Translator:
Greitchen mak mal up dat Fenster
Kaek emal heröt,
Eck will deck wat Nuis vertell'n
Dö bist moene Bröt.
Nec Hannes dat darf eck nich
De Olsch paßt meck wat up
Se hat meck in dei Kamer 'sloten
Eck kann nich heröt.
Wart' eck will dei Ledder halen
Dei in Garen steiht,
Will' se an dat Fenster stellen,
Wat na'r Strat' röt geiht.
Se herzen seck, se küssen seck,
Se harren seck sau leiw.
Teif deck schall dei Schinder halen
Deck infamen Sleif.
Fängt dei Olsche an tau prahlen,
Dei up der Kamer stund.
Hans! de Maar! dat was bei Schinder!
Sprang tau'n Fenster röt!
Het harr dei Hose und dei stewel
Upp den Thun e'hänget,
Dat sach seck sau putzig öt
Dat sach klatrig öt.
Eine hervorstechende Festlust gewährte der Martinsabend (Hildesheimer Brauchtum).
Die Jugend zog mit plärrendem Singen zu Häusern wohlhabender Leute, hauptsächlich wo eine Braut oder ein junges Ehepaar wohnte, um eine Spende von Äpfeln und Nüssen zu erlangen.
Den Anfang machte ein Andante (in etwa: schnelles Lied):
"Wir treten jetzt für
Ein‘r Reichermanns Thür (bis)
Zu diesem Martin-Abend,
Wer uns was giebet
Und nicht verzagt,
Wir haben eine Jungfrau geschoren
Von Gold und Silber eine Krone,
Die Krone die reicht so weit und breit,
Bedecket die ganze Christenheit,
Bedecket das Laub und grüne Gras,
Das unser Hergott geschaffen hat,
Zu diesem Martinabend"
Dann folgte in plattdeutsch ein Allegretto:
"Martin is en guet Mann,
Dei et wol vergellen kann.
Appel un de Beeren,
Rötte ät ek geren.
Dat Himmelrik is uppedahn,
Da will we alle herintergahn
Mit allen usen Gästen,
De leiwe Gott is de Beste."
Erfolgten Äpfel und Nüsse, so wurde dem spendablen Ehepaar zugesungen:
Presto:
"Aschen up dem Bohme
Malisterla (ob „Mala est terra“?, schwer zu deuten)
Uppet Jahr en jungen Sohne
Eiker noster lilia, Riosa lilia viola"
Erfolgte nichts, so begann das Schimpflied mit allerlei Variationen und derben Cynismen (Zynismus):
"Aschen in der Tuten"
Malisterla
"Sei het ne swarte Snuten, eiker noster" etc.
oder:
"Aschen in der Dämpekulen", Malisterla"und Schimpfreim
oder:
"Aschen in der Metten",
Malisterla und Schmutzreim
Text-Quelle:
W. Wachsmuth, Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte; Verlag Bauer & Raspe, Nürnberg 1857; Seite 14f
Bildquelle:
- Ansichtskarten
Privatbesitz H.-J. Brand
Text-Quelle:
Karl Seifart; Sagen und Märchen aus Stadt und Stift Hildesheim; Verlag August Lax Hildesheim, 1889 2. Auflage, Seite 173 f
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