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Arbeitsanstalt
Badestuben
Bedürfnisanstalten
Bibliotheken
Brunnen
Fernsprechwähldienst
Post
Straßenbeleuchtung
Eine erneut auftretende Mißernte führte Anfangs des 19. Jahrhunderts zu einer hohen Arbeitslosigkeit in Hildesheim, welche auch in der nächsten Zukunft nicht auszuschließen zu sein schien. Diese Aussicht veranlaßte „Armenväter“ und Stadtregierung ihre Gegenmaßnahmen zu beschleunigen.
So trat mit dem 1.2.1806 in der eiligst umgebauten Waisenhauskapelle (ehem. St. Martini-Kirche) eine „Arbeitsanstalt“ ins Leben, die aber vorerst bloß Arbeitswillige aufnahm und dementsprechend auch als Flachs- und Wollspinnerei von zwei privaten Unternehmern, dem Färber Wittram und dem Kaufmann Schleberg, betrieben wurde.
Eine Zwangsanstalt sollte folgen und – zum Glück für die altstädtischen Waisen – wurde man dafür nun auf die „neue Karthause“ aufmerksam. Am 21.7.1806 genehmigte die Halberstädter Regierung die Freigabe des einstigen Back- und Brauhauses der Mönche für das allgemeine Arbeitshaus.
Text-Quelle:
Johannes Heinrich Gebauer, „Geschichte der Stadt Hildesheim“; A. Lax-Verlag Hildesheim, 1924; Band 2, Seite
Annenstube: = → Lovekenstube
Badehaus der Neustadt:
Das erste Badehaus(-stube) der Neustadt entstand auf Anordnung des Rates um 1300 in der heutigen Stobenstraße.
Der Zweck war nicht die Sorge um die Körperhygiene der Bürger, sondern es sollte durch verbesserte Hygiene, die durch die Kreuzzüge nach Europa eingeschleppte Pest eingedämmt werden.
Lovekenstube:
Der Name für eine Badestube in der Lovekenstraße. Später auch als Annenstube bezeichnet.
Stoven:
auch: Stoben
Die Stoven waren mittelalterliche Badestuben.
In Hildesheim gab es sie im Mittelalter an mehreren Orten: in der Altstadt (Altstädter Stobenstraße), in der Neustadt, erstmals 1428 bezeugt. Der Straßenname Neustädter Stobenstraße wurde jedoch erst 1462 bezeugt.
Weitere befanden sich vor dem Almstor, dem Ostertor, an der Kleinen Venedig und an der „Lovekenstrate“, deren Lage heute nicht mehr feststellbar ist.
Köhlerhütten:
"Köhlerhütte" war die volksmündige Bezeichnung der vom Stadtbaurat Köhler in Hildesheim errichteten öffentlichen Bedürfnisanstalten, der "Neuen Werke".
Neue Werke:
Im 14. Jahrhundert war dies die Bezeichnung der öffentlichen Bedürfnisanstalten in der Stadt. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts waren öffentliche Bedürfnisanstalten erstmals nachweisbar.
Die nach Männern und Frauen getrennten Einrichtungen wurden schamhaft unter dem Namen eines „Neuen Werkes“ verhüllt.
Text-Quelle:
Johannes Heinrich Gebauer: Geschichte der Stadt Hildesheim, August Lax 1924, Hildesheim, Bd. 1, S.
[15] Die bedeutendste Hildesheimer Bibliothek ist die Beverinische. Sie ist begründet vom Pfarrer Martin Bever († 1681) und zählt etwa 10.000 Bände, die alle Wissenschaften umfassen. Die Bibliothek ist reich fundiert und steht deren Benutzung Jedermann frei.
Die Bibliothek des Andreanums hält 4-5000 Bände und ist für Lehrer und Schüler des Gymnasiums berechnet.
Die Bibliothek des Josephinums zählt einige tausend Bände.
Auch das Priesterseminar hat eine, aber erst in neuerer Zeit begründete Bibliothek.
Text-Quelle: [15] O. Fischer: Führer durch Hildesheim; Gerstenbergsche Buchhandlung; Hildesheim 1866; Seite 31f
Beverinische Bibliothek:
1681 starb der Pfarrer in Großförste Martin Bever. Er hatte 1673 eine Stiftung zur Förderung geistlichen Nachwuchses errichtet.
Getrennt verwalteter Teil seiner Stiftung war seine private Bibliothek und Einkünfte zu ihrem Unterhalt. Er bestimmte, daß seine Bibliothek unter der Aufsicht des Bischofs öffentlich vorgehalten werden sollte. Domkapitel und Domvikare übergaben ihre Bibliothek der Stiftung und sorgten dafür, daß der gesamte Bestand bis 1684 als „Bibliotheca publica“ zugänglich wurde.
In älteren Verzeichnissen wird die Dombibliothek seither immer wieder auch als "Beverinsche Bibliothek" oder "Beverina" aufgeführt.
Städtische Bibliothek:
1910 wurde in den Räumen des Hauses Kreuzstraße 8 die neu organisierte, öffentliche Bücherei und Lesehalle der Benutzung übergeben.
Sie bestand aus einer Volksbibliothek und einer reichhaltigen Lesehalle, in der Tageszeitungen und Zeitschriften „aller Parteirichtungen“ in großer Zahl auslagen. Sowie bestand eine bedeutende wissenschaftliche Abteilung, die Werke aus allen Gebieten der Wissenschaft besaß.
Die Stadtbibliothek war zwischen 1911 und 1959 im ehemaligen Gasthof Rheinischer Hof untergebracht.
Volkslesehalle:
Die „Volkslesehalle“ befand sich 1909 im mit einem Bestand von ca. 12.000 Bänden 1. Geschoß des Knochenhaueramthauses.
Eingerichtet und betrieben wurde sie durch den Volksbildungs-Verein.
1) Eine besondere technische Schwierigkeit bildet durch das ganze Mittelalter die Herstellung der Brunnen. Während des Altertums hier sehr großzügige Anlagen, meist als Aquädukte und gemauerte Kanäle schuf, war man in unserer Heimat auf primitivere Mittel angewiesen.
Der Brunnenbaumeister war eine wichtige Persönlichkeit, gute Techniker dieser Art waren selten und darum sehr gesuchte Leute.
Einzelne Häuser mit Brunnen werden in Hildesheim oft erwähnt: so 1358 eine Wort (Grundstück) auf dem Pferdemarkt mit einem „borne“; ein Brunnen auf der Freiheit des Andreasstiftes auf dem Andreasmarkt 1372; ein Brunnen nach dem alten Kaufhaus zu vor der Wechselbank (anscheinend am Hoken gelegen) 1378; ein „born“ im Lederhagen 1385; 1406 mußten zur Anlage eines Brunnens gegenüber der Schenkenstraße beigesteuert werden 61 ½ punt und 145 sol.
Gespeist wurden die Brunnen teilweise durch die Mühlenkanäle. So erhält anno 1440 der Müller vor dem Ostertor Erlaß des Erbzinses, weil „ ve (der Rat) des waters eyn dels hebbet ghewiset unde ghelet laten in de bornen“; 1440 wird bestimmt, daß bei Privatbrunnen der Grundeigentümer oder Hausbesitzer je die Hälfte der Brunnenkosten zu zahlen haben. Ebenso 1477.
In den Stadtrechnungen werden natürlich eine Anzahl weiterer Brunnen genannt. Von Interesse hier nur die Namen der Standorte: Almersstraße, bei St. Georgii, gegenüber dem großen Sack, bei der Gudenghunne (am Hoken), im Hagenbek, auf dem Ratsbauhof, auf dem Judenhof; ferner auf der Marktstraße, gegenüber dem Ostertor, auf der Schreiberei im Rathaus.
Die Brunnenröhren waren meist aus Holz und wurden mit „lenewant unde talch“ (Leinen und Talk) die „pipen“ (Röhren) gestopft und gedichtet. Da die Anlage eines Brunnens wegen der hohen Kosten für den einzelnen oft zu teuer war, so bildeten sich Brunnengenossenschaften; eine solche in der Oltböterstraße wird 1464 genannt.
Die Bäuerschaften übernahmen später mit zu ihren Aufgaben die Beschaffung des Trinkwassers. Zu den Pflichten der Nutznießer gehört auch der Beitrag zum Unterhalt von Seil und Eimer.
Mit Brunnen war Hildesheim gut versehen, Merian zeichnet in seinem Plane auf dem Markt den jetzigen Stadtbrunnen und einen zweiten mit Tränke; in der Ecke gegenüber der Ratsapotheke und vor der Ratsweinschenke einen großen Laufbrunnen, acht Brunnen mit Zisterne und Holzschwengel im Langen Hagen, zwei solche in der Burgstraße, einen am Goschentor, einen Brunnen mit Laufrolle und Überbau am Lappenberg.
Auf dem Plan von Wiehen sind als Standort für Hauptbrunnen angegeben:
Marktplatz, Hof des Hoken, sowie die kleine Ecke davor (der Breitesod), Ratsapotheke, Pferdemarkt, Platz nördlich der Kreuzkirche, Wollenweberstraße, Ecke Braunschweiger- und Ecke Keßlerstraße, Ecke Braunschweigerstraße-Neustädter Markt, und zwei auf diesem selbst.
2) Bis tief ins Mittelalter hinein hatte man sich auch bei uns mit Straßenbrunnen, den sogenannten „Soden“ beholfen, die der Rat aus öffentlichen Mitteln anlegte. Sie bestanden meist aus einem offenen Ziehbrunnen mit Kette und Eimer zum Wasseraufzug und daneben einem Trog.
Dann aber wurde jedem Brunnen – im 17. Jahrhundert zählte man 72 Brunnen – eine bestimmte Anzahl von Häusern zugeteilt. Deren Bewohner bildeten nun eine Brunnengenossenschaft unter der Leitung eines „Bornherrn“, der für die Instandhaltung der Anlage sorgte und die hierfür benötigten Mitteln auf die Genossenschaftmitglieder umlegte. Mieter und Hauseigentümer sollten dabei je die Hälfte des auf das Haus entfallenden Betrages zahlen.
Da nur wenige Brunnen – wie etwa der nach dem Schmuck seines Marienbildes benannte „Marienbrunnen“ an der Treppe der Domschenke – von Quellwasser gespeist wurden, versagten bei Dürre viele dieser „Soden“. Ohnehin gab es einzelne Straßen, wo man kein Wasser gefunden hatte. Dann schöpfte man gewiß das benötigte Wasser aus den stehenden Gewässern unserer Stadtgräben.
Text Quelle: 1) A. Zeller: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Band 2, Kapitel 4; Selbstverlag, Hannover 1912; Seite 385
Judenborn:
Die Trennung zwischen Christen und Juden war auch schon früh in Hildesheim sichtbar.
Da traf man z. B. in der Stadt auf einen Brunnen, den „Judenborn“ am Pferdemarkt, der anscheinend 1440 nur für Juden eingerichtet wurde.
Kunstbrunnen:
Dem Kunstbrunnen am Neustädter Markt oblag die Verteilung der ihm vom Galgenberg in einer Röhrenleitung („Kunst“) zugeführten Wassermenge auf andere Laufbrunnen der Neustadt und hatte beim Bau von 1848 1300 Thaler gekostet.
Er ersetzte einen mit einem 12eckigen Becken versehenen steinernen Brunnen, der Ähnlichkeit mit dem heute noch bestehenden Marktbrunnen am Altstädter Markt hatte.
Nachfolger des Kunstbrunnen wurde 1913 der Katzenbrunnen.
Marienbrunnen:
Der Marienbrunnen war einer der vielen – im 17. Jahrhundert zählte man 72 – Straßenbrunnen der Stadt, die zur Wasserversorgung der Bevölkerung vorhanden waren.
Der Marienbrunnen hatte seinen Namen nach seiner Verzierung mit einem Marienbild. Er stand an der Treppe der Domschenke.
Marktbrunnen (Rolandbrunnen)
Muttergottesbrunnen:
In Gebauers "Aufsätzen zur Hildesheimer Wasserversorgung" taucht der Name dieses Brunnens auf. In der Gründungssage des Domes wird von einer Quelle gesprochen, die beim Hügel wo der Kirchbau entstand, entsprungen sei. Nach Gebauer der spätere, oben genannte Brunnen.
Eventuell ist damit der Marienbrunnen gemeint.
Neptunbrunnen: → Dianabrunnen
Piepenborn:
"Piepenborn" war die mittelalterliche Bezeichnung für den Marktbrunnen. Die Bezeichnung kam von den →„Pipen“
Die erste Selbstwähleinrichtung in Deutschland wurde am 10. Juli 1908 in Hildesheim für den Ortsverkehr mit 900 Teilnehmern in Betrieb genommen.
Bereits in den Jahren 1900 und 1903 waren in Berlin Versuchsämter errichtet worden, die mit einem Schrittschaltwählersystem (mit dem Strowger-System) arbeiteten. Diese Versuchsämter konnten jedoch noch nicht an das öffentliche Fernsprechnetz angeschlossen werden.
Die Reichspost- und Telegraphenverwaltung faßte im Jahre 1905 den Entschluß, in einem Ort, in dem die Amtseinrichtungen für den Fernsprechverkehr erneuerungsbedürftig waren, eine öffentliche Vermittlungsstelle für den „Selbstanschlußbetrieb“ einzurichten.
Die Wahl fiel auf Hildesheim.
Ein Kuratorium aus den Firmen „Ludwig Loewe und Co., Berlin“ und „Die Deutschen Waffen- und Munitionswerke, Berlin-Karlsruhe“ erhielt den Auftrag, das erste öffentliche Wahlamt in Europa zu errichten. In den Räumen des Kaiserlichen Postamtes I am Domhof begannen im April 1908 der Aufbau durch vier Monteure der „Deutschen Waffen- und Munitionswerken“.
Nach nur etwas über drei Monate dauernden Aufbauzeit wurde das Amt am 10.7.1908 um 7:00 Uhr früh eingeschaltet. Es war die Geburtsstunde des öffentlichen Fernsprechwähldienstes in Deutschland.
Der kaiserlichen Telegraphenanstalt in Hildesheim gab an die Teilnehmer des hiesigen Ortsfernsprech-netzes ein Rundschreiben heraus, in dem die Eröffnung des „rein automatischen Betriebs“ ankündigte und auf die auf den Nummernscheiben der neuen Fernsprechapparate angebrachten Benutzungs-
anweisungen hingewiesen wurde. Dabei sei besonders zu beachten, „das bei Fehlgriffen an der Nummernscheibe zunächst vor dem Weiterwählen der zum Aufhängen des Fernhörers bestimmte Haken kurze Zeit niedergedrückt werden muß, wodurch die Amtsapparate in ihre Ruhelage zurückgebracht werden“.
Das neue Amt konnte 1.200 Teilnehmer aufnehmen und wurde zunächst für 900 Teilnehmer beschaltet. Fernverbindungen wurden tagsüber von dem gleichzeitig neu errichten Fernamt Hildesheim hergestellt. Während der Nacht wurde zu dem 32 km entfernten Fernamt Hannover durchgeschaltet, so daß auch nachts Fernverbindungen hergestellt werden konnten.
Die Gebühren wurden nach zwei verschiedenen Tarifen berechnet. Es gab einen Pauschtarif und einen Tarif, für den eine Grundgebühr und eine einzelgesprächsgebühr von 5 Pfennige je Ortsgespräch erhoben wurde.
Text-Quelle:
H.-H. Holste; Hildesheimer Heimat-Kalender “Geburtsstunde des öffentlichen Fernsprechwähld..."; Gerstenberg-Verlag Hildesheim; 1970, Seite 40f
→ Post
Die 1910 eingerichtete städtische Beratungsstelle bot jedermann kostenlosen Rat und Hilfe auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts. Auf dem Gebiet des Privatrechts stand sie auch „Minderbemittelten“ unentgeltlich zur Verfügung.
Die erste richtige Straßenbeleuchtung gab es in Hildesheim erstmals im Jahre 1823. Etwa 100 mit Öl gefüllte Kugeln hingen an Pfählen und Ketten über den Straßen.
Am 17.12.1861 bekam Hildesheim sein erstes Gaslicht. Diese aus England kommende technische Neuheit war zu Erst eine rein private Angelegenheit. Der Besitzer des Wiener Hofes in der Friesenstraße entschloß sich als erster diese Neuheit an seinem Hotel zu installieren.
1920 geschah die Beleuchtung im Allgemeinen durch Gasglühlicht. Die Straßen, die elektrische Straßenbahn durchfuhr, waren vom Hauptbahnhof bis zum Paradeplatz durch elektrisches Bogenlicht beleuchtet.
siehe auch: Laternen-Steuer
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