Weitverbreitet waren die „Messerspiele“.
Ähnlich des „Sonne,Mond und Sterne“-Spiel wurde in der Umgebung Hildesheims das Spiel „Käsepott, Himmel und Hölle“ gespielt.
Zwischen den drei Kreisen sind Male oder Löcher, die Sprossen, über die der Spieler durch Messerwürfe zum Himmel aufsteigt. Die Hölle ist leicht zu erreichen. Der Himmel aber muß erst umwandert werden. Oft wird mit dem Spiele ein suchen nach dem versteckten Messer verbunden. Der zuletzt im Himmel Ankommende muß suchen.
Weitere Angaben zum Spiel fehlen mir leider.
Ein ehemals weitverbreitetes „Messerspiel“.
Das „Landstechen“ oder „Landklauen“ wird im Frühling nach der Kreiselperiode gespielt.
Es gilt, das Messer geschickt in das Land des Nachbarn zum werfen. Das Land ist durch ein dem Boden eingeritztes Viereck gekennzeichnet. Der Landstrich bis zur Geraden, die als Verlängerung der im Boden steckenden Schneide gezogen wird, ist erobert. Wurde ein dem eroberten Gebiet fernliegendes Landstück, eine Kolonie, gewonnen, so kann der Verlierer sie durch dreimaliges Treffen zurückgewinnen. Hat aber der andere die Verbindung mit dem zuerst eroberten Gebiet hergestellt, so ist die Kolonie endgültig sein Eigentum. Man versucht den Landbesitzer von allen Seiten in seinem Lande so einzukreisen, daß er nur mehr eine Insel hat.
Kann er nicht mehr auf diesem Landrest stehen, so geht das ganze Restgebiet durch einen einzigen Treffer verloren.
„Das Spiel wird mit einem Eifer sondergleichen gespielt. Es regt den Wetteifer an und fördert die Geschicklichkeit der Hand, übt im Nachdenken. Da es aber mit gewissen Gefahren verbunden ist, hat man es mancherorts verboten. Die niedersausende Messerspitze kann in den Fuß fahren und das von einem Steinchen abgleitende Messer kann zu Verletzungen führen.“ (Zitat 1920)
Beim „Messerstechen“ ist ein Messer von irgendeiner Körperstelle, z.B. von der Handfläche, vom Handrücken, vom Armgelenk, von der Schulter, der Nase, der Stirn, vom Knie, aus dem Munde, so auf den Boden zu werfen, daß die Messerspitze im Boden steckenbleibt.
Der Sieger erhält den Preis, etwa einen Apfel.
In (Groß-)Düngen übte man das „Messerstecken“.
Ein Kreis auf dem Boden ist die Sonne. Von einer Linie aus wird. Von einer Linie aus wird geworfen in Richtung auf die Sonne, bis ein „Strahl“ erreicht ist. Die meisten Strahlen entschieden. Trifft der Spieler kurz vor Vollendung des Strahls nicht, so kommt der nächste Spieler an die Reihe.
Das „Messerwandern“ erforderte etappenweise ein Vorwärtswerfen des Messers, das mit der Spitze im Boden steckenbleiben muß. Wer am weitesten kommt ist Sieger.
Die Hildesheimer Jungen spielten das Messerspiel „Penneken“.
Nach einem Messer im Boden wird mit Pfennigen geworfen. Fällt der Adler nach oben, so gehörten dem Werfer alle Pfennige deren Ziffernseite vorher nach oben zeigte.
In Hildesheim spielten die Kinder gern das Messerspiel „Sonne, Mond und Sterne“.
Die Kinder ritzen in einem gewissen Abstande drei Kreise ein und werfen die Messerspitze zuerst fünfmal in den ersten Kreis, der Sonne. Dann geht es nach dem Mond, der mit zehn gelungenen Würfe als erobert gilt. Der folgende Sternkreis ist erst nach 15 Würfen zu erreichen. Die Rückreise wird in derselben Weise vollzogen.
Text-Quelle:
M. Brinkmann, "Alte Hildesheimer Kinderspiele", Verlag Westermann, Braunschweig 1920, Alt-Hildesheim, Heft 8, Seite 45f
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