[1] Der Brunnen auf dem Markte zuerst 1402 genannt; er erfordert ständige Ausgaben für Schmiedewerk, Bleiabdichtung und Reinigen. Ein nyen bornen up dem markede 1417. Albert Voghedes erhält den Auftrag neue Ketten zu fertigen, 1419; de banre to malende uppe dem borne uppe den market 1425.
1494 erfolgt die Anlage einer neuen Wasserkunst zur Speisung des Marktbrunnens durch den Brunnenmeister Eggerd Sedeler.
Im Sommer 1539 wurde am Ostertore eine Wasserkunst durch den Meister Cord Susewind eingerichtet und der Pfeifenbrunnen (Pipenborn) daselbst am Christabend des gleichen Jahres in Betrieb gesetzt.
1540 wird sodann der jetzige (1911) Marktbrunnen hergestellt: „in dussem sommer wart de herliche pipenborn hir gemachet am Markede, dat steinenwarch, dar dat water felt. Und leip dar erst in am avende Michaelis“, schreibt Joachim Brandis d. Jg.
Nach Döbner verpflichteten sich die Brüder der Kongregation Unserer lieben Frauen im Brühle auf Drängen des Rates für „drei Knechte“ (famuli), d. i. Gehilfen des Brunnenmeisters Bernward Tafelmaker, bis zur Vollendung des Baues den Lohn zu tragen und Naturalien zu liefern.
Die Leitung zu diesem Brunnen versorgte auch den Brühl, als Beitrag zu den Kosten waren 1540: 60 und nochmals 545 Pfund von der Kongregation an den Rat zu zahlen.
[1] Das Brunnenbecken des Rolandbrunnens (Bild unten), wohl von einheimischen Steinhauern ausgeführt, ist mit Dreiviertelsäulen an den Ecken gegliedert; in den Füllungen flache Darstellungen der neun guten Helden, von denen noch lesen konnte:
Josua Gedion
- - - 8 cap Judit cap … 8
Die andern als König David sowie Simson gedeutet.
An der Ablaufseite (Mittelfeld Bild oben) stand früher ein Steintrog zum Tränken der Tiere; die Schilde mit dem quadrierten Stadtwappen dieses und des entgegengesetzten Feldes werden von kleinen Putten (Schildträgern) gehalten. Dr. Krätz las darunter noch die Inschrift: 1540; ebenso zwei Zeichen H ∙ E und H ∙ S ∙ am Brunnenrand.
Sehr hübsch die (übrigens neue) Anordnung des Wasserlaufs aus vier Silen oder Satirköpfen der mittleren Standsäule, die gekrönt ist von einer Rolandfigur, die nach gleicher Quelle von einem älteren Brunnen stammen soll und hier wieder aufgestellt wurde. Am Oberteil der Standsäule ist dargestellt der Waldgott Pan mit der Nymphe Syrinx und der Waldgott Silvanus mit der Isis (?), alle mit Ziegenfüßen, einen Reigen tanzend. Die bekrönende Figur hält den geteilten Schild der Stadt vom jahre 1528 mit dem oberen halben kaiserlichen Adler und unterem quadrierten Schildfuße.
[ ] Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus ist der in dem Jahr 1540 aufgestellte Rolands-Brunnen zu beachten.
Seine Füllungen zeigen, paarweise geordnet, die Brustbilder zwölf alter Helden, unter denen Josua und Gideon durch ihre Inschrift, David und Simson durch ihre Abzeichen erkenntlich sind.
Aus dem Becken erhebt sich eine 1882 wiederhergestellte, mit wasserspeienden Löwenköpfen gezierte Säule, oben gekrönt mit einer kleinen Statue Rolands, wie sie ausdrücklich in Ratsschlüssen aus dem 16. Jahrhundert genannt wird.
Wahrscheinlich stand hier früher ein größeres Standbild des Roland, wie in Bremen, Halle usw. .
An Stelle des heutigen Marktbrunnens stand angeblich in früheren Zeiten eine „Rolandsäule“. Die Rolandsfigur galt als Sinnbild der Eigenständigkeit einer Stadt mit Marktrecht und eigener Gerichtsbarkeit und damit der Freiheit. Ihr „Gedächtnis“ ist erhalten in dem „Rolandbrunnen“. Dieser „Piepenborn“ (wie unsere Vorfahrender den Brunnen nannten) wurde angeblich von einem Meister namens Barwart Tafelmeker erschaffen.
„Zu den von allen Seiten für das Werk gestifteten Geldsummen wurden auch insbesondere die Juden genötigt, das Ihrige reichlich beizutragen.
Für die abgebildeten berühmten „Neun guten Helden" muß man in alten Hildesheim sonderliche Vorliebe gehabt haben, denn auch am steinernen Becken dieses Brunnens sehen wir sie.
Aus der Mitte des Beckens aber steigt eine Säule empor, Löwenköpfe speien Wasserstrahlen und auf der Spitze der Säule steht eine kleine Figur des Helden Roland.“
Soweit die Worte unserer Vorfahren aus dem Jahre 1926.
Der Marktbrunnen, der heute auf dem Marktplatz steht, ist nicht mehr das Original, sondern ein Replik des Originals von 1540.
1984, beim Bau der Tiefgarage, als man den Brunnen Stück für Stück abbauen mußte, zeigte es sich, wie baufällig die Einzelteile waren. So schuf ein Bildhauer in Königslutter eine originale Nachbildung.
Um das achteckige Brunnenbecken, eines sogenannten "Stockbrunnens", aus der Renaissance besteht aus acht Sandsteinolatten. Herum ziehen sich auf sechs Reliefs, die Bildnisse der sieghaften Helden des Alten Testaments als Darstellung der Taten der "Zwölf guten Helden". Die beiden übrigen Tafeln bestehen als Wappentafeln.
Um den Brunnenschaft schlingen sich sinnenfrohe Figuren der Antike, Faune und Wiesennymphen. Zeugnisse der Renaissance.
Die spießbewehrte bärtige Rittergestalt, die auf der Säule thront und dem Rathaus samt Ratsherren den Rücken zukehrt, wird gern mit dem Roland der Sage verwechselt. Er zeigt jedoch nur einen ganz biederen Hildesheimer Stadtsoldaten.
(Im Original Übernommen)
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 386f
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[1] A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 387
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