[1] Die Einführung der Reformation und ihre Vorgänge sind mit der Lebensgeschichte des Bürgermeisters Harmen Sprenger eng verknüpft, Buhlers hat in seinem Buche Alt-Hildesheim, Seite 147ff, eingehenderes über die Ereignisse jener Tage mitgeteilt.
Hier sei daraus nur kurz erwähnt, daß schon 1540 in der Stadt eine starke Hinneigung zur neuen Lehre herrschte, für welche besonders Christopher von Hagen, Schwager des Jost Arneken (Vaters des späteren Bürgermeisters Henni Arneken) agitierte. Als Sprecher der „großen Bäuerschaft“ (Majorisbäuerschaft) bot sich ihm dazu der günstigste Posten.
Im Schmalkaldischen Kriege reisten auf seine Veranlassung mehrere Krämersfrauen zum Landgrafen Philipp von Hessen ins Lager, am 26. August erschienen nach Vorverhandlungen Gesandte von den Städten Braunschweig, Göttingen, Hannover, Magdeburg, Goslar und Einbeck und verhandelten mit der Bürgerschaft über den Beitritt der Stadt zum Schmalkaldischen Bunde.
Obwohl die Stimmung geteilt war, so erlangte doch die Große und Schuhbäuerschaft Prediger für die Andreas-, Michaelis- und St. Lambertuskirche; Sprenger ritt am 28. August mit dem Gesandten nach Braunschweig und erwirkte die Zusendung der erbetenen geistlichen (Praedicanten).
So kamen denn am 30. August 1542 die im Lager der Fürsten vor Braunschweig anwesenden Reformatoren Bugenhagen, Corvin und Winkell nach Hildesheim und stiegen bei Henni Blomen, einem Anhänger der neuen Lehre ab. Am 1. September fand der erste öffentliche evangelische Gottesdienst in der Andreaskirche statt.
Text-Quelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4: Bürgerliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 18
[1] Naturgemäß blieben bei der großen Spannung, die schon seit Jahren die Bevölkerung in zwei Lager geteilt hatte, Härten nicht aus.
Die Michaeliskirche wurde 1543 vom Rat beschlagnahmt. Die Schmalkaldischen Wirren verlangten Geld, welches aus Silber- und Metallteilen der in den evangelischen Kirchen jetzt überflüssig gewordenen Kirchengeräte katholischer Zeit zusammengeschmolzen wurden.
Es war der gleiche Vorgang wie seinerzeit 20 Jahre früher, als Bischof Johannes IV. in der Stiftsfehde die schönen Silberstatuetten der Lichterkrone des Domes einschmelzen lassen mußte, um Kriegsvolk anwerben zu können.
Das Dominikanerkloster wurde aufgehoben, ebenso das der Franziskaner, die übrigen Gotteshäuser wurden Pfarrkirchen; nur das Süsterenkloster hielt sich. Der Dom, das heilige Kreuzstift und der Moritzberg blieben katholisch, St. Georg, St. Jakob und St. Lambert (in der Neustadt) wurden evangelisch. Vorrübergehend blieb auch der Dom verschlossen.
Text-Quelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4: Bürgerliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 18f