Bei diesem Laufspiel wechselte es mit dem Laufen nach Zielen und dem Laufen in Verbindung mit Haschen (Fangen).
In Hildesheim spielten die Kinder oft „Meister Lene“:
Meister Lene ist im „Mal“ (markiertes Feld) und kommt bei dem Ruf: „Meister Lene kommt!“ mit gefalteten Händen heraus, schlägt einen „Gesellen“, mit dem er ins Mal zurückeilt. Es heißt alsdann: „Meister Lene schickt seinen Gesellen aus“ oder „Meister Lene kommt mit seinem Gesellen“, je nachdem, ob der Geselle allein läuft oder Meister und Geselle kommen.
Wer zuletzt geschlagen wird, ist Meister im folgenden Spiel.
Pfänderspiele eignen sich mehr für Innenräume. Doch hört man auch im Freien lustiges Treiben und Raten. Das Versprechen in schwierigen Lautverbindungen oder Satzbildungen ist durch ein Pfand zu sühnen.
Das erste Kind sagt: „Zip“, das zweite: „Zipziperip“, das dritte: „Zipziperip zipzilipzip“.
Ein anderes Sprechspiel: beim Herumreichen eines Gegenstandes sagt der erste Mitspieler:„dies ist das hölzerne Männchen“, der zweite: „Dies ist das Haus des hölzernen Männchens“.
Schließlich heißt es: „Dies ist der Mann, der den Klee pflanzt, den die Kuh frißt, welche die Milch gibt, die die Katze säuft, die fängt die Maus, welche knabbert am Bändchen des Schlüssels des Schlosses der Tür des Hauses des hölzernen Männchens“.
In der Ebene nördlich von Hildesheim war das Spiel „Stöckern“ beliebt.
Jeder Spieler hat einen Stock und wirft damit nach dem am Boden steckenden Stock des ersten Spielers. Ist der Stock umgeworfen, so darf der Treffer den Stock weit fortschleudern und wirft nun seinen Stock schnell mit der Spitze zehnmal in den Boden. Kehrt aber der Stockholer inzwischen zurück und wirft seinen Stock in den Boden, so scheidet der andere aus.
Bei den Ballspielen, üben die Jungen und Mädchen am liebsten das „Stund“:
Jeder Mitspieler erhält eine Nummer. Einer wirft den Ball hoch und ruft etwa: „Auf die Nummer fünf“. Alle rennen fort, bis Nr. 5 den Ball hat und „Stund“ ruft. Wer geworfen wird oder fehlt, erhält einen Strich. Hat jemand zehn Striche bekommen, so wird ein Name gegeben, z.B. „Pottlicker“, „Mamakalb“, „Liuseknicker“.
Ein anderes Gemeinschaftsspiel sieht man kleinere Kinder üben. Der „Sucher“ wirft den Ball nach hinten über sich hinweg. Die Spielschar fängt den Ball und ruft: „1, 2, 3, wer hat den Ball?“Der Fänger hält den Ball verborgen. Wurde richtig geraten, so wird der Fänger Sucher.
Mädchen wissen dem Ball im Einzelspiel immer wechselnde Verwendungsformen abzugewinnen.
Ein weiteres altes Hildesheimer Spielweise ist das „Nachahmungsspiel“. Das Kind ist in diesem Spielen unerschöpflich. Bald spielt es Kaufmann, Pastor, Mutter, Lehrer, je nach seinen Erfahrungen. Bei Mädchen ist die Puppe Mittelpunkt des Spiels.
Beliebt ist besonders das „Uhrenverkaufen“. Das folgende beschriebene „Vogelverkaufen“ scheint recht alt zu sein.
Der Käufer schreitet mit dem Spruch: „Ich komme her aus Morgenland und bin im Dorfe nicht bekannt. Sind hier wohl Vögel zu verkaufen?“, auf die Vögel zu und fragt nach dem Preise. Der Verkäufer streckt die Hand hin. Der Käufer (ver-)sucht hineinzuspucken, erhält aber vom Verkäufer, der die Hand schnell zurückzieht, einen Klaps. Auf den Ruf: „Vögel fliegt aus, kommt wieder in mein Haus!“ umtanzen alle den Käufer, bis dieser einen gefangen hat. Ist die Hälfte gefangen, so erfolgt ein Herüberziehen der Parteien.
In einer anderen Form gibt man den Vögeln Namen und läßt diese erraten. Wird der richtige Name gesagt, so fliegt der Vogel aus und wird vom Käufer verfolgt.
Text-Quelle:
M. Brinkmann, "Alte Hildesheimer Kinderspiele", Verlag Westermann, Braunschweig 1920, Alt-Hildesheim, Heft 8, Seite 45f
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