Allgemeines
Almersmühle
Bergmühle
Bischofsmühle
Godehardimühle
Hohnser Mühle
Klickmühle
Kupfermühle
Lademühle
Ostertormühle
Pulvermühle
Walkenmühle
Windmühle am Galgenberg
Im Mittelpunkt der städtischen Eigenwirtschaft stand im 15. Jahrhundert vor allem der Betrieb der Mühlen.
Seit 1249 besaß die Stadt beim Ostertor eine Mühle (Ostertormühle) und hatte unterhalb von ihr damals vielleicht auch schon die Almersmühle nahe bei dem Almstor angelegt, später aber beide Mühlen gegen Erbpacht verpachtet.
Die Errichtung einer städtischen Wasserkunst zu Anfang des 15. Jahrhunderts wird wohl diesen Mühlen ihre Wasserkraft zum großen Teil entzogen haben. Jedenfalls sah sich der Rat schon 1400 gezwungen, dem Ostertormüller seinen Jahreszins zu streichen und kaufte nicht viel später seine sowie die Almersmühle zurück.
Der Erwerb von leistungsfähigeren Werken war demnach zweifellos von Nöten. Zunächst vermochte die Stadt im Jahre 1424 die Bischofs- und die Godehardimühle ihren gegenwärtigen Besitzern, der Familie von der Molen, abzukaufen. Dann wurde 1439 – nicht ohne heftigen Widerspruch des Bischofs und des Domkapitels – auch die Hohnser Mühle auf vierzig Jahre gepachtet und blieb bis ins 17. Jahrhundert städtisches Eigentum.
Die Ostertormühle stellte dagegen ihren Betrieb ein. Die Almersmühle wurde 1441 verkauft.
Als letzten Erwerb dieser Einrichtungen wurde im Jahre 1500 die bisher dem Moritzstifte gehörende Bergmühle unter dem Krehla getätigt.
Die Kommunalisierung des für die gesamte Bevölkerung so überaus wichtigen städtischen Mühlenwesens war somit am Ende des Mittelalters abgeschlossen.
Text-Quelle:
Johannes Heinrich Gebauer: Geschichte der Stadt Hildesheim, August Lax 1924, Hildesheim, Bd.
siehe oben
Die Bergmühle gehörte vormals dem Kollegiatstift zu St. Mauritius auf dem Berge vor Hildesheim, welchem der Bischof Magnus die Vogtei über diese verlieh. Das Stift hat im Jahre 1500, am Tage der heiligen Dorothea der Jungfrau (6.2.), diese Mühle mit aller Obrigkeit und Gerechtsame der Stadt Hildesheim gegen einen jährlich zu entrichtenden Erbenzins zu „16 Pfund kleiner Pfennige“ und daß den Herren des Stifts „um das bisher Gewöhnliche gemahlen und geschroten werden solle“, verkauft.
Die Stadt suchte nach dem Erwerb der Mühle sich der fürstbischöflichen Landesobrigkeit und Gerichtsbarkeit auf diesem Grundstück zu entziehen, worauf ein Prozeß vor das Reichsgericht geführt wurde.
Das hoheitliche Regal (Hoheits- und Sonderrechte eines Königs oder eines anderen Souveräns) Mühlen anzulegen, hatten der Regel nach die Landesherren und nie die Städte. Diese suchten landesherrliche Privilegien, Mühlen anlegen zu dürfen, oder schon vorhandene Mühlen, die dem Landesherrn gehörten oder von diesem der Geistlichkeit oder Anderen gegeben waren, an sich zu bringen. In der Stadt Hildesheim wie in den anderen Hildesheimischen Städten war dies meistens der Fall.
Die Bergmühle wurde 1633 niedergebrannt und konnte erst 1651 wieder in Betrieb genommen werden. Sie bestand bis 1857. An ihre Stelle traten nacheinander noch mehrere Industriebetriebe, die das Kupferstrangwasser nutzten: Eine Flachsfabrik, eine Jutespinnerei und ab 1876 eine Kautschuk- bzw. Gummifabrik (Phönix-/Wezelwerke).
Die 1289 erstmals erwähnte Mühle - welche sich im Besitz des Bischofs befand - ging 1424 in den Besitz der Stadt über.
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Privatbesitz H.-J. Brand
Die Godehardi-Wassermühle, an der Innerste
gelegen, ist so alt wie das Kloster selbst, da sie in dem Stiftungsbrief des Klosters 1146 erwähnt wird.
Das Kloster Godehard benutzte die Mühle anfangs selbst und später, um den Bau und die Unterhaltungskosten der Mühle zu sparen, auf Erbenzins vergeben. Im Jahre 1697 ließ der Abt Adolph Kempis das Grab des Abts Arnold, welcher im Jahre 1181 verstorben ist, öffnen. Man fand heraus, daß das Grab mit einem Stein bedeckt war, der vorher das Grab des Godehardischen Klostermüllers Namens Bertramus bedeckt war, in dem dessen Bildniß mit einer Inschrift auf der untern Seite des Steins ausgehauen war.
Im Jahre 1348 war ein gewisser Johann Inhaber dieser Mühle wie eine Urkunde bezeugt. Der Müller
Johann und dessen Ehefrau traten im Jahre 1353 - am Tage des heiligen Lukas des Evangelisten (18.10.) - ihr Erbenzinsrecht an dieser Mühle an ihren Schwiegersohn Hildebrand und ihre Tochter Mechtilde teils kauf und teils pachtweise ab.
Im Jahre 1359 hatte Matthias v. Gandersheim von der Frau Grete Borchard ein Kapital gegen Zinsen angeliehen und mit Bewilligung des Klosters Godehard diese Mühle, die er als Erbenzinsmann inne hatte, verpfändet die Gläubigerin assignirte (überläßt) dem Kloster Godehard dies Kapital für Seelmessen.
Nach einer Urkunde vom Jahre 1410 am Tage Lucia (13.12.) gab das Kloster Godehard der Wittwe Cordt von der Mühlen, Methele und Heinrich und Cordt, ihren Söhnen, die Mühle auf Erbenzins. Die Inhaber mußten dem Kloster 116 Scheffel Weizen, 36 Scheffel Roggen 116 Scheffel Gerstenmalz „in Mühlenmaaße“, die Mästung von 8 Schweinen zwölf Wochen hindurch auf dem Mühlenkofen, das freie Mahlen aller Früchte ungemetzet, einen Grundzins von 28 Schillingen 3 Pfennigen und 2 Hühner jährlich prästiren (geben, abzuführen).
(1) Die ehemalige, jetzt durch einen Neubau ersetzte Godehardimühle trug folgende Inschrift:
POST DECADES SEPTEM, NEC NON BIS QVATTVOR ANNOS
ET TER QVINGENTOS (1578), AVXILIANTE DEO
FVNDAMENTA MOLAE NOVA CONDIDIT ISTA SENATVS
QVAE TVTORE DEO STENT, MANEANTQVE DIV
HAS PATRVM PATRIAE PATRIAS AGNOSCERE CVRAS
LEGITIMEQVE FRVI POSTERITATIS ERIT
(Der Anfangsbuchstabe jeder Zeile war größer ausgehauen als die anderen, vielleicht ein Initial?)
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(1) A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite
Privatbesitz H.-J. Brand
Die Hohnser Mühle lag vor der Neustadt in der ehemaligen Dompropsteilichen Jurisdiktion in Hohnsen, an der Innerste (im Bereich der heutigen Hohnser Brücke). In dem „Laudo Bernadino“ , einer Urkunde, worin verschiedene Streitigkeiten des Domkapitels und der Altstadt im Jahre 1456 auseinander gesetzt und beigelegt wurden, fand dieser Mühle Erwähnung.
Die Stadt kaufte diese Mühle von dem Hildesheimer Bürger v. Weferling, vorbehaltlich des davon kommenden Erbenzinses, welcher in 4 Fuder Weizen und 5 gemästeten Schweinen bestand.
Nach einer alten Chronik wurde im Jahre 1681 das Wohnhaus der Mühle und im Jahre 1597 die Papiermühle derselbst erbauet. Im dreißigjährigen Krieg, als die Stadt von den Braunschweigern 1634 belagert wurde, ist die Hohnser Mühle zerstört und nachher nicht wieder aufgebaut worden.
Die Klickmühle - eine Wassermühle bei der ehemaligen, jetzt abgebrochenen Stieneken Pforte an der Treibe - wurde im Jahre 1590 von der Altstadt eigenmächtig angelegt, worüber ein langjähriger Hader mit dem Fürstbischof entstand.
Nach der Preußischen Okkupation des Fürstentums Hildesheims wurde sie von dem Organisations-Departement in Berlin durch ein Reskript vom 8. September 1803 als Mahlmühle eingezogen. Das Haus und der dabei befindliche Garten, wurden als Stadtkämmereigut in Zeitpacht weggegeben.
Text-Quelle:
Johannes Heinrich Gebauer, „Geschichte der Stadt Hildesheim“; A. Lax-Verlag Hildesheim, 1924; Band 2, Seite 22
Schon 1451 ist eine Kupfermühle an der Trillke belegt.
Direkt am Kupferstrang entstand mit Genehmigung Bischofs Henning von Haus 1480 eine kurzlebige, privat betriebene Kupfermühle, die bereits 1482 durch bischöfliche Truppen im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen der Stadt Hildesheim und ihrem Bischof Berthold II. wieder zerstört wurde.
Die ehemalige Mühle des Michaelisklosters wird 1321 als „Lamole“ erstmals erwähnt. Die Mühle lag an einem der drei Innerstearme, dem „Lademühlenstrang“.
Sie war einer der ältesten der zahlreichen Wassermühlen in der näheren Umgebung Hildesheims. Möglicherweise gehörte sie zu den Liegenschaften des Dorfes Lutea villa (Lucienvörde), das von Bischof Bernward dem Michaeliskloster übertragen wurde.
Die Mühle blieb Eigentum des Klosters bis zu dessen Säkularisation im Jahre 1803 und ging mit der Klosterauflösung in Staatsbesitz über. Sie wurde zunächst der Provisorischen Stiftsgüter- Verwaltungs-Kommission, ab 1818 der Königlichen Klosterkammer Hannover unterstellt. Ab der Mitte des 14. Jh. regelte ein Wehr am Beginn der „Rothen Strangs“ (der heutigen Innerste) im Bereich der Schützenwiese die Wasserzuführ der Mühle.
Oberhalb der Lademühle befand sich die Bischofsmühle, unterhalb von ihr die Mühle von Steuerwald. Unterhalb der Lademühle zweigte der „Neue Graben“ oder „Kupferstrang“ ab, welcher der am Fuße des Krehlabergs gelegenen Bergmühle das Mühlwasser zuführte.
Zur Lademühle zählte außer der Mahlmühle auch eine Ross-Ölmühle, ferner war mit ihr eine Krugwirtschaft (→ HJ-Bannführerschule) verbunden, die am Anfang des 19. Jh. aber „nicht mehr von großer Bedeutung“ war.
Als 1817 die Freiflut baufällig geworden war, beschloß die Stiftsgüter-Verwaltungs-Kommission, die Mühle eingehen zu lassen und bei dieser Gelegenheit den Lademühlenstrang zu begradigen.
Da von diesem Vorhaben auch die städtische Wiese „Bullenwinkel“ berührt wurde, nahm die Kommission Verhandlungen mit dem Magistrat auf. Der Stadt konnten die geplanten Maßnahmen nur recht sein, da die zahlreichen Mühlen an der Innerste, an denen das Wasser oft zu hoch aufgestaut wurde, eine der Ursachen für die häufigen Überschwemmungen der Wiesen waren.
1822 wurde die Lademühle niedergelegt.
Heute bezeugt der Straßenname "Vor der Lademühle" von dem ungefähren Standort der Mühle.
[1] Die Stadt besaß seit 1249 diese Mühle vor dem Ostertor. Später wurde sie zur Erbpacht verpachtet bis sie um 1440/50 ihren Betrieb einstellte.
[2] Die Mühle am Ostertor zwischen dem Stege und dem Stadtgraben, Pepperworth genannt, gehörte Thielke Rasche und Henry Bredeling. Von diesen kaufte sie die Stadt 1414, am Mittwoch nach St. Severin (23.10.),zurück.
Text-Quelle:
[1]
[2] Zeppenfeldt, Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte; Gerstenberg. Buchhandlung; Hildesheim 1829, Band 1,
Seite 309f Anhang
In der unten angegebenen Quelle wird eine "Pulvermühle" vor dem Dammtor erwähnt.
Die 1518 (1553) errichtete Mühle stand an der Mühlenstraße 10, auf der kleinen Insel neben der Bischofsmühle.
Die Walkenmühle der Tuchmacher hatte ein unterschlächtiges Wasserrad.
In der Walkmühle wurde aus Schafswolle Filz hergestellt, indem die Wolle durch Kneten geschmeidig und verdichtet wurde. Über der Eingangstür befand sich das nicht näher spezifizierte Wappen der Stadt Hildesheim und die Jahreszahl 1553.
Das Mühlrad wurde 1890 abgenommen. Sechs Jahre später wurde die kleine Mühle von der Witwe eines Tuchmachers für 1000 Mark an die Bischofsmühle verkauft. Am 29.8.1924 brach die altersschwache Mühle zusammen und wurde nicht wieder aufgebaut.
Der Wasserlauf ist geblieben und wurde zu einer Kanustrecke ausgebaut. Auf der Insel steht heute das „Inselcafe“.
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Text-Quelle:
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Privatbesitz H.-J. Brand
[1] Zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde am Abhang des Galgenberges, über der jetzigen Mozartstraße, eine Windmühle errichtet.
Diese Windmühle galt lange als eine Art Wahrzeichen der Stadt, „dem Heimkehrenden schon aus der Ferne die Näher der Stadt kündent“.
Die Mühle konnte aber im Laufe der Zeit den Wettbewerb der mit größerer und regelmäßig arbeitender Kraft ausgestatteten Wasser- und Dampfmühlen nicht aushalten, sie verfiel und verbrannte, und es wurden ihre letzten Überreste 1906 weggeräumt.
Um die Erinnerung an sie festzuhalten, ließ die Stadt Hildesheim die Schüler der Kunstgewerbeschule in einem Wettbewerb die Figur eines Mühlknappen entwerfen.
Den Preis trug der leider im Krieg für das Vaterland gefallene Bildhauer Karl Böhm davon, mit der Darstellung eines Müllerburschen, der einen Sack Getreide zur Mühle tragen will und mit Schrecken wahrnimmt, daß der Sack ein Loch bekommen hat.
Die in einer Düsseldorfer Bronzegießerei gegossene Figur ist an dem Platz der ehemaligen Mühle zur Aufstellung gelangt.
siehe auch: Die Hildesheimer Denkmäler
[2] Die 1808 im Bereich der heutigen Windmühlenstraße am Fuße des Galgenberges errichtete Mühle wurde 1906 abgetragen. Diese Windmühle galt lange Zeit als Wahrzeichen der Stadt, "dem Heimkehrenden schon aus der Ferne die Nähe der Stadt kündent".
Die Mühle konnte aber im Laufe der Zeit den Wettbewerb der mit größerer und regelmäßig arbeitender Kraft ausgestatteten Wasser- und Dampfmühlen nicht aushalten. Sie verfiel und verbrannte, und so wurden ihre Reste 1906 weggeräumt.
Um die Erinnerung an sie festzuhalten, ließ die Stadt die Schüler der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in einem Wettbewerb die Figur eines Mühlknappen entwerfen (Müller-Denkmal).
Ihr gegenüber entstand die später "Villenkolonie" genannte Siedlung am Galgenberg.
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[1] Otto Gerland: Was uns der Galgenberg erzählt, Alt-Hildesheim, Westermann 1920, Braunschweig, Heft 3, S. 14f
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