Senkingwerk, Spezialfabrik für Herde, Koch-Apparate, Wäscherei-Anlagen und Bäckerei-Einrichtungen für alle Zwecke
und jede Heizungsart A.G.
Im Jahre 1864 gegründet, entwickelte sich das Werk aus den kleinsten Anfängen zu seiner heutigen Bedeutung. Zunächst wurden als etwas ganz Neues „transportable schmiedeeiserne Sparherde“ angefertigt; denn bis dahin kannte man die heutige (1919) Art der Herde nicht, sondern bereitete das Essen in gemauerten Backstein- oder Kachelherde.
Die wachsende Personenzahl in Anstalten zur Erziehung und Ausbildung, zur Erholung und Pflege oder in Gasthöfen und Hotels zu vorübergehendem Aufenthalt, erforderte, größere Einrichtungen zu schaffen, die es ermöglichten, in auskömmlicher Weise den Ansprüchen zu genügen.
Hier setzte das Senkingwerk rechtszeitig ein durch Konstruktion von zweckentsprechenden Koch-, Brat-, Back- und Wärmeapparaten, welche den stets gesteigerten Ansprüchen in Jeder Hinsicht gerecht wurden.
Die Vollkommenheit der Apparate, die Sauberkeit der Arbeit und die Güte des verwendeten Materials sprachen sich im Kreise der Verbraucher herum, steigerten den Absatz aller Artikel und machten so eine ständige Vergrößerung und Erweiterungen des Betriebes notwendig.
Infolgedessen wurde im Jahre 1902 ein vollständig neues Werk geschaffen, welches mit allen neuzeitlichen technischen Einrichtungen ausgestattet ist und die Forderung eines modernen Fabrikbetriebes in jeder Weise erfüllen.
Das neue Werk liegt in nächster Nähe des Güterbahnhofs und hat direkten Bahnanschluß, sonst würden die Ein- und Ausgängen, die sich auf 15-20 Eisenbahnwagen täglich belaufen, wohl schwerlich zu bewältigen sein.
Das Hauptgebäude enthält zu ebener Erde Lagerräume, in den Stockwerken Büros. Nach hinten erstrecken sich die ausgedehnten Montagehallen für Dampfkochapparate, Herde für Hotels, Haushaltungen und Herrschaftsküchen, Werkstätten zum Zuschneiden, Vorrichtungen und stanzen der Bleche, sämtlich mit neuesten, zum Teil recht schweren Spezial-Maschinen ausgestattet.
Es schließen sich an: Dreherei, Schleiferei, Polier-und Vernickelungsanstalt, Lackiererei, Töpferei und Verladeräume. In besonderen Gebäuden sind untergebracht die Schmiede- und Kupferschmiede-Werkstätten, die Verzinnerei und Verzinkerei mit Modellwerkstätten, Gußputzerei, die sehr umfangreiche Eisengießerei zum Gießen sämtlicher für die eigene Fabrikation notwendiger Gußteile von den kleinsten bis zu den größten Abmessungen, enthält eine Anzahl Formmaschinen, Trockenöfen und 2 Kupolöfen, in der zur Zeit 30.000 Kilogramm Eisen täglich für eigenen Bedarf vergossen werden.
Das ausgedehnte, modern eingerichtete Emaillierwerk mit 6 Emaillieröfen und einem Doppelschmelzofen zum Emaillieren von Herdwänden, Gußteilen, Kochkesseln usw., daneben die Emailmalerei, das Preßwerk mit 2 großen hydraulischen Pressen, einer Räderziehpresse, eine Anzahl neuzeitlicher Drehbänke und mehreren Automaten zum Herstellen von Armaturen.
Sämtliche Arbeitsmaschinen werden durch Elektrizität angetrieben, deren Strombedarf in eigener Kraftzentrale durch Dieselmotoren von 1300 PS und große Dynamomaschinen erzeugt wird.
In den Werkstätten und Büros sind jetzt (1919) etwa 1800 Personen beschäftigt.
Zu den oben erwähnten Erzeugnissen wurde in den letzten Jahren die Fabrikation von Dampfbacköfen, Schiffsbacköfen, Dampfbacköfen für Gasheizung, Hausbacköfen insbesondere für Gutshaushaltungen und Knetmaschinen sowie allen sonstigen Maschinen und Geräten aufgekommen.
Außerdem übernahm das Senkingwerk vor einigen Jahren die Wäscherei-Maschinen-Fabrik Heinrich Timm GmbH., Berlin-Reinickendorf-Ost und verlegte die Fabrikation von dort in sein eigenes Werk in Hildesheim. Auch auf diesem gebiete werden die neuesten spezial-Wäschereimaschinen gefertigt, insbesondere Zentrifugen, Waschmaschinen, Plättmaschinen für Groß- und Kleinbetrieb, Dampfmangel und Trockeneinrichtungen. Besonders erwähnt seien die bevorzugten Hauswäscherei-Einrichtungen für elektrischen Antrieb, für Hotels, Herrschafshaushaltungen, Villen und Gutshaushaltungen.
Derartige Anlagen bestehen im Allgemeinen aus einer Waschmaschine einer Zentrifuge zum ausschleudern und Vortrocknen der Wäsche, einer Muldenplättmaschine und bei reichhaltigerer Ausstattung außerdem aus einem Handwaschtrog, einem Laugenkocher und einem Trockenapparat.
Eine solche betriebsfertige Mustereinrichtung befindet sich im Musterlager der Senking A.G. am Stein 14. Die Besichtigung ist empfehlenswert.
Diese bedeutende Entwicklung des Senkingswerkes ist darauf zurückzuführen, daß bei der Herstellung aller seiner Fabrikate vor allem Dingen immer Wert darauf gelegt wurde, alle Apparate jeweils den neuzeitlichen Anforderungen voll und ganz anzupassen und nur das Beste zu liefern, was auf diesen Spezialgebieten gebracht werden kann.
Die Erzeugnisse des Senkingwerks genießen daher Weltruf und sind nicht nur im Inlande, sondern in allen europäischen und auch in vielen überseeischen Staaten seit Jahren eingeführt.
(im Original übernommen)
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Foto / Bild
Günther Roeder: Führer durch Hildesheim; Verlag Franz Borgmeyer, Hildesheim 1919; Anhang
Günther Roeder: Führer durch Hildesheim; Verlag Franz Borgmeyer, Hildesheim 1919; Anhang
[W] Die Senkingwerk AG war ein Hersteller von Haushalts- und Großküchenherden in Hildesheim. Zusätzlich produzierte das Werk Maschinen für Wäschereien.
Anton Senking gründete, nach einer Tätigkeit in einer Hildesheimer Metallgießerei, im Jahr 1863 die „A. Senking Sparherdfabrik Hildesheim“. Das Werk stellte Haushaltsherde („Senking-Sparherd“) sowie diverse Koch-, Brat-, Knet- und Backapparate für Gaststätten und Bäckereien her. Ein anderer Zweig fertigte Wäschereigeräte wie Schleudern (Zentrifugen) und Bügel- bzw. „Plättmaschinen“. Das Unternehmen erhielt später den Titel „Kaiserlich-
Königlicher Hoflieferant" und bauten u.a. die Großküche für das 1894 fertiggestellte Reichstagsgebäude in Berlin.
Wegen der hohen Nachfrage baute Senking 1901 ein neues Werk neben
dem Güter- und Rangierbahnhof in der Nordstadt am Römerring und Schlachthofstraße
(Heute „Senkingstraße“). Die Firma war ab 1914 eine Aktiengesellschaft und wurde 1936 in eine GmbH umgewandelt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden neben Feldküchen auch Zünder, teile für Panzerwagen und Leichtmetallteile für den Flugzeugbau gefertigt.
Bei einem Luftangriff auf Hildesheim am 14. März 1945 bombardierte die britische Royal Air Force mehrere Ziele in der Stadt, darunter die VDM-Halbzeugwerke am Römer-/Cheruskerring (umgangssprachlich „Metallwerk“ genannt; heute KSM Castings GmbH, davor Kloth-Senking Metallgießerei) und den Güter- und Rangierbahnhof. Das dazwischen liegende Senkingwerk wurde dabei ebenfalls getroffen und zu großen Teilen zerstört. Über 150 Menschen starben,
darunter der Werksleiter Rudolf Hage, sowie mindestens 27 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Senking u.a. Ölöfen für Wohnräume her und spezialisierte sich auf Komplettanlagen für gewerbliche Wäschereien.
Das zuletzt als Senkingwerk GmbH KG firmierende Unternehmen wurde nach 1990 aufgespalten. Einen Teil übernahm die Buderus Küchentechnik; die Wäschereitechnik kaufte 1998 die dänische Jensen-Group. Heute befinden sich auf dem ehemaligen Werksgelände an der Hildesheimer Senkingstraße ein SB-Lebensmittelhandel und ein Baumarkt.
Zurück → Industrie, Handel und Handwerk