[1] Der durch besonders durch die von ihm vermittelte Vereinigung der Alt- und Neustadt in der Stadtgeschichte Hildesheims verewigte bekannte Bürgermeister Henni Arneken, der Stifter des Spitals, genoss seine praktische Ausbildung als Kaufmann im Osterschen Hause, d. i. dem Gebäudekomplex der „Osterlinge“ (hansischen Kaufleuten) in Antwerpen 1564-69, und lernte dort – wie er selbst erzählt – auch das Bauen. Nach Hildesheim 1570 zurückgekehrt, heiratete er die einzige Tochter Jost Brandis d.Ä. und der Anna Varhirer, Alheit, und kaufte das Haus an der „Ovelengunnen“ jetzt (1911) Hoher Weg 34. Vorher wohnte er kurze Zeit im Hause seines Schwiegervaters Osterstraße 60.
Seine verwandtschaftlichen Beziehungen, welche für die Baugeschichte Hildesheims wichtig sind, zeigt der bei Beschreibung des Wohnhauses des Henning Brandis wiedergegebene Stammbaum. In beiden Häusern entwickelt Arneken bald eine rege Bautätigkeit. Jenes ließ er schon im gleichen Jahre umbauen und mit seinem Wappen versehen (Bild rechts + Bild 1). Der jetzt als Sturz dienende Stein zeigt das Wappen seiner Gemahlin, oben einen Hirsch, unten ein silbernes, dreimal von (heraldisch) rechts nach links geschrägtes Feld, während Arneken selbst im Wappen einen nach (h.) links schreitenden silbernen Löwe mit Baumast in den Pranken führt. Dieses Wappen wurde nach dem Abbruch des Hauses 1898 nach dem Zugang zum Arnekenspital an der Almsstraße übertragen.
Das Haus selbst war massiv, das Fachwerkobergeschoß hatte der Schwiegersohn Arnekens, Dr. Sebastian Treschoh, 1612 hinzugefügt. Es trug reiche Inschriftenzier, die nach Buhlers, Hildesheimer Haussprüche wiedergegeben seien:
In der Fensterbrüstungen stand:
AGROS EGO HAVT PORRECTIORES APPETO
NON AVREAM AVT GYGIS BEATITVDINEM
QVÆ SIT SATIS SIBI VITA SATIS EADEM EST MIHI.
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SI TIBI SORS ALIQVID FACIT INDIOSA SINISTRI
ESSE DIES ET SI FORTE VOVERCA VOLIT
PROVIDVS ET PRVDENS TEGE SINGVLA NE QVA VOLVPTAS
HOSTIBVS EXSVRGAT CERTIOR INDE TVIS.
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CÆTERA SI VIS NOSCERE TE IPSVM NOSCERE DISCAS
CÆTERA SI VIS NOSCERE TE IPSVM VINCERE DISCAS
NOSCERE SEIPSVM VINCERE SE IPSVM MAXIMA VIRTVS
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INVIDEAT QVI NON VIDIT
INVIDEAT QVI VIDIT ET NON PERVIDIT
NEC MOMVM METVO NEC MIMVM
An der Setzschwelle:
PVLVERE QVI LÆSIT, SCIBATQVE IN MARMORE LÆSVS.
Haus Almsstraße 6/7
Das zweite von Arneken errichtete Haus Almsstraße 6/7 wurde schon 1700 verändert und dann 1893 niedergerissen. Nur die Steinpforte (siehe unten) blieb erhalten, die einen Aufsatz mit Wappen trägt (Bild 2), darunter die Inschrift des Stifters des Spitals:
B. HENNI ARNEKEN
GESTIFTER HOSPITAL
1587
Nach langer, intensiver Tätigkeit im Dienste der Stadt wurde Arneken 1587 nicht wieder gewählt, weil ein Prozess mit seinem Verwandten ihn missliebig gemacht hatte. Er stiftete daher, wohl um sein gesunkenes Ansehen zu heben, am 16. März 1587 ein Spital in seinem Hause Almsstraße 7, in dem er 16 Buden eingebaut hatte. Das Vorderhaus selbst behielt er sich als Wohnung für seine und seiner Schwägerin direkten Nachkommen vor.
Es wurde 1893 für 36575 Mark verkauft. Der Raum für das neue Gebäude, ein Hinterhaus mit Kapelle, wurde durch Verlegen der Stadtmauer in den Graben gewonnen. Die Kosten für den nötigen Rost(-werk) waren bedeutend, sodaß es zu Streitigkeiten kam. 1592 war das Haus fertig und wurde von 52 Pfründnern bezogen.
Arneken selbst nahm ein unrühmliches Ende. Er wurde 1601 nicht mehr gewählt, weil er sich hatte Übergriffe zu Schulden kommen lassen; am 10. Juli 1602 starb er im Hause seines Schwiegervaters.
Arnekens Leiche wurde am 12. Juli in St. Andreas beigesetzt, rechts von der Sakristei. Sein Epitaph wurde hier errichtet, später 1826 aus der Kirche entfernt und 1898 wieder an den ursprünglichen Platz zurückgebracht.
Das Arnekenhospital selbst hatte schon im Dreißigjährigen Krieg schwer zu leiden. 1633/34 wurde es von Soldaten geplündert, der Altar verwüstet, Wertsachen gestohlen. 1603 betrug das Vermögen des Spitals 5900 Thlr. Und 500 Goldgulden, ging aber durch Einbehaltung der Zinsen, durch Kriegsschulden usw. so zurück, daß 1805 der Kassenrückstand noch 4427 Thlr. 24 gr. Betrug. 1644 belief sich die Schuld auf 4565 Thlr., sodaß die armen Leute fast Hunger und Frost zum Opfer fielen.
Vom Vorderhause des Spitales ist außer dem bereits beschriebenen Portal nichts mehr erhalten.
Im Hinterhaus, das für 40 Personen (Frauen) Platz bietet, liegt im Erdgeschoß ein Betsaal (Grundriss Bild 3). Die Haustür (Bild 4) enthält in der im Stile der Spätrenaissance gehaltenen Bekrönung die Inschrift:
B. HENNI Wappen ARNEKEN
GODT ALLEINE DIE EHRE 1593.
Die umrahmende Architektur selbst ist jünger, aus der Biedermeierzeit; am wertvollsten der Altar, die Einrichtung des Betsaales selbst sehr einfach.
[8] Die Steinporte des Arneken-Hospitals trug die Inschrift: „Henni Arneken 1570“ mit seinem Wappen und dem Wappen seiner Ehefrau Alheit, einer geborenen Brandis. Darüber befand sich eine Tafel mit reicher Einfassung und einer Krönung: Wappen und Unterschrift „B. Henni Arneken gestifter Hospital 1587“. Darüber die Inschrift „Godt allein die Ehre“.
Ein kleiner Teil der Steinpforte überstand den Bombenhagel von 1945 und befindet sich heute über der Tür des Hauses Arnekenstraße 6.
Deutungen der einzelnen Bestandteile der Steinpforte von unten aufsteigend (Bild 1):
Datum 1570 | Traudatum |
Wappen | links = Arneken-Wappen, rechts = Brandis'sche Wappen; in der Mitte „Henni Arneken“ |
Datum 1587 | Gründungsjahr des Hospitals |
Name des Stifters | „B. Henni Arneken / Gestifter Hospital“ |
großes Wappen |
Wappen des Henni Arnekens plastisch herausgearbeitet. es zeigt einen steigenden silbernen Löwen, der mit den Pranken einen gebogenen goldenen Baumstamm faßt. die Helmzier bilden eine weiße und eine rote flache spitze, deren jede mitten ein goldenes Kreuz trägt. |
Spruch | „Godt / alleine / die Ehre“ |
Text-Quelle:
Bildquelle:
- Ansichtskarten
- Foto / Bild
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1912, Band II, Heft 4, Teil 2, Seite 98f
[8] H. Kusior; Hildesheimer Heimatkalender 1970; Gerstenberg-Verlag; Seite 104f
[8] H. Kusior; Hildesheimer Heimatkalender 1970; Gerstenberg-Verlag; Seite 104f
[W] http://www.inschriften.net/hildesheim/inschrift/nr/di058-0477.html
[1] Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover; Selbstverlag der Provinzverwaltung; Hannover 1912, Band II, Heft 4,Teil 2, Seite 99