GESCHICHTE
(1) Über die Geschichte dieses Gebäudes war wenig zu ermitteln. Nach der Inschrift an der Tür nach dem Hückedahl wurde der Bau errichtet von einem Ehepaar Paltz und einer geborenen Meyer.
Der Erker der westlichen Seite wurde von dem Schwiegersohn des Erbauers, dem Dr. Christoph Brandis, der 1567 Katharina Paltz heiratete und der zweite Sohn des bekannten Bürgermeisters Joachim Brandis d.Ä. war 1594 angeführt.
Bis zur Errichtung der Domschenke wurde in ihr der Ausschank der Weine des Domstiftes betrieben. In einem Dekret Kaiser Leopolds I. vom 27.10.1692 wird gesagt, „daß das Haus, welches gegenwärtig zum Gast- und Logirhaus benutzt werde und wegen des allda ausgehängten Schildes der „gulden Engel“ genannt wird, vor Altens „die alte Domb-Kapitular-Weinschenke“ gewesen sei“.
1892 wurde das Haus innen umgebaut, namentlich die durch eine Einfahrt von der Kreuzstraße aus zugängliche ehemalige Diele zu Wirtsräumen verbaut.
BESCHREIBUNG
Das Gasthaus „ zum goldenen Engel“ Ecke Kreuzstraße und Hückedahl (Bild rechts + 1) ist in seiner äußeren Erscheinung, abgesehen von den beiden Erkern der Kreuzstraße, ein durchaus einheitlicher und typischer Bau der Übergangszeit von Gotik zur Renaissance, namentlich die Giebelseite nach dem Hückedahl zu ist sehr klar entwickelt. Der Grundriß des Hauses wurde 1892 durch Umbau total verändert.
Nach der Kreuzstraße schließt das dreistöckige Gebäude, über massivem Sockel aufgebaut, mit hohem Zwerghaus aus zwei geschossen ab; die dreistöckige Giebelfront nach dem Hückedahl ist vollständig mit Dachpfannen verkleidet. Dadurch tritt die untere reich gegliederte und ornamentierte Wandfläche um so wirkungsvoller hervor.
Alle Fensterpfosten (Bild 1) zeigen die charakterliche Zier der Rundstäbe zwischen Hohlkehlen auf kleinen Sockeln, die oben in dreifache Vorhangbögen des Sturzes verlaufen. Die Fensteröffnungen sind leider teilweise vermauert. Die Konsolen sind noch gotisch behandelt, mit Zierstäben aus gedrehten Tauen geschmückt. Die untere Kante der Setzschwelle des DG zeigt zwar schon die sogenannte Schiffskehle, die Rücksprünge decken jedoch noch in ältere Weise platte (jetzt mit aufschablonierter moderner Malerei verzierte) Füllbretter.
Die Schwellen nach dem Hückedahl zu sind sämtlich in sehr ansprechender Weise geziert, namentlich mit dem Motiv des Vorhangbogens am auskragenden ersten Geschoss. Eigenartig als Schmuck die aus Stäben gebildeten Zierarten der Brüstungen des OG nach der Kreuzstraße, die ähnlich auch an dem Hause Langer Hagen Nr. 55 von 1551 auftreten. Die Brüstungen enthalten das in der Übergangszeit so beliebte Motiv der fächerförmigen Rosette, die auch in die Eckpfosten eingeschnitten ist. Das OG nach der Kreuzstraße ist in den Brüstungen nur verputzt, anscheinend eine Erneuerung. Ein schweres, rundes Profil bildet das obere Gesims der Setzschwelle und des Brustholzes.
Die Seite nach dem Hückedahl (Westseite) zeigt über dem Eingang zwei Wappen: Paltz und Meyer, daneben links in großen lateinischen Buchstaben die Inschrift: ANNO DOMINI MDXLVIII (1548).
Die Tür ist spätgotisch profiliert, die Stäbe verschneiden sich am Kämpfer und am Sturz.
Die Nordseite (nach der Kreuzstraße) ist mit zwei Eingängen versehen; über dem westlichen in den Zwickeln in Rosetten zwei Köpfe – wohl die Porträts des Erbauers. Darüber im Türzwickel die Anfangbuchstaben des Ehepaares: E – P – M – M. Diese große Tür war ursprünglich die Einfahrt zur Diele, wahrscheinlich saß das Relief des Weinwagens (Bild 2) ursprünglich über ihr. Dieses Schnitzwerk, jetzt als Sturz über den Fenstern zwischen den Türen verwandt, zeigt einen prachtvoll geschnitzten Weinwagen, der von fünf Pferden gezogen wird. Die andere westliche Tür enthält zwischen Blumenornamenten die Jahreszahl m. d. xl. v. iii (= 1548) in gotischen Minuskeln. Die beiden spitzbogigen Türen verschneiden sich in den Stäben nur am Kämpfer.
In jüngerer Zeit wurde der westliche Erker angebaut, während der östliche ursprünglich ist. Dieser hat noch gezierte Brüstungen, mit zwei Wappenschilden, gehalten von mit Weinlaub bedeckten Schildhaltern (Männern), im linken Schild Löwe (Paltz), im rechten Hahn mit Silber (Meyer). In der Mitte die Jahreszahl 1548.
Der jüngere westliche Erker zeigt im Sockel eine sehr schöne Steintafel mit meisterhaft skulpierten Schildhaltern und dem Wappen Paltz und Brandis nebst Jahreszahl 1594. Es scheint dieser, wohl ursprünglich als Kaminsturz dienende Stein gelegentlich eines Umbaues hier wieder verwandt worden zu sein.
Die Straße im Hückedahl vor der Schenke war früher durch die Stallungen der Landrosterei (an Stelle des jetzigen Gebäudes der Kgl. Regierung) sehr eng. Ein Muttergottesbrunnen schmückte diesen Straßenteil.
[4] Das 1548 von Fritz Pfalz und seiner Frau Margarete Meyer als Wirtshaus und Hotel erbautes Gebäude befand sich in der Kreuzstraße 8 Ecke Bohlweg, schräg gegenüber der Domschenke. Bis 1571 war es der Weinausschank des Domkellers.
1926 übernahm das Hildesheimer Handwerk das Haus und richtete es unter dem Namen “Gildenhaus“ für Versammlungen und Feste her.
Erbaut wurde es im Stil des Übergangs von der Gotik zur Renaissance.
Zur Seite der Kreuzstraße hin, bestand die Fassade aus einem hohen Mittelbau, zu beiden Seiten hin mit Erkern versehen.
Über den kleinen spitzbogigen Türen befanden sich zwei Wappen (Pfalz und Meier). Es besaß reich geschnitzte Setzschwellen und Fächerfüllungen in den Brüstungen.
Über den Fenstern lagen geschnitzte Konsolen, Fächerrosetten und Vorhangbögen. Auf der linken Seite befanden sich 3 geschnitzte Füllungen mit den beiden gleichen Wappen wie auf der Vorderfront (Pfalz und Meier) und die Jahreszahl 1548. Rechts im Sockel ein vermauerter Sturz von 1594 mit zwei Wappen (Pfalz und Brandis). Über der Tür war ein Frachtwagen mit 3 Weinfässern und 4 ½ Pferden abgebildet.
Links über der Tür wurde FPMM, für Fritz Pfalz u. Magdalene Meier, sowie 2 Köpfe eingeschnitzt. Rechts der Tür MDXLVIII als Jahreszahl und 2 Blätter geschnitzt.
Am 22.3.1945 durch alliierte Bomber zerstört.
Heute steht an der Stelle der Parkplatz vor dem Niedersächsische Landesamt f. Zentrale soziale Aufgaben.
(im Original übernommen)
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seite 124ff
[4] A. v. Behr, Führer durch Hildesheim; Verlag A. Lax, Hildesheim 1895; Seite 37
Privatbesitz H.-J. Brand
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seite 124ff
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