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Die Badestuben in Hildesheim
Die Badehäuser der Neustadt
Die "Seelenbäder" für Arme und Pilger
Ein "Seelenbad" für Leprose
Die Stoven
Waschbänke
Die Badestuben waren einer der fortschrittlichen Errungenschaften der Frühzeit. Die Errichtung dieser „Warmbadstuben“ geschah im ausgehenden Mittelalter. Man hatte beobachtet, das viele der vorhandenen Hautkrankheiten durch fleißiges baden positiv beeinflußt wurden. Dieses hatte, infolge der Fortschreitenden Aussatzgefahr (Lepra u.ä.), schon im 13. Jahrhundert allgemein zur Anlage von Badestuben geführt. Auch gegen die „Lustseuchen“, wie Geschlechtskrankheiten bezeichnet wurden, der späteren Zeit bewährte sich das „Warmbad" ganz vortrefflich.
Eine Reihe von Badestuben treffen wir daher auch in Hildesheim. Als älteste wird 1282 eine „stove vor der Brücke“ genannt, wohl vor dem Dammtor, wo später bei den „Kleinen Steinen“ an der sogenannten „Stovenstraße“ eine „Steinstove“ besteht. Im 14. Jahrhundert werden weitere Anstalten genannt. Da gab es 1379 in der „Lovekenstraße“ eine „Lovekenstube“, die später auch „St. Annenstube “ heißt und der altstädtischen „Stovenstraße" ihren Namen hinterlassen haben dürfte, eine 1386 erbaute Stube am Ostertor und 1382 eine „Almersstove“ vor dem Almerstor. Weiterhin ist 1389 eine „rode Stove“ vor dem Hl. Kreuztor nachweisbar. Auch die Dammstadt besaß ihre Badestube und in der Neustadt weist heute noch die „Neustädter Stovenstraße“ auf den Standort ihrer Badestube hin.
Die Altstädter Badestuben waren anscheinend im städtischen Besitz und wurden verpachtet. Der Pächter zahlte seinen Jahreszins, bekam aber bei kostspieligen Ausbesserungen einen Zuschuß der Stadt. Eine von der Stadtbehörde erlassene Badeordnung schrieb ihm die Grundlagen seines Betriebes vor. Als „Stovenlohn" durfte er um 1400 einen leichten Pfennig erheben. Die Neustadt hatte für Frauen und Gesindel ermäßigte Preise.
Auf „anständiges“ Benehmen während der „badeltit“ (Badezeit) mußte besonders hingewiesen werden, und wenn etwa dem Badeknecht und der Badefrau ausdrücklich verboten wird, nackt auf die Straße zu gehen und Wasser zu holen, so läßt sich hieraus annehmen, daß das Verhalten auch in den Hildesheimer Badestuben sittlich nicht einwandfrei gewesen war.
Im 15. und z.T. auch noch im 16. Jahrhundert stand die Badefreudigkeit auf ihrer Höhe. Der Handwerker, der die Woche über im Dienste der Stadt gearbeitet hatte, bekam schon gegen 1400 neben seinem Lohn ein „Stovengeld“ zum baden. Und ein Vertrag zwischen Meistern und Gesellen der Schneidergilde kennt 1452 ganz bestimmte Badetage. Später beanspruchten die Gesellen durchweg einige Stunden Urlaub um ins Bad zu gehen.
(Im Original übernommen)
Text-Quelle:
Gebauer, „Geschichte der Stadt Hildesheim“; A. Lax-Verlag Hildesheim, 1922; Band 1, Seite
Das erste Badehaus (-stube) der Neustadt entstand auf Anordnung des Rates um 1300 in der heutigen Stobenstraße.
Der Zweck war nicht die Sorge um die Körperhygiene der Bürger, sondern es sollte durch verbesserte Hygiene die durch die Kreuzzüge nach Europa eingeschleppte Pest eingedämmt werden.
Eine Eigenart des ausgehenden 15. Jahrhunderts waren die sogenannten „Seelenbäder“.
Um Armen und Pilgern die Wohltaten eines belebenden Bades zugänglich zu machen, stifteten fromme Leute, die durch solch ein gutes Werk zugleich der eigenen Seligkeit zu dienen hofften, meist auch noch mit einer kleinen Speisung verbundene Freibäder.
Die ersten solcher Seelbadgründungen ist bei uns in Hildesheim 1425 nachweisbar, die letzte soll 1531 stattgefunden haben.
Text-Quelle:
Gebauer, „Geschichte der Stadt Hildesheim“; A. Lax-Verlag Hildesheim, 1922; Band 1, Seite
Mit „Seelenbad“ wurden auch - wie die für Arme und Pilger - die in Hildesheim vorhandenen Bäder für Leprosen bezeichnet.
Man hatte bei Hildesheim zwei Badeanstalten für die Leprosen:
1. „vor dem Ostertore “; Es findet sich in einer Hildesheimer Chronik aus dem fünfzehnten Jahrhunderte folgendes: „Es war zu St. Johannes Middensommers ein Seelenbad beim Osterthore“
2. „vor dem Dammtor in der Karthause“; Über ein „Seelenbad“ bei der Karthause vor dem Dammtor
sprach eine Urkunde aus dem Archive der Karthause.
Text-Quelle:
Zepenfeldt, "Beiträge zur Hildesheimer Geschichte"; Gerstenberg-Verlag Hildesheim; 1830, Band 3 Seite 221f
auch: Stoben
Die Stoven waren mittelalterliche Badestuben.
In Hildesheim gab es sie im Mittelalter an mehreren Orten: in der Altstadt (Altstädter Stobenstraße), in der Neustadt, erstmals 1428 bezeugt. Der Straßenname Neustädter Stobenstraße wurde jedoch erst 1462 bezeugt. Weitere befanden sich vor dem Almstor, dem Ostertor, an der kleinen Venedig und an der „Lovekenstrate", deren Lage heute nicht mehr feststellbar ist.
Um einer Verunreinigung der öffentlichen Brunnen und Wasserleitungen zu vermeiden, scheint bereits im 15. Jahrhundert das Waschen in den dazugehörigen Brunnentrögen untersagt worden zu sein.
Die Stadtbehörde schuf für solche Zwecke „Waschbänke“ an der Hagenbeke und neben der Dammbrücke.
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