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In Hildesheim eröffnete im Frühjahr 1806 im Langen Hagen eine Accouchieranstalt seine Pforten.
Das Hospital des Heiligen Alexius, welches auch das „Brüderhaus“, das „Haus der willigen Armen“ oder gewöhnlich das „Lüllekehaus“ genannt wird, lagt im Langen Hagen an der Ecke der Schenkenstraße und hat seinen Namen von dem heiligen Alexius, einem Sohne des Römischen Senators Ephemianus.
Er lebte im 5. Jahrhunderte und wurde wegen seiner vorzüglichen Barmherzigkeit gegen die Armen und auch wegen sonstigen christlichen Tugenden kanonisiert. Er wurde häufig zum Patron der für Armen, männlichen Geschlechts, gestifteten Wohltätigkeitshäuser gewählt. Man nannte solche Institute „Alexienhäuser“ und die darin befindlichen Armen Alexien Brüder.
In einer Lateinischen, alten hildesheimischen Chronik findet man über das Alexienhaus folgende Nachricht:
„In dem Armenhause welches gewöhnlich das Lüllekehaus genannt wird und im langen Hagen belegen ist, befand sich eine Kongregation von Brüdern des heil. Alexius Humiliaten Ordens, die bei dem Einbrüche der Türken in Palestina nach Deutschland gewandert waren. Ihre Dienstverrichtung war die Kranken zu besuchen und die Todten zu begraben. In ihrer Haus-Kapelle sieht man noch heutigen Tages das Monument oder den Grabstein des ersten Bruders.“
Über die Existenz dieser Kapelle zeugt ebenfalls eine Obligation der Vikarien- Kommunität zu St. Andreas in Hildesheim, worin besagt wird, daß den willigen Armen an der Schenkenstraße 115 Pfund verzinset wurden, wofür in deren Kapelle wöchentlich Vigilien und Seelen-Amt für Burchard Volkmar und seine Freundschaft gehalten werden mußten.
Das Alexienhaus wurde von der Hildesheimer Patrizierfamilie Galle - welche mit dem im Jahre 1533 an der Pest verstorbenen Bürgermeister Heinrich Galle d.J. erlosch - gestiftet und von dem Stadt- Magistrate bestätigt worden, was in einer Fundations- und Konfirmationsbrief, beide vom 1470, nachweisbar ist.
Die Alexien Brüder waren übrigens nur Hospitanten und Laien, trugen jedoch eine Art geistlicher Kleidung, wie es ein in dem Hause befindliches Altargemälde anzudeuten schien. Die Bestimmung der Brüder bestand darin, sich als Krankenwärter und Todtengräber, besonders in Pestzeiten, zu betätigen.
Nach der Einführung der Reformation – wonach sie z.B. gezwungen wurden ihre Kleidung, den Habit, abzulegen – änderte sich ihr Tätigkeitsfeld. Nun fanden verarmte Hildesheimer Bürger im Alexishaus eine Unterkunft.
Die Stiftung hatte 1543 folgende Besitztümer:
· An Kapital 2712 Taler 10 Groschen
· Ein Haus, mit daran liegenden Küchengarten; im Haus waren eine gemeinschaftliche Wohnstube, eine Küche und mehre
Kammern
· Vier Morgen Meierdingsland auf der Hüddesumer Feldmark gelegen. Davon kommen jährlich zwei Scheffel Rocken zwei
Scheffel Hafer und eben so viel Gerste
· Eine Einnahme von sechs Scheffel Roggen, welche die Godehardimühle in Hildesheim gab.
Über Einnahme und Ausgabe führte der Stadtsekretär genau Buch. Die Rechnung das Hospital selbst aber stand unter dem Schutze des Magistrats und war der speziellen Aufsicht der Stadt-Riedemeister anvertraut. Im 19. Jahrhundert war es der Aufsicht des Armenadministrations- Kollegial untergeordnet.
Das Alexienhaus wurde bei einem fast fünfhundertjährigen Alter so baufällig, daß man Ende des 18. Jh. beschloß es abzubrechen und die Alexienbrüder in das Rolandsche Männerspital mit aufzunehmen.
Der Bauplatz wurde einige Jahre lang als Garten benutzt und im Jahre 1823 zu einem neuen Gebäude für die Knabenschule der evangelischen Martini Gemeinde verwandt.
(Im Original übernommen)
Text-Quelle:
Beiträge zur Hildesheimischen Geschichte; Gerstenberg-Verlag, Hildesheim 1829; Band 1 Seite
[15] Seit dem Jahre 1827 befindet sich in Hildesheim eine Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke, welche eine der bedeutendsten in Deutschland ist. Sie zählte beim beginne dieses Jahres (1866) 884 Kranke und Pfleglinge, welche in den ausgebauten bzw. umgebauten ehemaligen Klöstern St. Michaelis, St. Magdalenen (seit 1833) und St. Bartholomä (1849) untergebracht sind. Außerdem ist ein geräumiges Haus im Langen Hagen zum Aufenthalte für Pflegebedürftige eingerichtet und befindet sich eine Anzahl männlicher Kranken im benachbarten Dorfe Einum, wo nach belgischem Muster eine Irrenkolonie gegründet ist.
An der Spitze der Anstalt steht Medizinalrat Snell, neben welchem sechs Hilfsärzte und ein Hilfswundarzt tätig sind.
Mit dem 1. April 1866 ist ein Teil der Kranken nach der neuen Anstalt in Göttingen übergesiedelt.
Text-Quelle: [15] O. Fischer: Führer durch Hildesheim; Gerstenbergsche Buchhandlung; Hildesheim 1866; Seite 31
→ Psychiatrische Anstalt
Die sogenannte "Irren-Kolonie" war eine Außenstelle der → Heil- und Pflegeanstalt in Einum.
Um die mittlerweile total überlastete Provinzial- und Heilanstalt zu entlasten, wurde von den Ständen das Geld für einen Neubau auf dem Sültegelände bewilligt. 1848 wurden die alten Klostergebäude abgerissen und durch einen Neubau im neoklassizistischen Stil ersetzt. In dem H-förmigen Gebäude, dessen Architekt unbekannt ist, wurde die dritte Abteilung der Provinzial-, Heil- und Pflegeanstalt des Zucht- und Tollhauses Celle, die „Stumpf- und Blödsinnigen“ einquartiert.
Aber auch die „größte und angesehenste Heilanstalt Deutschlands“, wie die Sülte oft bezeichnet wurde, war bald überfüllt und wurde deshalb in den folgenden Jahren immer wieder erweitert. So wurde 1870 mit dem Bau zweier Endpavillons im gotischen Stil begonnen. Zwei Jahre später wurde die Lindemannsche Villa gekauft. Einige Jahre später folgten dann der Anbau eines weiteren Traktes sowie einige Umbauarbeiten.
1940 konnte die Anstalt im Durchschnitt eine Belegung von über 1100 Patienten vorweisen.
Eine schwierige Zeit erlebte die Heilanstalt im Dritten Reich. So wurde 1941von den Nationalisten 430 ihrer Insassen abtransportiert und vergast. Im gleichen Jahr richtete die Wehrmacht in der Sülte ein Militärlazarett ein. 1944 wurde durch einen Bombentreffer der Südflügel beschädigt.
1974 wurden im Zuge des Baus des Kennedydamms die südlichen Pavillons abgerissen.
Heute befindet sich, nach wechselhafter Geschichte, in den Gebäuden des ehemaligen Klosters das Dorint-Hotel.
Während des II. Weltkriegs wurde zwischen 1944 und bis Okt./Nov. 1945 in der Hohnsenschule das Reserve-Lazarett II untergebracht.
Seit 1912 wurde die Zahnpflege der Schulkinder durch eine Schulzahnklinik gefördert.
→ Psychiatrische Anstalt
Eine 1750 in den Gebäuden des damals aufgehobenen Martiniklosters untergebrachte Psychiatische Anstalt.
Text-Quelle:
Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1911, Band II, Heft 4, Teil 1, Seite 105
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