Gewiß, Hildesheims Ruhm beruht vornehmlich in seinen Baudenkmälern, in seinen Kunstschätzen aus vergangenen Tagen, in seiner schönen, von Bergen umhegten Lage. Das Hildesheim außerdem aber eine überaus lebhafte Industrie birgt, kommt den wenigsten zum Bewußtsein.
Dieser Umstand läßt erkennen, das jedenfalls die Nachteile anderer Industriestädte, wie vor allem Lärm und Luftverschlechterung in Hildesheim unbekannt sind. Dieses ist dadurch erreicht worden, daß, trotzdem man in Hildesheim selbst nur wenig von den industriellen Anlagen gewahrt, daselbst eine überaus ausgedehnte Industrie zu Hause ist, seien im folgenden einige Hildesheimer Werke genannt, deren zum Teil weltbekannte Namen sofort auch den Laien überzeugen werden, das Hildesheim verdient, auch als deutsche Industriestadt nicht übersehen zu werden.
Da ist vor allem die großen Senkingsche Sparherdfabrik (Bischofskamp), die in ihrer Art von keinem anderen Werke übertroffen wird. Auch die Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen und Molkereiartikel von Ed. Ahlborn (Lüntzelstraße/Osterstraße) und Eisengießerei Kattentidt (Andreasplatz) genießt weit über Deutschlands Grenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf. Desgleichen die Münden-Hildesheimer Gummifabrik Gebr. Wetzel A.G., die Hofwagenfabrik Utermöhle (Zingel), sowie die Glockengießerei Radler (Galgenberg).
Außerordentlich bedeutend ist auch die Gebr. Propfesche Maschinenfabrik für Dampfmaschinenturbinen, Mühlenbau und Zigeleien und Zerkleinerungsanlagen (Butterborn), sowie die Hildesheimer Zuckerraffinerie (Bischofskamp/Kükenstraße).
Weiter führen wir an die Fränkelsche Sackfabrik, die Hildesheimer Zellulose-Spinnerei G.m.b.H., verschiedene Bierbrauereien u.a. Vereinigte Hildesheimer Brauereien: Aktienbrauerei (Schützenallee) und Mauritius-Brauerei (Moritzberg) sowie Schokoladen- und Zuckerwarenfabriken: u.a. W. Bade (Am Platz), Robert Creydt (Burgstr.), Honigkuchenfabrik A. Naumann (Bernwardstr.).
Berechtigtes Ansehen genießen die Turmuhrenfabrik Beyes (Bahnhofsstraße), die Peinesche Tapetenfabrik (Schuh-/Poststraße), die Werkstätten für Präzisionsmechanik E. Bode (Kaiserstraße), die Schuhwarenfabrik Gebr. Multhaupt und „Nordstern“, sowie die Malzfabriken von W.F. Otto (Goschentor) und Budde (Altes Dorf). Von weiteren industriellen Unternehmungen seien genannt: die Eisengießerei „Annahütte“ von J. Wagner (Drispenstedterstr.), die Ofenfabrik Müller (Eckemeckerstraße) und Albrecht (Sedanstraße), die Maschinenfabrik W. Schlote, das Spezialhaus für Güterwagen- und Eisenbahnbau/Hildesheim-Hannoversche Wagen-Leihanstalt u. Fabrik für Eisenbahnbau (Paul Schellack) (Feldstraße), die Continental-Präservenfabrik Gebr. Warnecke (Twetje), verschiedene Wurstfabriken: Brandt (Almsstr.), Helmke (Almsstr.) Behrens (Schützenallee), Käsefabrik Mann ((Hoherwall), sowie endlich eine ganze Anzahl Pumpernickelfabriken u.a.: Herbst (Alter Markt), Beutter (Schuhstr.) Hlawin K. Schmidt (Bergsteinweg).
Auch verschiedene Mühlen und Tabakfabriken bestehen in Hildesheim, ferner eine Glashütte. Hervorragendes leistet auch die Hildesheimer Kunst- und Handelsgärtnerei, sowie das Orchideenimporthaus Hennis.
Weitere Fabriken seihen hier genannt: Lederfabrik Brehme & Sohn (Schützenwiese), Mühlsteinfabrik Mosqua (Twetje), Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen: Gebr. Ernst Nachflg. (H. Schröter) (Steuerwalder Straße) und W. Schlote (Hannoversche Str.).
Text-Quelle:
Bildquelle:
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- Foto / Bild
Günther Roeder: Führer durch Hildesheim; Verlag Franz Borgmeyer, Hildesheim 1919; Seite 74f
H. Cassel: Führer durch Hildesheim; Verlag Franz Borgmeyer, Hildesheim; Seite 61f
Privatbesitz H.-J. Brand
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