Hildesheim machte seine erste Bekanntschaft mit dem Medium Film auf dem Jahrmarkt. Auf den 23.7.1898 datiert sich die erste Ankündigung eines kinematographischen Unternehmens in der Hildesheimer Lokalpresse. Anläßlich des Volkfestes kündigten die Schausteller „Niederhoff & Schmitz“ „die wunderbarste Schaustellung der Gegenwart“ an. Sie versprechen „…lebende Photographien, in natürlicher Größe, natürlichen Farben und natürlicher Bewegung“, dargeboten von einem „Kinematographen (Edison’s Ideal)“, mittels „eigener elektrischen Lichtanlage“.
Werbung für ihr Unternehmen betreiben die beiden Schausteller mit höchsten Referenzen: sie „(hatten) die hohe Ehre, zweimal für ihre Majestät die Königin und Königin-Regenten der Niederlande im Schlosse zu Haag Vorstellungen zu geben.“ Die Eintrittspreise waren gestaffelt: Der erste Platz kostet 60 Pfennig, der zweite 40 und der dritte 20 Pfennig.
Aktualitäten und kurze Humoresken bilden die Schwerpunkte der Programme. Später kommen dann längere Spielfilme hinzu, so z.B. wird 1901 das „Volksdrama Ein Raubmord und seine Sühne, das größte Bild der Welt für den Kinematographen, 60 tausend Aufnahmen“, angekündigt, immerhin ein Film von ca. 1 Stunde Länge.
Ab 1903 befindet sich ein anderes Kino-Unternehmen auf dem Volksfestplatz: „Gustav Apitius“.
Dieses Etablissement ist im Vergleich zu seinen Vorgänger luxuriöser ausgestattet. Zum Kinematographen gesellt sich bald ein „Herrl. Orchestrion, die neuesten Opern und Ouvertüren spielend“ hinzu, und „als zeitgemäße Neuerungen sind Logen mit Plüschfauteuils eingerichtet“.
Neben diesen Filmveranstaltungen auf dem Volksfestplatz erlebte Hildesheim nur wenige andere „Vorführungen kinematographischer Bilder“. Im Jahre 1902 veranstaltete der „Deutsche Flottenverein, Abteilung Hildesheim“ im Theatersaal des „Union-Hauses“ eine Filmvorführung, die großen Zuspruch erfuhr, nicht zuletzt, weil kein Eintrittsgeld erhoben wurde.
Zweimal in den folgenden Jahren wird das „Katholische Vereinshaus“ Ort von Filmvorführungen: Im Dezember 1904 und im März 1906. Die „Phono-Kinematographengesellschaft Berlin“ bietet ein zwei- bis dreistündiges Filmprogramm in Verbindung mit einem „Edison-Standard-Phonographen“ an. Die ersten Tonbilder haben Hildesheim erreicht.
Das ehemalige → Lichtspielhaus wurde knapp ein halbes Jahr nach seiner Eröffnung 1911, unter der Leitung von Alfred Schloß in „American Lichtspiele“ umbenannt. Das Kino in der Bernwardstraße hatte Platz für 600 Personen!
„Die American-Lichtspiele werden in allen Schichten der Bevölkerung eine vornehme Stätte der Erholung und Anregung bilden und mit dem Grundsatz „durch Unterhaltung zur Bildung“ in den Dienst der Allgemeinheit treten.“ (Annonce in der HAZ vom 30.6.1911).
Bis zum Ersten Weltkrieg bleibt das „American“ das führende Lichtspielhaus in Hildesheim. Mit Kriegsbeginn stellte es sein Programm ein. Als das ehemalige "American" zweieinhalb Monate später wieder inserierte, ist es in → Bernward-Lichtspiele bzw. "Lichtspiele Bernwardstraße 6 A" umbenannt.
Das „Apollo-Theater“ eröffnete Mitte 1911 seinen Betrieb im Restaurant „Zum Posthof“.
Im Gegensatz zum → Lichtspielhaus – welches für gehobene Ansprüche eröffnete – eröffnete das „Apollo“ in der Nordstadt, dem traditionellen Arbeiterviertes Hildesheims, sein Programm mit dem Motto „Schlager auf Schlager“, eine Folge von kurzen Humoresken und Sensationsdarstellungen. Standort, Programmgestaltung und Eintrittspreise lassen seine Zielgruppe eindeutig erkennen: Es ist nicht das gehobene Bürgertum, das angesprochen werden sollte, es sind die im Umfeld lebenden Arbeiterfamilien und Soldaten.
Das „Apollo“ bezeichnete sich weiter mit dem herkömmlichen Namen „Kinematographentheater“, währen mit dem „Lichtspieltheater“ ein neuer, gesellschaftsfähiger Begriff aufgenommen wurde.
Wie lange das "Apollo" bestanden hat ist ungewiß. Nach seiner Eröffnung wird es nie wieder erwähnt.
Das ehemalige → American Lichtspiele wurde zweieinhalb Monate nach Beginn des 1. Weltkrieges in der Bernwardstraße 6a als „Lichtspiele Bernwarstraße 6 A“ neu eröffnet.
Dieses Kino stand an der Ecke Bernwardstraße / Friedrichstraße.
Mitte des Jahres 1908 eröffnete im Restaurant „Stadt Bremen" das „Edison-Theater“. Es bezeichnete sich in seinen Annoncen als „erstes Tonbild-Theater“ Hildesheims. Obwohl in der Presse nichts über diese Neuerung berichtet wird, kann angenommen werden, daß die Filmvorführungen synchronisiert mit einem Phonographen veranstaltet werden.
Das "Edison-Theater" stellte 1912 seine regelmäßigen Vorstellungen ein und spielte nur noch an den Wochenenden. Mit dem Kriegsbeginn 1914 stellte es sein Programm komplett ein.
Die „Ha-Ka-Lichtspiele“ eröffneten Ende 1919 in den Räumlichkeiten des ehemaligen → Edison-Theaters ihren Betrieb.
Ein halbes Jahr nach dem Waffenstillstand des ersten Weltkrieges 1919 wird die „Kammer- Lichtspiele“ im Vergnügungslokal Theatergarten eröffnet. Am Ende des Jahres werben die „Kammer-Lichtspiele“ mit der „größten Licht-Bild-Bühne am Platz“; ein eigenes Orchester begleitete die Vorführungen.
Das "Kino-Variete Saaban" befand sich 1920 in der Goschenstraße 28 in Räumlichkeiten des Losebecker Hofs. Das 450 Personen fassende Kino war in Besitz des Braunschweigers Otto Grotowohl. 1921 führte es den Namen → Apollo-Theater.
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→ Bernward-Lichtspiele
Das „Lichtspielhaus“ eröffnete am 1.7.1911 im „Kaiser-Cafe“ in der Bernwardstraße seine Türen.
Das Kino versuchte mit seiner Programmgestaltung und Ausstattung den Ansprüchen des gehobenen "Bildungsbürgertums" gerecht zu werden. Erstmals kommt zum Ersten und Zweiten Rang ein Balkon hinzu, mit deutlich höheren Eintrittspreisen. Ein knappes halbe Jahr nach der Eröffnung der „Lichtspiele“ werden dies umbenannt: Von nun an heißen sie → American-Lichtspiele.
Vor 1945 befand sich dieses Kino in der Goschenstraße 28 in den Räumlichkeiten des ehemaligen
→ Modernes Theaters. Im Volksmund wurde es auch „Puschenkino“ genannt.
Das "Moderne Theater" war der Nachfolger des → Apollo-Theaters und hatte 400 Plätze. Besitzer war der Hildesheimer Willy Beisse. 1937 wurde es in → Metropol-Lichtspiele umbenannt.
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Das „Neue Theater lebender Photographien“ war Anfang des 20. Jahrhunderts, am 11.11.1906 – neben dem zur gleichen Zeit eröffneten → Zentral-Theater – das erste stationäre Kino Hildesheims. Seine Filme führte es mit dem „Buderus’schen Apparat“ vor, während im „Zentral-Theater“ ein „Physiograph“ seine Dienste versah.
Seinen Platz hatte es im Saal des Gasthauses „Zum goldenen Engel“.
Das Kino befand sich um 1925 in den Räumlichkeiten des ehemaligen → Apollo-Theaters in der Goschenstraße. 1928 wurde es in "Modernes Theater" umbenannt.
Das „Neustädter Theater lebender Photographien“ war das dritte stationäre Kino Hildesheims welches am 19.11.1906 in Hildesheim eröffnete – eine Woche nach der Eröffnung des → Neuen Theater und des → Zentral-Theater.
Sein Programm entsprach dem der beiden anderen, die Eintrittspreise sind nach Plätzen gestaffelt: Erwachsene zahlten 30, Militärs ohne Charge (untere Dienstgrade) 20 und Kinder 10 Pfennige.
→ Metropol-Lichtspiele
Die "Schauburg" befindet sich im Pepperworth 9 und behielt ihren Namen durchgehend bis in die Neuzeit.
Das „Zentral-Theater lebender Photographien“ war neben dem → Neuen Theater Anfang des 20. Jahr-hundert, am 14.11.1906, das erste stationäre Kino Hildesheims.
Als Filmvorführmaschine hatte es den „Physiographen“, während das „Neue Theater“ einen „Buderus’schen Apparat“ benutzte. Seine Filme führte es im vornehm ausgestatteten Saal des „Wiener Cafe“.
Das "Zentral-Theater" stellt Mitte 1912 seinen Betrieb ein.
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