheid: „daß, da die Bürger die ihnen meierweise eingethanenen Gärten als ihr Eigenthum anzusehen anfingen, hohe Bäume anpflanzten, das Ufer und Dämme abgrüben und überhaupt Neuerungen vornähmen, wodurch die Stadt, als Festung, die größere Gefahr zu besorgen hätte, sie solche nicht länger behalten könnten, und solle die Venedig wieder in den vorherigen Stand gebracht werden“.
1613 wurde der Graben und die Teiche wieder mit Laich besetzt und 1617 gefischt; die Fische sollten verkauft werden und zwar ein Pfund Hecht für 4 Mgr. Und ein Pfund Karpfen und Karautschen (Karausche) jedes zu 2 Mgr. 6 Pfg.. Es kamen aber aus dem Verkauf nicht einmal die auf die Fischerei verwandten Kosten heraus, weil der Graben zu sehr mit Schilf bewachsen, die Teiche verschlammt waren und das Wasser nicht gehörig abgelassen werden konnte.
Um nun die vielen und ansehnliche Kosten der nötigen Reinigung des Grabens, Ausbringung der Teiche und deren Wiederbesetzung mit Fischen zu ersparen, wurde die Große und Kleinen Venedig wiederum mit Gärten unter Bürgern meierweise verteilt und die Ausführung dieses Geschäfts der Kämmerei übertragen. Der Magistrat behielt sich den einzigen Fall vor, bei einer etwaigen Belagerung oder wenn die Kriegsverläufe es erforderten, die Venedig unter Wasser setzen zu lassen. Dieser Fall ist jedoch scheinbar nur ein einzigesmal eingetreten zu sein, nämlich bei der Belagerung und Einnahme der Stadt durch den kaiserl. General von Pappenheim im September 1634.
Die Inhaber der Gärten mußten sich jedoch auch verbindlich machen, die Gärten ohne Vorwissen der Kämmerei nicht zu veräußern oder auf andere zu bringen, die Dämme, bei Verlußt des Gartens, in gutem Stande zu erhalten, keine Häuser zu bauen oder Bäume zu pflanzen, sondern nur niedriges Gartengewächse, als Kohl oder Gras, zu ziehen, und alles dieses aus dem Grunde, um der Festung nicht nachteilig zu werden.
Es wurde von der Kämmerei Meierbriefe ausgefertigt. Grund und Boden gehörten demnach der ganzen Stadt, die Anlagen und Verbesserungen der Gärten dem Inhaber; und nur diese Anlagen und Verbesserungen konnten verkauft oder übertragen werden.
(Im Original übernommen)
Text-Quelle:
[5] Zeppenfeldt, Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte; Gerstenberg. Buchhandlung; Hildesheim 1829, Band 1, Seite 358f
Das von Innerstearmen durchzogene Wiesengelände im Westen der Stadt erscheint bereits 1283 unter dem Namen "in Veneciis", zweifellos im Volksmunde nach der Ähnlichkeit mit dem Wasserreichtum der Stadt Venedig so benannt, die durch den Levantehandel und die Kreuzzüge auch in Hildesheim bekannt geworden sein dürfte.
siehe auch: Große Venedig (Straße)
ANSICHTSKARTEN
ANSICHTSKARTEN
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
Privatbesitz H.-J. Brand
Eine ehemalige Schweineweide bei der Ortsschlumpfquelle
Zurück → Die
Natur