Allgemeines
Das Epitaphium Henni Arnekens
Grabmonument des Hans Storre
Grabstein von L. Beling
Totentafel von Wissenhauer
Totenschild von v. Calm
Jubiläumstafel zur Einführung der Reformation
Von Grabsteinen und Gedächtnistafel birgt die Andreaskirche eine größere Anzahl, teils von Personen, welche sich in der Geschichte der Stadt unvergängliche Verdienste erwarben, teils von Angehörigen angesehener Geschlechter.
Der künstlerischen Bedeutung und dem Rang des Inhabers nach steht an erster Stelle die Ahnentafel des Bürgermeisters Arneken. Die wiederhergestellte große Holztafel hängt in der ersten Chorkapelle der Südseite (Bild).
Die Gedenktafel baut sich in üblicher Weise auf als Portikus mit zwei freistehenden Säulen über großen Konsolen, zwischen denen in rechteckigem Rahmen das Bild des Stifters, seiner Gattin und seiner beiden Töchter sitzt. Als unterer Abschluß ist eine in reichem Schnitzwerk der Hochrenaissance gehaltene Gedächnistafel folgenden Inhalts angebracht (siehe unten):
Die Mitte füllt ein Bild: Christi Auferstehung, unten die Kriegsknechte entsetzt auseinanderstiebend. Auf den seitlichen Rahmen die Ahnenprobe, je acht Wappen von Vater und Mutter. Hinter den Säulen zwei Figuren: Links: NICODEMVS EIN OBERS DER PHARISÄER; rechts: Joseph von Arimathia ein Rat, 1587.
Im Architrav des Giebels die Beischrift:
CHRISTVS IST MEIN LEBEN VND STERBEN IST MEIN GEWINN. PHIL ∙ T.
Darüber ein kurzer Aufsatz, in dem das Bild des segneden Christus, darüber im Giebel:
GOTT ALLEINE DIE EHRE.
Als Krönung die Jungfrau Maria mit dem Kinde.
(in lateinischer großen Schrift)
MEMORIÆ SACRVM ∙
HENNINGO ARNICHIO ∙
VIRO INCOMPARABILI
REIPVBLICAE HVIVS CONSVLI,
INGENIO SCPRA MVLTOS MACTO,
IN CONSILIIS INEVNDIS PRVDENTIA
NEGOCHS GERVNDIS SOLLERTIA
EXPERIENTIA PEREGRINATIONIBVS
ACQVISITA, PRAEDICTO:
BONO REIPVBLICAE NATO: (GRATIA
EVSDEM DAMNO∙CVM APVD SUPERIORES
DOMI AVTORITATE FLORERET DENATO:
HVNC TVMVLVM ET TITVLVM
HEREDES MOESTISS: POSVERVNT ∙
VIXIT AN: LXIII ∙ MENSES IV ∙ DIES XX ∙
OBIIT AN: C ∙ M ∙ DCH MEN: IVLII DIE X ∙
(mit liegenden großen Buchstaben)
Anno Dni 1586 Den 17. Decemr ist die ehrbar und viel | tugend-
same Adelheit Josten Brandes B.H.S.S.einiges | Kindt, des Erban
vnd Weisen Hern Henni Arneken
Burgermeisters Ehlig Hausfraw,
in dem Hern Christo | seligh ein-
geschlaffen, Der Almechitige Godt
Verlie | ir vnd Vns Allen eine
Froeliche Aufferstehung Amen.
Rom XIII. Cap.
Keiner lebt ihm selber, und
keiner stirbt ihm selber. | Leben
wir so leben wir dem Herrn.
Sterben wir | so sterben wir dem
Herrn Darum wir leben | oder
sterben, so sind wir des Herrn
Den dazu ist Christus auch
gestorben und Auferstanden und
wieder lebendig worden, das Er
Uber Todten und Lebendige Herr
sey. Rom. XIIII.
Gegenüber der Gedächtnistafel Henni Arnekens das große steinerne Grabmonument des Bürgermeisters Hans Storre und seiner Gemalin (Bild rechts).
Auf mit seitlichen Fruchtgehängen, sogenannte ohrengeschmücktem rechteckigen Unterbau stehen in Flachrelief die beiden Grabplatten mit den Bildern der Verstorbenen in natürlicher Größe. Der Mann in der Bürgermeistertracht, mit vorne weit aufgeschnittenem Mantel, Überrock und Kniehosen mit seitlichen Kniebändern, Strümpfen und Zierschuhen; die frau in weiter Tracht, kurzem Überwurf und breitem Kragen. Über dem waagrecht abgeschlossenen Unterbau erhebt sich eine Bekrönung aus einer ovalen Inschrifttafel, umgeben und gehalten von Engelsgruppen mit Totenköpfen, darüber die Figur des Auferstandenen. Die Inschrift lautet:
Links um die Figur des Mannes:
Aō. 1676 den 17. April ist der Ehrenvester Wolweiser | und vornehmer H. Hans Storren R. und Senior | des Rats dieser Satadt Hildesheim in Gott selig verschieden | dehme Gott eine fröhliche Auferstehung zum | eiwigen Leben verlehen woll Seines Alters 81 Jahr.
Zu Seiten der Figur die Ahnenreihe aus 8 Wappen.
Rechts um die Figur der Frau:
Aō. 1665 den 4. April des morgens zwischen 5 vnd 6 Uhr ist die | Viel Ehr vnd Tugendreiche Hille Tappen Herrn | hans Storren Eheliche hertzliche Hausfraw in G. dem | Herrn Sehlig entschlaffen ihres Alters 66 Jahr.
Auch hier eine sehr malerisch gezierte Ahnenreihe von acht Wappen.
Im Architarv:
2. TIM.: 2. V: 8. Halte im gedächnis Jesum Christum, der aufertanden ist von den Todten | Hir zeitdlich, dort Eiwig, darnach richte dich.
Darüber im Oval:
Johann. 3. C. Also hat Gott die Weldt geliebet daß er seinen eingebohrenen Sohn gegeben hatt, Auff daß Alle die an Ihn glauben nicht sollen verloren werdẽ, sondern daß eiwige leben habẽ.
Die Wappen der Ahnenreihe stehen wie folgt:
Mann
W ∙ (appen) W.
R. HANS HILLE TAPPEN
STORREN |
|
W. W.
BEX V ∙ HAGEN
| |
W W
ROSEN JAGAV
| |
W HORRENBORG
NESELS
Frau
W Doppelwappen W
BEX R ∙ HANS HILLE V ∙ HAGEN
| STORREN TAPPEN |
W W
ROSEN JAGAVW
| |
W W
NESSELS HORENBORG.
Ein weiterer Grabstein, Doppelbild, ist in der östlichen Mittelkapelle des Chores aufgestellt. Aus Marmor und Alabaster bestehend, zeigt die sehr vernachlässigte Tafel die Figuren von Mann und Frau in Lebensgröße, zwischen Säulen; bekrönt durch eine Wiedergabe der Auferstehung. Im geschweiften Sockel die nachstehenden Inschriften:
Nun Welt hab gute nacht, ich will zur ruhe gehen
Und hier aus einem grab mit freuden aufferstehen
Am letzten weltgericht der Jesus Gottes sohn
Auch mir wird setzen auff die unverwelkte chron.
Darüber in drei Medaillons nebeneinander:
Ilsa Brandis
Herren Ambtmann Ludolph
Behlings Eheliche
Hausfraw
Ludolph Belingh
Fürstl. Braunschw.
Luneb.
Ambtmann zum
Steuerwaldt.
Dorothea Leveke
Reichen S. Ambtmann
Ludolph Behlings
Eheliche Hausfraw
Als Bekrönung der Säulen die (teilweise zerstörten) Familienwappen.
An der Ostwand derselben Kirche eine Totentafel. Grabplatte aus Schiefer, mit jugendlicher Figur aus Alabaster, bekrönt von zwei kleinen Engeln aus gleichem Material. Umschrift:
FILIO (Wappen) SVO CARSS ∙ MEMORLÆ
POSVIT MÆSTA MATER ET (Wappen) POLITISSIMO VIRO JVVENI ∙ JVSTO
WISSENHAVERO ∙ L ∙ L ∙ STVDIOSO ∙ QVI ∙ IN PATRIA REDVX, RECIDIVO
(Wappen) MORBO CORREPT9 IN MEDIO JVVENTÆ FLORE (Wappen)
TALI MORBO OCCVBVIT AO ∙ MDC ∙ LX ∙ DIE (Wappen) 19 MARTY ∙ VITÆ
ANNVM AGENS 28.
An der Südwand des südlichen Seitenschiffes ein elegantes Totenschild. Inschrift:
D ∙ O ∙ M ∙ S.
ET ∙ PERPETVAE ∙ MEMORIAE
VIRI
PRVDENTIA ∙ ERVDITIONE CANDORE EXCELLET ∙
DOMINI AVTORIS HENRICI DE CALM
POTENTISSIMI DNI ∙ DN ∙ FRIDERICI I ∙ REGIS
BORVSSIAE CONSILIARII ET ADSESSORIS DICASTER
GVELPH ∙ DVCVM ∙ BR ∙ ET ∙ LVN ∙
QVI ∙ NATVS ∙ BRVNSV ∙ EX ∙ ANTIQVA ET CELEBRI PATRICIORVVM.
FAMILIA MDC ∙ XLII DIE VIII SEPT ET DENATUS
MDCC XVIII DIE VI MAY ∙ ACTAT ∙ LXXVI ∙
VXOREM HABVIT ∙
NOBILISSIMAM VIRTVTIBVSQVE ORNATISSIMAN AC
MVLTIS PIIS DONATIONIBVS ILLVSTREM MATRONAM
ANNAM CATHARINAM ∙ HOFMEISTERIN
QVÆ NATA HILDES ∙ M ∙ D ∙ C XL VII ∙ DIE II OKTOBR ∙ VITA AV –
TEM EXCESSIT MDCCVII DIE XVI AVG ∙ AETAT ∙ LXV ∙ VIDVAM
DOMINI MARTINI KÖNNEKEN SENATORIS QVONDAM
HVIVS VRBIS OPTIMI MERITI
CVIVS PARENS
JOHANNES KÖNNECKE J ∙ V ∙ D ∙ ET ∙ CONSISTORIALIS
TAM IN PACE OSNABR ∙ ET ∙ MONASTER ∙ M ∙ D ∙ C ∙ XLVIII
QVAM POSTEA MDCLI RES TVRBATAS EC-
CLESIARUM EVANGELIARVM HILDESIENSIVM
MIRA DEXTERITATE REDEGIT IN ORDINEM
QVORVM OMNIVM OSSA IN NAVI HVIVS
ÆDIS QVIESCVNT ET ∙ IN ∙ MORTE ∙ EX-
PRCTANT VITAM ∙ MELIOREM
TEQVE MONENT
QVI HAC LEGIS VT SI VELIS VIVERE
DISCAS MORI
An der Nordwand der Kapelle eine, wenn auch künstlerisch nicht hervorragende, so doch geschichtlich hochinteressante Gedenktafel an die Einführung der Reformation, darstellend die von den Reformatoren Luther und Melanchton zu Ehren gebrachte Bibel und Augsburger Konfession auf dem Altar des Herrn. Aus den Wolken das Auge Gottes strahlend, links Christus, vorne links die heilsuchende Gemeinde, rechts die Vertreter der seitherigen Kirche. Umschrift:
Zum Priese Gottes und zum Dankbahren Gedächtnis der Heilwärtigen Reformation, welche D. 1. T. Sept. 1547 allhier geschehen hat diese hie hersetzen lassen die Evangelische Gemeinde zu St. Georgii in Hildesheim an dem Hier uberangestellten Zweyten Jubelfeste D. 1. T. Sept. 1747. Aō 1743 D. 1. T. Sept. ist der Beschluß von dieser Jubel Feyer öffentlich gemacht wordẽ.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 165ff
Bildquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 165ff