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[1] Die Erfüllung sozialer Aufgaben gehörte im Mittelalter zu den vornehmsten Arbeiten kirchlicher Fürsorge.
Schon in jener frühen Zeit ergab sich eine Trennung der Arbeiten nach dem Wesen der Aufgaben; neben Krankenhäusern zur Heilung entstehen Anstalten für Sieche, Asyle für Arme, Häuser für Aussätzige usw.
Die Aufgaben der Wohltätigkeit und Fürsorge erfüllten in Hildesheim nicht nur ansässige kirchliche Genossenschaften sondern auch – besonders in den sogenannten (Laien-) Brüderschaften – die Werktätigkeit des Laienwesens der Stadt.
[15] Die Stadt Hildesheim ist reich an Versorgungsanstalten für alte, arbeitsunfähige, ehrenhafte Bürger, Bürgersfrauen und Bürgerstöchter, so daß man ehedem sprichwörtlich hier sagte: „die Hildesheimer Armen sind reicher als die Reichen“.
Nicht weniger als 14 Hospitäler, von denen die meisten für Frauen, und zwei Stifter für Töchter angesehener Familien hat die Stadt, daneben ein lutherisches für 30 und ein katholisches für 40 Kinder gut fundiertes Waisenhaus, eine Kinderpflegeanstalt und Kleinkinderbewahranstalt, und zahlreiche wohltätige Stiftungen.
Eine Armen- und zwei gut eingerichtete Krankenanstalten (eine städtische und eine der barmherzigen Schwestern) sind in Wirksamkeit.
Die israelische Gemeinde hat einen „Pfennigfond“ begründet, dessen Ertrag weiblichen Dienstboten mosaischen Bekenntnisses, welche sich musterhaft benommen, zuerkannt wird.
Text-Quelle:
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1912, Band II, Heft 4, Teil 2, Seite 80
[15] O. Fischer: Führer durch Hildesheim; Gerstenbergsche Buchhandlung; Hildesheim 1866; Seite 30f
Dieses Siegel der Hildesheimer Chirurgen und Bartscherer ist nicht im Hildesheimer Archiv zu finden. 1920 hat Friedrich Bonhoff bei Recherchen in Hamburg den Originalstempel gefunden.
Der Originalstempel ist aus Eisen. Das Siegel ist kreisrund und von 3,8 cm Durchmesser. Ein fünfmal gefaltetes Spruchband trägt folgende Legende in gotischen Buchstaben:
+ . sigilu‘. + sirologioru‘ + . et . + barbitonsor‘ + in . hild‘ +
In der Mitte sieht man zwei einander zugewandte männliche Gestalten mit bartlosen, wohlgerundetem Gesicht, halblangem, über den Ohren etwas lockigem Haupthaar, bedeckt mit einem topfförmigen randlosen Hut. Das weite, faltenreiche Gewand hat breiten, flachanliegenden Kragen und breite Ärmel.
Durch die Attribute – Salbenkrüge in der äußeren und Spatel und chirurgisches Instrument (Greifzange für Geschosse) in der anderen Hand – lassen sich die beiden Gestalten unschwer als die Heiligen Cosmas und Damian identifizieren. Zwischen den beiden Heiligen steht zu Füßen ein Wappenschild, darauf schräggekreuzt zwei chirurgische Instrumente, nämlich einen Bohrer und eine Wundzange, ein wegen der langen schnabelförmigen Branchen (Schneide einerSchere) sogenannter Pelikan oder Storchenschnabel.
Es handelt sich also um ein undatiertes, spätgotisches Siegel der Chirurgen und Bader in Hildesheim.
Zur Feststellung der Entstehungszeit des Siegels sind mehrere Wege möglich. Zunächst weist der Stil der Zeichnung, die Raffung und Fältung der Gewänder, die Tracht selbst – man denke daran, daß die Künstler die Figuren aus zurückliegenden Zeiten meist in der Kleidung der eigenen Zeit darstellten – und die Schriftart auf die Zeit von 1490 – 1500.
Sodann gibt die Darstellung der Instrumente, die ja auch den Stil, oder, wenn man will, der Mode der Zeit sich anpassen, einen datierbaren Anhalt.
Hieronymus Brunschwig gibt in seinem „Buch der Chirurgia“ auf Blatt XIX eine Instrumententafel, die sowohl den obigen Bohrer, als auch die im Siegel enthaltene Wundzange, bzw. Wundöffner, in genau derselben Form wiedergibt wie in dem Hildesheimer Chirurgensiegel. Es handelt sich also um ein undatiertes, spätgotisches Siegel der Chirurgen und Bader in Hildesheim.
Zur Feststellung der Entstehungszeit des Siegels sind mehrere Wege möglich. Zunächst weist der Stil der Zeichnung, die Raffung und Fältung der Gewänder, die Tracht selbst – man denke daran, daß die Künstler die Figuren aus zurückliegenden Zeiten meist in der Kleidung der eigenen Zeit darstellten – und die Schriftart auf die Zeit von 1490 – 1500.
Sodann gibt die Darstellung der Instrumente, die ja auch den Stil, oder, wenn man will, der Mode der Zeit sich anpassen, einen datierbaren Anhalt. Hieronymus Brunschwig gibt in seinem „Buch der Chirurgia“ auf Blatt XIX eine Instrumenten-tafel, die sowohl den obigen Bohrer, als auch die im Siegel enthaltene Wundzange, bzw. Wundöffner, in genau derselben Form wiedergibt wie in dem Hildesheimer Chirurgensiegel.
(Im Original übernommen)
Text-Quelle:
Bildquelle:
F. Bonhoff, Alt-Hildesheim - "Ein Hildesheimer Chirurgensiegel ...", Verlag G. Westermann BS/Hamburg 1926, Band 6 Seite 10f
F. Bonhoff, Alt-Hildesheim - "Ein Hildesheimer Chirurgensiegel ...", Verlag G. Westermann BS/Hamburg 1926, Band 6 Seite 10f
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