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Da schlug es Elf von sieben Türmen,
in Dämmerdunkel ruht die Stadt;
hell leuchtet auf dem Markt hernieder
vom Rathausturm das Zifferblatt.
Am Knochenhaueramtshaus lösen
Mondstrahlen bunte Bilder aus,
und dunkelblaue Schatten spielen
um Wedekind- und Templerhaus.
Das Brunnenwasser rauscht und raunt
des Mittelalters goldne Sagen
dem graugewordenen Roland zu,
der schweigend träumt von fernen Tagen.
Ein lindes Lüftchen hebt die Flügel,
der Lindenblütenduft erwacht
und zieht in wohligweisen Wellen
hin durch die blasse Frühlingsnacht.
Im Rathausbogendämmerlicht
hält sich ein Pärchen eng umschlungen,
und alle Kirchenglocken sind
in ihren Herzen miterklungen.
Dichter
Entstanden
Quelle
Albert Sergel (1876-1946)
Die Giebelhäuser halten Wacht
Ringsher in düstrer Runde.
Der graue Brunnen plaudert sacht
In tiefer Mitternachtstunde.
Das alte Rathaus liegt im Schlaf. –
Doch aus des Kellers hallen
Hör ich ein Liedlein, schlicht und brav,
Aus Zechermund erschallen.
Mir ist, als ob bei jedem Klang
Die Zeit um mich versänke. –
Tönt eines Landsknechts Trutzgesang
Dort aus der Kellerschenke?
Dichter
Entstanden
Quelle
Friedrich Schlieker
Der Rolandsbrunnen rauscht verträumt und leise,
rings um den Markt die Giebelhäuser wachen.
Es gleitet sacht auf ferner Wolkenreise
Der junge Mond im silberweisen Nachen.
Jahrhunderte umschweigen stolz und weise
Die kleinen Sorgen, die mich ruhlos machen.
Daheim! – Da quillt zu deiner Schönheit Preise
Dankbar mein Lied und lehrt mich wieder lachen!
Dichter
Entstanden
Quelle
Ernst Kleuker
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