1) Erste Spuren des Domes (Sage?)
2) Der Gunthar-Dom
3) Der Altfried-Dom
4) Der Azelin-Dom
5) Der Hezilo-Dom
6) Der Dom bis 1945 auf Ansichtskarten
[1] Aus unbekannten Gründen – wahrscheinlich die Nähe einiger größerer Ansiedlungen – wurde unter Ludwig dem Frommen der (jetzige Dom) Hügel zwischen Treibe und Innerste als geeigneterer Bischofssitz als Elze und als Bauplatz für eine neue Kirche gewählt. Diese errichtete der Geistliche Gunthar, der dem Kaiser von Reims aus gefolgt war. Der Neubau, zweifellos eine Holzkirche, war rasch vollendet, ein naher Herrnhof wurde als Wohnhaus des Priesters angekauft, es entstand der Grundstock zu dem bischöflichen Sitze, dem als erster Gunthar vorstand. In diese Marienkapelle wurde das Heiligtum „unserer lieben Frau“ von Elze übertragen. Es stellt zugleich das älteste, noch karolingische Werk überlieferter kunstgewerblicher Schätze des Hildesheimer Domschatzes dar.
[4] Im Sachsenkrieg Kaisers Karl d. Gr. übten im Gebiet der heutigen Hildesheimer Diözese Priester aus der Mariendiözese Reims die christliche Mission bei den heidnischen Sachsen aus.
Ungefähr im Jahre 780 errichteten sie auf dem Hügel, auf dem heute der Mariendom liegt, eine Missionskapelle. Wahrscheinlich wählten sie diese Stelle deshalb, weil hier eine Opferstätte der altgermanischen Frühlingsgöttin Ostara lag. Ihr war die wilde Rose geweiht.
So machten die Missionare aus der Opferstätte einer heidnischen Göttin eine Gebetsstätte zu Ehren der Gottesmutter, der sie sich ihrer Heimatdiözese her eng verbunden fühlten.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover
1911; Seite 1
[4] A. v. Behr: Führer durch Hildesheim; 14. Auflage; August Lax; Hildesheim 1935; Seite
[1] Kurz nach Errichtung der Marienkapelle (siehe oben) entstand auch der erste Dom, ebenfalls ein Holzbau.
„Auf der Südseite der Kapelle, etwas entfernt von derselben“, errichtete Gunthar „eine Kirche mit zwei recht hohen Türmen“, und zwar zu Ehren der heiligen Cäcilie. 817 waren die Gebeine dieser Heiligen vom Papst Paschalis I. in den Katakomben gefunden und ihnen zu Ehren im römischen Stadtteil Trastevere eine Kirche erbaut, in die 821 die Gebeine niedergelegt wurden.
Die dieser Heiligen gewidmete Hildesheimer Holzkirche bestand nicht lange; „die Ruine und die zusammengesunkene Masse dieses von Gunthar errichteten Kirchenbaues zeigte man noch bis zur Zeit des 15. Bischofs Dithmar“, so berichtet uns die Fundatio.
[4] Südlich der vom Kaiser Ludwig d. Frommen errichteten Marienkapelle baute der erste Hildesheimer Bischof Gunthar den ersten, der heiligen Cäcilia geweihten Dom.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover
1911; Seite 2
[4] A. v. Behr: Führer durch Hildesheim; 14. Auflage; August Lax; Hildesheim 1935; Seite
[1] Der vierte Nachfolger Gunthars, Altfrid, ist baugeschichtlich von besonderer Bedeutung für Hildesheim.
In Fulda erzogen, in Corvey zuerst tätig, wird Altfrid 851 auf den bischöflichen Stuhl nach Hildesheim berufen.
Für Hildesheim ist er unvergesslich durch die Errichtung des ersten massiven Dombaues neben der Cäcilienkirche. Interessant ist die Anlage durch ihre Verbindung mit der früheren Marienkapelle. „Er errichtet“, schreibt die Fundatio, „eine Kirche von ebenso schöner als fester Bauart und verband sie mit der allerersten Kapelle in der Art, daß der Altar jener Kapelle unterhalb des darüber angelegten Heiligtums der von ihm erbauten Kirche, am äußersten Ende der Gruft stand. Diese Kirche nun weihte ihr Erbauer Altfrid selbst ein und schloss an sie einen Klosterbau, der für die kanonische Ordnung und das Leben nach kirchlicher Regel sehr geeignet war.“
Am 1. November 872 wurde dieser Neubau geweiht zu Ehren der Heiligen Jungfrau. Von dem Bau sind nur noch übrig der Westteil der jetzigen Krypta. Vom Dombau wissen wir aus dem Leben des heiligen Godehard, daß er auch nach Westen eine Krypta hatte, also doppelchörig war.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 1, Kapitel 4: Kirchliche Bauten; Selbstverlag, Hannover
1911; Seite 2
Bildquelle: "Alt-Hildesheim"; Verlag A. Lax, Hildesheim 1954; Heft 25, Seite 16
VORGESCHICHTE:
„Im zweiten jahre nach seiner (Azelins) Weihe (1046) wurde unser ehrwürdiges Münster zur Strafe unserer Sünden am Palmsonntag, den 23. März, von bejammernswertem Brande verzehrt und mit ihm fast die ganze Stadt und der größte Teil des Dorfes“ (das ist der vor der Domfreiheit liegende größerer Teil).
Diese in ihrer Kürze erschütternde Notiz erweitert der Schreiber der Fundatio: „Durch eine im geheizten Raum der Domgeistlichen ausgebrochene Feuersbrunst sanken sowohl das Hauptmünster wie auch das andere auf dessen Südseite von Godehard errichtete Münster, beide mit ihren Klostergebäuden in Asche. Ihre Mauern legte der Bischof Azelin, mit alleiniger Ausnahme der Heiligtümer der Dom-Kirche, nieder und machte sie dem Boden gleich. Dann begann er den Bau einer Mutterkirche, weit größer als die frühere gewesen, wobei er das Heiligtum nach Westen hin richtete; er brachte den Bau in seinen äußeren mauern fast zur Vollendung, die Ostwand des Domes nahm nun die Stelle ein, wo der Westteil des alten Domes gestanden.
Doch da die Mauer des Baues bald an einzelnen Stellen einfiel, bald dem Einsturz drohte, und von den Säulen die eine oder andere aus dem Lote wich, wurde das dem Werke gewidmete Wirken vereitelt und kam das Werk nicht zur Vollendung, da immer Schäden an ihm zu bessern waren.
Noch war infolgedessen das Werk nicht zu Ende, als des Werkes Bauherr sein Leben endete.“
Die Ruine der Choranlage dieses Baues ist im Hofe des Land- und Amtsgerichtes noch zu sehen. (Bild oben)
BAUBESCHREIBUNG:
Der Rest dieses gewaltigen Dombaues, das ehemalige Chorquadrat, besteht aus einem 13,42 m langen, rund 7,5 m tiefen Unterbau aus 1,3 bzw. 1,7 m starken Mauern, die durch jüngere Durchbrechungen vielfach ihren ursprünglichen Charakter verloren haben.
Jedoch lassen sich Spuren von kleinen rundbogigen Kryptenfenstern noch erkennen.
An der Nordseite (Bild rechts) ist die Wand teilweise höher erhalten und zeigt eine Lisenengliederung mit Basen aus Schräge und Platte. Der Sockel der Wand springt vor.
Im Inneren sind bedeutende Veränderungen vorgenommen.
Nur der östliche Teil läßt noch die Dreiteilung durch römische Kreuzgewölbe auf Quaderpfeilern ersehen, nach Osten sind Einbauten vorgenommen, denen auch wohl die genannten Gewölbe zuzurechnen sind.
Die in der Zeichnung (Bild oben) angedeuteten Reste von Fundamentmauern der Apsis wurden vor einigen Jahren zerstört.
Der Azelinsche Dom ist baugeschichtlich insofern von Bedeutung, als er in seinen Größen sich Hersfeld näherte und wahrscheinlich einen wohl durch Benno von Schwaben geleiteten großartigen Erneuerungsbau darstellt, der aus finanziellen Rücksichten liegen blieb. Auch läßt sich der innere Zusammenhang mit den 1840/41 abgebrochenen Resten der Westseite des jetzigen Doms zu einer einheitlichen Anlage unschwer rekonstruieren.
Textquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 6
Bildquelle: [1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 6, 7
Der Hezilodom hatte die Grundform einer dreischiffigen Kirche mit Querhaus und Chorquadrat. Die Apsis kam Anfang des 12. Jahrhunderts unter Bischof Berthold dazu und wurde von Bischof Bruno mit einem Gipsfußboden versehen.
Foto/Bild
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[4] A. v. Behr, "Führer durch Hildesheim", Verlag A. Lax Hildesheim; 1935, Seite 77
R. Herzig: Der Dom zu Hildesheim; A. Lax, Hildesheim 1911; Seite 3
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