Allgemeines
Die Altäre
Die Kanzel
Das Taufbecken
Die Orgel
Glocken der Andreaskirche
Kunstwerke
Das Innere von St. Andreas enthält nur noch Ausstattungsstücke des 17. Und 18. Jahrhunderts, sowie ein großes Taufbecken in Messinguß.
Der Hauptaltar
Die Architektur des jetzigen Hauptaltars (Bild rechts) ist ganz im Geiste des dekorativen Stiles des ausgehenden 17. Jahrhunderts gehalten.
Über vier Engelsfiguren, von denen die äußeren Allianzwappen in den Händen tragen, erhebt sich der riesige Altarbau in drei geschossen. Der Unterbau besteht aus einem breiteren Mittelfeld mit einem Ölgemälde, Christus am Kreuz darstellend; rechts und links schließen sich, von freistehenden gewundenen Säulen flankiert, Seitenfelder an, die von mit Muscheln abgeschlossenen Nischen ausgefüllt sind. In diesen Nischen und rechts und links von den äußeren Säulen stehen vier lebensgroße Holzfiguren bewegtester Haltung: Von Nord nach Süd: Petrus mit dem Schlüssel, Moses mit den Gesetzestafeln, Johannes mit der Siegesfahne, Paulus mit Buch und Schwert.
Die seitlichen, reich geschnitzten freien Endigungen klingen in Frauengestalten aus, nördlich der Glaube (mit brennendem Herzen), südlich die Hoffnung (mit dem Anker).
Besonders originell an dem Altar ist die kleine, reich in Schnitzwerk eingerahmte Nische oberhalb des einfachen Altartisches. In freien Figuren ist dargestellt das heilige Abendmahl. Eine lebhaft bewegte Gruppe sehr realistisch gehaltener Männer ist um den auf vier gedrehten Füßen ruhenden Tisch angeordnet, auf dem auch Brot und Wein nicht fehlt. Aus zwei blechernen Dunströhrchen ist zu ersehen, daß die Szene früher bei Gottesdienst durch Kerzen in zwei noch vorhandenen Kerzenhaltern erleuchtet wurde.
Die über dem Kranzgesims des Hauptgeschosses aufgebaute Oberwand ist sehr geschickt durch Anordnung seitlicher flacher Pilaster neben den beiden freistehenden Säulen im Mittelfeld verengert und nach außen zusammengefaßt. In der Mitte der halbrund geschlossenen Nische ein Ölbild: die Kreuzabnahme, davor als plastische Gruppe ein Seraphim mit Kreuz und Kelch, den Glaubenssymbolen. Über den Postamenten der unteren äußeren Säulenstellung thronen zwei Evangelisten: nördlich Johannes (mit dem Adler), südlich Matthäus (mit einer Menschenfigur – Putte). Hinter diesen Figuren schließt der beschriebene Oberbau wieder mit reichgeschweiften Ohren seitlich ab.
Im obersten Aufsatz ein ovales Ölbild: Die Frauen am Grab des Heilands, von dem Engel belehrt; seitlich davon stehen kurze hermenartige Pilaster mit reicher ornamentaler Zier und Engelsköpfen; seitlich davon zwei weitere freistehende Figuren: nördlich der Evangelist Lukas (mit dem Ochsen), südlich Markus (mit dem Löwen).
Über dem Aufbau schwebt Christus als Welterlöser, auf der Weltkugel stehend, mit der Siegesfahne (einem roten Malteserkreuz auf hellgelbem Grunde), links und rechts Seraphine mit Palmwedeln.
Der Altar ist jetzt stark mit hellgrauer Ölfarbe überstrichen; ursprünglich war er farbig behandelt, als blauschwarzer Marmor, die Figuren in den natürlichen Farben, die Schnitzerei mit reichlicher Verwendung von Gold.
Als Stifter darf angesehen werden eine Familie Vortmann. Auf dem Doppelwappen sind nämlich verzeichnet:
nördlich: DIDERICH VORTMAN WILHELM MANIHVES
südlich : …………... VORTMAN MADALENA BѶNG.
Der Dorfaltar:
In der mittleren östlichen Kapelle steht an der Westseite ein sehr origineller Dorfaltar. Hinter dem einfachen Altartisch erhebt sich eine korinthische Säulenstellung, verknüpft mit seitlichen Säulen und inneren Pilaster. Zwischen dieser einen flachen Bogennische mit Tür zur Kanzel, welche im Grundriß quadratisch sich über dem Altar vorkragt und mit einer Kartusche geziert ist. Das Ganze ist bekrönt durch eine Attika mit seitlichen Pilastern; in der Mitte trägt auf der Vorderseite die Inschrift: I. L. A. M. K.
Auf der Rückseite einen Weihspruch.
Der Kanzelaltar stammt aus der abgebrochenen Kapelle von Groß-Rhüden bei Bockenem und ist Eigentum des Andreasmuseums.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 162ff
Bildquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Tafel XXI nach Seite 162
Die Kanzel (Bild rechts) ist stilistisch älter als der Altar, aus der Spätrenaissance, Mitte des 17. Jahrhundert. Charakteristisch an ihr ist die reichliche Verwendung von Drechslerarbeit; gedrehte Säulchen, Stäbe usw. Eine überlebensgroße Figur, Moses mit den Gesetzestafeln, stützt den eigentlichen Kanzelunterbau mit der reich geschnitzten Brüstung. Eine Treppe mit ebenso behandelter Wange beginnt an der Rückseite des Pfeilers mit einem originellen kleinen Vorbau toskanischer Ordnung. Glatte Säulen von reichem Schnitzwerk von Nischen usw. tragen einen durchbrochenen Aufbau, in dem auf einer Widmungtafel folgende Bauinschrift steht:
Gott zu Ehren
Vndt Christlicher gedechtnus Weilandt Herrn | Hansen Storren Bürgers vndt Kauffhandelers | alhie, Welcher am Dienstag post esto mihi Ao: 1610 | Vndt deßelben hinterlassene Wittiben Frauwen Margarethen Bex, so den 10. Aprilis Ao. 1639 im HERRN | entschlaffen, vnd beide in dieser Pfarrkirchen bei einander | begraben, Ihrer in Gott selig ruhenden lieben Eltern | haben derselben hinterbliebene Kinder vndt Erben diesen | Predigstuell verfertigen vndt hiehero setzen lassen. | Welches geschehen im Jahre Christi Anno 1642.
Die ansteigende Treppenwange ist durch freistehende gedrehte Säulchen über Engelskopfkonsolen in Felder geteilt. In diesen stehen vor reichem Rahmen und Stabwerk die Figuren der Apostel: S. Bartolomäus, S. Jakobus minor, S. Thomas und S. Matthias.
Die Kanzelbrüstung ist durch Einbau einer sehr originellen kleineren Säulenordnung aus gedrehten Stäben zwischen den freistehenden Ecksäulchen bereichert; die sechs Felder der Brüstung zieren die Holzstatuetten der Apostel: S. Jakobus min., S. Simon, S. Andreas, S. Paulus, S. Johannes und S. Philippus.
Der Kanzelschalldeckel baut sich in drei Geschossen übereinander auf. Das unterste umgrenzt eine reichgeschnitzte, aus dem Achteck entwickelte und verkröpfte Galerie, die an den sämtlichen Achteckseiten durch Postamente unterbrochen ist, welche Engelsfiguren mit den Leidenswerkzeugen tragen. Der viereckige Innenbau ist in zwei Bogenstellungen zwischen Ecksäulen und Pilastern aufgelöst, darüber erhebt sich das ebenfalls viereckige Mittelgeschoß mit nur einer Öffnung. In den Mitten der Quadratseiten stehen stets Postamente mit Engeln. Im zweiten Obergeschoss wiederholt sich diese Zier; als Krönung Christus als Prediger in sehr bewegter Haltung.
Das originelle Kanzelwerk ist ebenfalls übermalt; ursprünglich war es als schwarzer Marmor behandelt; Figuren und Ornamente versilbert und vergoldet.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 170
Bildquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Tafel XX nach Seite 172
Von Interesse ein erst nach der Einführung des lutherischen Gottesdienstes gegossenes Taufgefäß von 1547 (Bild). Es besteht aus Messing, hat 1,02 m oberen Durchmesser und mit Untergestell 1,02 m Höhe. Der flache Fuß wird getragen von vier Knaben, welche aus Handgefäßen Wasser in ein größeres Becken gießen, also wohl in Anlehnung an die althergebrachte symbolische Darstellung der vier Haupttugenden durch die vier Paradieseströme.
Auf dem Fuße selbst vier durch je zwei Putten getragene Tafeln mit der Inschrift:
ALLEIN GOT IN DER HOCH SI EHR
DER VNS HAT WIDER GEBEN
DY REIN WARHAFFTIG GOTES LEER
DVRCH DY WIR EWIG LEBEN.
Zwischen den tafeln die vier Evangelistenzeichen.
Die Rundschrift des Fußes lautet:
ALS CHRISTVS SELBST MIT MOSE VND ELIA SICH VORKLERT.
DES GLEICHEN DO AM IORDAN CHRITVS GEDEVFFET WERT.
HORT MAN VON HIMEL DES VARTERS STIM.
DIS IST MEIN LIBER SON DEN HORT VND GLEVBET IM.
Der 25 cm im Durchmesser starker Stil hat eine profilierte Bandzier mit der Inschrift:
GOT IS VNSER HOFFNVNG. HANS SIVVERCZ
HAT MICH GEGOSSEN ANNO MCCCCCXXXXVII.
In Nischen oberhalb und unterhalb dieses Bandes stehen die zwölf Apostel (zum Teil jetzt fehlend).
Das Becken ist unten als flache Schale gebildet; im oberen zylindrischen Teil wird es von Gesimsen begrenzt, zwischen denen durch Halbsäulen Felder abgetrennt sind. Sie enthalten sechs biblische Darstellungen nebst Tafeln, auf welchen die Bibelquelle der Szene angegeben ist.
Es sind Darstellungen gemäß:
MAT. XXVIII und MAR: XVI;
Isa. XL und MAL ∙ III; gegenüber MAT. III,
MAR ∙ I; JO ∙ I; LV ∙ III ∙
ACTO. XVI.
ACTO. IX.
ACTO. II
MAT. XIX; MAR ∙ X; LV. XVIII.
Über dem Becken an einer tauförmig gedrehten Stange ein kuppelartiger Deckel, ebenfalls mit sechs Darstellungen.
GENESIS. VI. VII. VIII.
EXODVS. XIIII.
ACTO. VIII.
ACTO. X.
JOHA. III.
HESEKIEL ∙ XLVII.
Engelsköpfe trennen diese Szenen, den Griff des Deckels bildet eine von 4 Wassertieren besetzte Säule, auf der Gott Vater mit dem vom Kreuz genommenen Heiland thront.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 173f
Bildquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 173
Die Orgel (Bild oben b. Kanzel), ein stattliches Werk mit 46 Registern, nach Mitteilung des Herrn Stadtsuperintendenten Juhle nach Ausweis alter Rechnungen wahrscheinlich in Zwolle in Holland gebaut, erhebt sich über einer nach den Seiten vorgeschwungenen hölzernen Bühne; deren Docken auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts hinweisen. Besonders gut geraten der Unterbau, vier stützende Holzsäulen, die konstruktiv richtig aus dem vollen Holze geschnitzt sind und in ihrer Form eine vorzügliche Fortbildung der gotischen Säule ins Barocke darstellen. Die Flachbogen darüber zeigen zwei Malweisen, eine ursprüngliche ältere mit Sprüchen in Kartuschen und eine jüngere auf übernagelten Brettern. Die flache verbretterte Untersicht der Orgelbühne war ursprünglich mit Figurenwerk in Kartuschen reich bemalt und nach Art holländischer Bilder braun in braun und sehr dunkel gehalten. Ähnlich waren die ursprünglichen seitlichen Wangen, von denen ein Stück nach dem südlichen Seitenschiff sich erhalten hat. Es zeigt vier Brustbilder mit den Beischriften:
Jubel, inv. Organ; Maria Soror Aaronis; Filia Sion; Juditha, Anspielungen auf die Musikkundigen des alten Testamentes.
Am Rande der augenscheinlich etwas jüngeren Brüstung nach dem Schiffe zu steht die Inschrift:
CANTATE DOMINO | CANTICVM NOVVM | LAVS EJVS IN |
ECCLESIA SANKTORVM | LAVDENT NOMEN | EIVS IN
CHORO | IN TYMPANO ET PSAL | TERIO PSALLANTET.
In den die Zeilen trennenden Pilastern sind flache, mit Muscheln abgeschlossene Nischen eingeschnitten. Vor ihnen freistehende Holzfiguren:
David mit der Harfe, Assaph, Zacharias, Jubal, Mirjahm, Judith, Joȇl.
In der Mitte der Bühne springt nach vorne ein auf zwei Eisenstangen ruhender Balkon wieder vor; an ihm in der Mitte vorn: Christus mit der Weltkugel in der Linken.
Der Aufbau der Orgel mußte sich augenscheinlich knappen Mitteln anpassen; man wählte deshalb die billigere Ausführung einer gemalten Dekoration auf vollkommen glatter Verbretterung. Alle Zierteile, Krönungen, Figuren usw. sind nur braun in braun gemalt, jedoch so täuschend, daß das Werk in der Ferne einen durchaus plastischen Eindruck macht.
Im Prospekt sind angeordnet drei stärkere, dazwischen zwei schälere halbtürme, auf geschnitzten Konsolen ruhend, für Zinnpfeifen; zwischen allen übereck ausspringende schlanke Türmchen für die kleineren Register, teilweise mit Doppelstellungen.
Oben an den Abschlußgesimsen der Türme stehen die Namen der Stifter. Es sind dies:
DOCT: JOHAN MELLINGER am südlichen Turm,
ANNA WEISSENHABER am mittleren Turm,
HENNING JOHANN TVRKE : DOKT. Am nördlichen Turm.
Über diesen Türmen sitzen die Geschlechterwappen der Stifter, dahinter Engelsgestalten, seitlich von einem gewaltigen mittleren Aufbau, der in einer gemalten Nische König David als den Meister der Harfe zeigt.
Darüber ist angeordnet eine große Uhr, mit der Jahreszahl 1655 (und einer neuen 1889), darüber ein kleineres Zifferblatt für die Minuten von 1-60.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 171f
Von Glocken älterer Zeit besaß die Kirche vier Läuteglocken. Die größte 1,85 m im Durchmesser wurde 1676 von dem hannoverschen Gießer Nicolaus Greve in Hildesheim gegossen. Die drei anderen waren jünger. 1888 wurden diese vier Glocken in drei Glocken umgegossen. Die größte von ihnen sprang und wurde dann nochmals umgegossen. Die jetzige große Glocke wiegt 204 Zentner, die mittlere 100 und die kleine Glocke 60 Zentner; alle drei entstammen der Glockengießerei von Radler und Sohn in Hildesheim.
Im Dachreiter zwei Uhrenglocken.
Die Vollschlagglocke alt. Auf dem Mantel drei Flachreliefs: Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes, die Auferstehung Christi und in Mandorla die heilige Jungfrau; unter dem Kreuz die Inschrift:
„ Anno dni m. ccccc xxx v. II ∙ jhesus ∙ maria ∙
anna ∙ sancte ∙ andree ∙ brant ∙ helmes ∙ me ∙ fecit.“
In der Kirchenstube steht eine weitere unbenutzte Glocke von ca. 1 Zentner Gewicht, welche früher zum Einläuten der Betstunden diente.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 164
Ölbilder:
Im Schiff acht Ölbilder von evangelischen Geistlichen der Kirche.
Glasmalereien:
Bemalte Glasfenster sind nicht mehr vorhanden. Brandis erwähnte in seinem Diarium 1519 die Familienstiftung eines solchen, in dem die Wappen seines Großvaters Henning (Henni) Brandis und dessen drei Gattinnen, Alten, Blome und Breyer angebracht waren.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover 1911; Seite 164