Hildesheim wurde, wie bis in die Neuzeit hinein in ganz Europa, von vielen verschiedenen Krankheiten, Seuchen und Epithemen heimgesucht. In vielen älteren Berichten werden folgende genannt:
Antoniusfeuer (=Ergotismus/Vergiftung) , Blattern, Blutgang (Darmblutung/Ruhr), Ruhr, französische Pocken (Syphilis), Diphtherie, Influenza (Grippe), kaltes Fieber (Pest), Skorbut, Tollwut und die Pest.
Zwischen dem 9. und dem 17. Jahrhundert finden folgende Epidemien pestartiger Natur und andere auffallende Krankheiten in den Hildesheimer Jahrbüchern verzeichnet:
851 | Hungersnot, Menschen sterben |
987 | Ein so heißer Sommer daß die Gewächse in den Feldern verdorrten, Menschen sterben |
1006 | Pest |
1020 | Pest |
1092 | Pest |
1094 | Pest |
1150 | Pest, worauf ein strenger Winter bis zum Mai 1151 folgte |
1320 | Mäuseplage, Pest |
1349/50 | Pest, sehr verheerend |
1407 | Pest |
1422 | Pest |
1461 | Pest |
1463 | Pest |
1473 | Pest |
1483 | Pest, welche am Margaretentag (10. Juni) ihren Anfang nahm |
1494 |
Am Tage vor Johannesenthauptung (29.8.) Dienstags, ließ der Magistrat in Hildesheim bekannt machen, daß die, welche mit den Französischen Pocken (Syphillis) behaftet wären, "so lange in ihren Wohnungen verbleiben sollten, bis sie gänzlich wieder gesund seyen". In der Chronik, die diese Nachricht hat, befindet sich ein Bild von dem "heiligen Minus" (St. Georg ?), als Schutzpatron der mit der Lustseuche behafteten Personen.
Pest |
1502 | Pest |
1507 | Pest |
1529 | Die Schweißseuche (Englischer Schweiß) |
1530 | Pest |
1533 | Pest |
1538/39 | „Theure Zeit“, heftig wütende Pest |
1540 | Heißer Sommer und reife Weintrauben in den Weinbergen der hiesigen Gegend, Pest |
1541 | Nasser Sommer, Pest |
1547/49 | Pest, es starben beinahe 3000 Menschen |
1552 | Pest |
1565 | Pest im Sommer |
1566 | In Hildesheim starben an der Pest zwischen 2000 und 6000 Menschen, täglich als sie die höchste Höhe erreichte, 40 |
1578 | Pest |
1580 | Die „Bremerseuche“ oder der „Bremerpipps“; diese Krankheit herrschte zu gleicher Zeit in Bayern, Schwaben u.a.; in Hildesheim starben 4242 Personen |
1584 | Pest, welche viele Menschen tötete |
1597/98 | Pest in der Alt- und Neustadt; es starben 4247 Menschen, besonders junge Leute. Man verspürte die Seuche allerst im Fegefeuer (Straße) an der Treibe; der Arzt Böckel starb daran, die „Doktores Medicins“ Johann Mellinger und Joachim Middendorp wurden nicht angesteckt. Nach dieser Pest wurden so viele Heiraten gestiftet, daß man mit den „Kopulationen nicht fertig werden konnte“ |
1599 | Die Ruhr im Juli. In der Altstadt starben 393 und in der Neustadt 100 Menschen |
1609/10 | Pest; es starben 2452 Personen. Die Regierung ging von hier weg auf das Schloss Steuerwald und das Domkapitel auf das Schloß Marienburg. Alle Schulen waren geschlossen |
1626 | Pest |
1684 | Skorbut mit großen Flecken, Fieber u.a. |
1657 | Pest, sie kam von Braunschweig; Hildesheimer Pestverordnungen vom 3.10.1657, 12.1. und 5.5.1658 |
1680 |
Im Januar kam die Nachricht an, daß sich die Pest aus den kaiserl. Erblanden verbreite. Sie kam nach Magdeburg, Halberstadt, Braunschweig u.a.. Durch Pestedikte a) von Seiten der fürstbischöflichen Regierung vom 30. Juni, 19. Oktober u. 1. Dezember 1680 und vom 19. August 1681 b) von Seiten der Stadt vom 25. Juni u. 20. Juli 1680 die gute Vorkehrungen enthielten, welche befolgt wurden, ward die Epidemie abgehalten. Im Jahre 1680 ward ein Gebet um Abwendung der Pest angeordnet, welches Pestgebet beibehalten ist; von der Zeit an ward im Dome alle Montage Morgens sieben Uhr eine Messe und Prozession, und in den lutherischen Kirchen Montags Morgens halb acht Uhr eine Andacht gehalten |
Text-Quelle:
Beiträge zur Hildesheimer Geschichte - “Chronik der ansteckenden pestartigen und..."; Gerstenberg-Verlag Hildesh.; 1830, Band 3 Seite 221ff
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