Am 1.2.1893 brachte die Hildesheimer Sektion des Alldeutschen Verbands die Errichtung einer Bismarcksäule in Anregung. Nach längeren Verhandlungen bewilligten die städtischen Kollegien am 22.2.1901 den Platz am Galgenberg.
Die Säule wurde nach den Plänen des Professors W. Kreis aus Dresden ausgeführt und am 1.4.1903 mit großen Feierlichkeiten eingeweiht:
„Alle Zivil- und Militärbehörden versammelten sich am Fuße der Säule. Auf der Steingrube ordnete sich ein Zug von etwa 3.000 Personen, an dem Abgeordnete der technischen und tierärztlichen Hochschule zu Hannover, die Hildesheimer Krieger-, Gesang-, Turn und andere Vereine teilnahmen. Begleitet von fünf Musikchören, bewegte sich der Zug den Berg hinauf zur Säule, an der Stadtsyndikus Götting eine feurige Ansprache hielt. Als der Zug in die Stadt zurückkehrte, waren die am Fuße des Berges gelegenen Gärten festlich beleuchtet. Die Zahl der Festteilnehmer war so groß, daß der in Aussicht genommene Kommers in zwei Räumen, in der damaligen Union (bzw. Stadthalle) und im Knaups Etablissement, dem jetzigen Theatergarten, abgehalten werden mußte. Eine Reihe von Jahren ist die Säule stets am 1. April, Bismarcks Geburtstag, beleuchtet worden. Während des Krieges ist diese Beleuchtung zwar unterblieben, hoffentlich aber wird sie bald als möglich wiederaufgenommen werden, damit unser Berg noch lange den künftigen Geschlechtern erzählen kann, daß Deutschland in der Person Bismarcks einmal einen Mann gehabt hat, der das Vaterland über das Interesse der Parteien und der eigenen Person zu stellen wußte, dessen Wahlspruch war: Im Dienste des Vaterlandes reibe ich mich auf.“
Das Bauwerk besteht aus bossierten, grob gebeilten und geflächten Dolomitsteinen aus dem Ith. Der massive Oberbau ruht auf einem quadratischen Stufensockel mit dem nach Süden liegendem Eingang. Der Oberbau besteht aus vier, an den Ecken stehenden Rundpfeilern die mit Steinquadern verbunden sind und wird von einem wulstigen Gesims gekrönt. Schlitzartige Fensteröffnungen runden das Bild des Mittelkörpers ab.
Abgeschlossen wird die Säule mit einem auskragenden wannenartigen Horizontalbalken, der sich mehrstufig verjüngt und horizontal abschließt.
Auf der Plattform befand sich ursprünglich die für Bismarcksäulen unverzichtbare Feuerschale.
Über der schlichten Eingangstür befindet sich das Datum der Einweihung. Auf dem Eingang gegenüberliegende Seite ist ein Relief angebracht, das den Reichsadler mit der Schlange der Zwietracht in seinen Krallen zeigt, welcher von zwei Rundpfeilern mit einem Zangenfries flankiert ist.
Über eine Steintreppe, die in eine Spindel-Metalltreppe übergeht, gelangt man auf die heute als Aussichtsplattform genutzte Spitze der Säule.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fand am Bismarckturm eine vom Führer des Hildesheimer SS-Sturms Emil Frels geleitete Gedenkfeier zur Erinnerung an den Hitlerputsch statt, während der dieser informiert wurde, dass er dringend die Dienststelle des SS-Abschnitts Hannover anrufen solle. In dem anschließenden Telefonat erhielt Frels den Befehl zur Zerstörung der Hildesheimer Synagoge.
Wegen seiner für diesen Zweck idealen Lage diente der Turm im Zweiten Weltkrieg als Flakstellung.
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
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