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Die Hildesheimer Brunnen
Die Hildesheimer Wasserkunst
Der Wasserturm auf dem Galgenberg
Der Anfang mit einer besseren Wasserversorgung der Bevölkerung in Hildesheim wurde bereits 1400 gemacht, als der Rat das Wasser des von der Sültequelle gespeisten Ostergrabens teilweise in die → Brunnen leiten ließ.
1416 aber begann man mit den Vorbereitungen zu einem umfangreichen Leitungsnetze, das nach den Plänen eines lübeckischen Meisters angelegt werden sollte. Mittels eines Hebewerkes, des sogenannten Wasserkunst, wurde abermals aus dem Ostergraben – wo das Stadtgebiet am höchsten Anstieg – das Wasser gehoben. Die dazu errichtete Wasserkunst lag im Hinterhause Ostertor 2. Von hier aus wurde das Wasser in hölzernen Röhren, meist unterirdisch, nicht nur der Mehrzahl der Brunnen, sondern auch den Häusern zugeführt.
Erbauer dieser Wasserkunst war der Kunstmeister Cord Südewind.
Ein „Kunstmeister“ hatte die Aufsicht über das Gesamtwerk des Leitungsnetzes. Der Unterhalt der Brunnen aber lag aber weiterhin in den Händen der Bornherren.
Im nördlichen Abhang des Galgenberges tritt die durch den Grundstrom des Galgenberges gespeiste Ortsschlumpquelle zutage. Weil diese nur von Zeit zu Zeit übertrat, der Gedanke eines Grundstroms früheren Zeiten fernlag, und man deshalb nie darauf verfallen war, dort Bohrungen anzustellen, so galt die Quelle seit Jahrhunderten als eine Hungerquelle, und es wurde der Gedanke, das für die Stadt so dringende Bedürfnis nach gutem und reichlichem Wasser dort zu befriedigen, von Grund aus abgewiesen.
Die Wasserversorgung war so gering und der Druck so mangelhaft, daß, als z.B. im Anfang des August 1884 das Knochenhaueramtshaus in Brand geraten war, der Feuerwehr die Mittel fehlten, rechtzeitig des Feuers Herr zu werden.
Es war daher ein großes Verdienst des damaligen Senators und späteren Ehrenbürgers Friedrich Wilhelm Schwemann, daß dieser 1886 den damaligen Gasdirektor Wille veranlaßte, den bestehenden Vorurteilen zum Trotz insgeheim bei der Ortsschlumpquelle Bohrungen zu veranstalten. Als diese von entschiedenem Erfolg gekrönt waren, wurde das dort gefundene Wasser allmählich zur Versorgung einzelner Stadtteile herangezogen und der erste Quellbrunnen im Frühjahr 1893 hergestellt.
Bereits im Mai 1894 wurde mit dem Bau des ersten Hochbehälters auf dem Galgenberge begonnen, dessen Inbetriebnahme schon im Dezember desselben Jahres erfolgen konnte.
Ein alsbald in Angriff genommener zweiter Hochbehälter konnte erst im Jahre 1895 in Betrieb genommen werden.
Mit dieser Leitung wurde dann noch eine Druckrohrleitung von dem seitens der Stadt bei Poppenburg im Leinetal angelegten Wasserwerk verbunden, die seit dem Jahre 1911 in Tätigkeit getreten ist.
Seitdem ist Hildesheim voraussichtlich auf Jahrhunderte hinaus reichlich mit gutem Trink- und Gebrauchswasser versehen.
(im Original übernommen)
Text-Quelle:
Otto Gerland: Was uns der Galgenberg erzählt, Alt-Hildesheim, Westermann 1920, Braunschweig, Heft 3, S. 18
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
Privatbesitz H.-J. Brand
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