1) Einigen Besuchern des Hildesheimer Domes ist wohl die St. Laurentiuskapelle bekannt, an der Südseite des mit dem tausendjährigen Rosenstock geschmückten, stimmungsvollen Urnenfriedhofs, zwischen der Domsakristei und der jetzigen Gymnasialkirche (Antoniuskapelle) belegen. Sie gehört eben nicht zu den bei den bekannten Führungen durch den Dom gezeigten Merkwürdigkeiten. Und doch ist es ein recht merkwürdiger Raum, ähnlich einer Krypta, von einer eigenartigen ansprechenden Raumwirkung, und wohl eines Besuchs wert.
Es ist eine Art „Totenkirche“, bestimmt zur Abhaltung der sogenannten Totenoffizien, des Stundengebets für die Verstorbenen, welches nach dem Tode eines Geistlichen von seinen Mitbrüdern zu bestimmten Tageszeiten verrichtet werden mußten.
Die Ende des 11. Jahrhunderts erbaute Kapelle war ursprünglich ein dreischiffiger Raum, zwei Reihen gedrungener romanischer Säulen teilten die Kapelle in drei Schiffe; später, in gotischer Zeit, im Jahre 1440, wurde noch eine Säulenreihe an der Südseite aufgeführt und dadurch die Kapelle um ein Schiff verbreitert. Die Erweiterung wurde nötig, als das Schlafhaus des Domkapitels oberhalb der Laurentiuskapelle neu erbaut wurde.
Obgleich die Domherren in ihren eigenen Kurien wohnten, mußten sie doch, wenn sie die Konventualmesse zu halten hatten, jedes Mal die Nacht vorher im Schlafhause des Domes zubringen. Dieses Schlafhaus (dormitorium) wurde im Jahre 1438 durch den Domherrn und Domkellner Burchard Steinhoff neu errichtet bzw. erweitert, es lag an der Stelle, wo sich jetzt der „Rittersaal“ befindet. Der Rittersaal mit seinen kostbaren großen Wirkteppichen (Gobelins) und mit dem großen Freskogemälde an der Decke des Saales von Gregor Wink wird wohl den meisten Besuchern des Domes bekannt sein.
Mit dem Schlafsaal der Geistlichkeit war die Kapelle durch eine in der südwestlichen Ecke liegende Wendeltreppe verbunden, deren letzte Reste im Jahre 1910, bei der Instandsetzung der Kapelle, abgebrochen wurden, um der etwas dunklen Kapelle mehr Licht zuzuführen. Ebenso wie das Schlafhaus, das Dormitorium, war auch die östlich von der Laurentiuskapelle belegende Antoniuskapelle, die später von den Jesuiten erweitert wurde und jetzt als Gymnasialkirche dient, eine Schöpfung des baulustigen Domkellners Burchard Steinhoff.
Entstanden ist die alte Laurentiuskapelle unter dem Bischof Udo und wahrscheinlich auch von ihm selbst erbaut, weshalb er auch seine Grabstelle hier fand. Das Grab des tatenreichen Bischofs ist durch ein merkwürdiges, jedenfalls bald nach seinem Tode entstandenes Grabmal (Bild 1) bezeichnet. Die Platte des etwa 40 cm über den Boden sich erhebenden Hochgrabes zeigt in romanischen Formen die vier Evangelisten-Symbole Löwe, Adler, Stier und Engel, an den Ecken der Platte; zwei Grundsäulen tragen eine Bogenarchitektur in den damals üblichen Formen, daraus die segnende Hand Gottes hervorragend, in der Mitte der Platte das Lamm Gottes. Kein Schriftzeichen auf dem Grabmal gibt Kunde von dem hier Ruhenden, nur über der benachbarten Säule steht am Bogenfelde in gotischer Kleinschrift: „udo XVIII eps“ (Udo, der achtzehnte Bischof).
In der Mitte des älteren romanischen Teils der Kapelle steht noch der steinerne Altartisch, jetzt ohne jeden Schmuck, die einzige Erinnerung an den früheren gottesdienstlichen Zweck der Kapelle.
Noch eine Merkwürdigkeit birgt die Kapelle, das Grab des Weihbischofs Adamus Adami. Sein Grab liegt im dritten Schiff der Kapelle (Bild 2). Das Grabmal besteht aus einer Bronzeplatte von 2,80:1,40 m Größe, auf der der Verstorbene, bekleidet mit den bischöflichen Gewändern, in Flachrelief dargestellt ist, zu seinen Füßen das Wappen, als Wappenschilden Baum der Erkenntnis mit der Schlange, eine Anspielung auf den Namen des Verstorbenen.
Das Grab wurde 1849 geöffnet, bei den Gebeinen fand sich ein kleines silbernes Kreuz, das sich jetzt in der Schatzkammer des Doms aufbewahrt wird.
Wie schon oben erwähnt, wurde die ursprünglich mit drei Schiffen angelegte Kapelle später um ein viertes Schiff vergrößert, so daß jetzt zwei Reihen romanischer Säulen mit einfach verzierten Kapitälen und einer Reihe gotischer Säulen den Raum teilen. Einzig in ihrer Art sind diese gotischen Säulen (Bild 3): ihr Schaft ist achteckig, das Kapitäl mit großblätterigem Laubschmuck versehen, ihre Umrisslinie ähnelt den älteren romanischen Säulen. Die Säulen tragen ein scharfgratiges Kreuzgewölbe, das nicht zu reichlich durch schmale gotische Fenster an der Südseite einfallende Licht gibt dem Innern den Eindruck einer Krypta. Die Länge des Raumes beträgt 15 m bei 10 m Breite, die Höhe bis zum Gewölbescheitel ist 2,80 m.
Nach der Instandsetzung vor zehn Jahren (1910) dient die Kapelle als Nebenraum zur Sakristei, wozu sie sich wegen ihrer frostfreien Lage gut eignet.
(im Original übernommen)
2) Die Kapelle wurde 1079 unter Bischof Hezilo errichtet. 1114 fand Bischof Udo hier seine letzte Ruhestätte.
Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Laurentiuskapelle als seitlicher Teil der Sakristei verwendet, viele große Schränke für Messgewänder prägten das Bild des Raumes. Sie wird zukünftig für Gottesdienste genutzt und soll als Sakramentskapelle mit Tabernakel dienen. „Hier soll man einen Ort der Stille finden, auch wenn es im Dom mal etwas unruhiger zugeht“, erklärt der Generalvikar Koitz. Dafür wird ein direkter Durchgang aus dem Dominnenraum geschaffen.
Text Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
1) R. Herzig: Die Laurentiuskapelle am Dom zu...., Alt-Hildesheim, Westermann 1920, Braunschweig, Heft 4, S. 33f
1) R. Herzig: Die Laurentiuskapelle am Dom zu...., Alt-Hildesheim, Westermann 1920, Braunschweig, Heft 4, S. 33
2) http://www.raymond-faure.com/Hildesheim/Hildesheimer_Dom_Laurentiuskapelle.html