Gewerbe-Verein Hildesheim
Handels-Verein
Vorschuß-Verein
[Z] Die wirtschaftliche Situation im Hildesheimer Land war von der Landwirtschaft geprägt. Jedoch machte sich auch der Gedanke an der industriellen Weiterentwicklung in den Köpfen der Hildesheimer breit. In den kleineren Städten Einbeck und Goslar wurde bereits 1849 bzw. 1850 ein eigener Gewerbeverein gegründet.
So war es verständlich, daß die Gründung des heimischen, Hildesheimer Gewerbevereins ohne Schwierigkeiten vor sich ging. Eine dreiköpfige Kommission lud zur Gründungsversammlung am 15. Januar 1855 ein.
70 selbständige Hildesheimer waren anwesend und führten die Gründung durch. Glasermeister Thormeyer als Mitglied der ersten Kammer für Handel und Gewerbe leitete die Versammlung und wurde zum Vorsitzenden gewählt, ein eigener Statutenausschuß wurde geschaffen. In dem neuen Ausschuß finden wir Buchhändler Albert Gerstenberg, Fabrikant Kattentidt, Geometer Mundt und Oberlehrer Fischer.
Auswärtige Gewerbevereine sahen sich mehr oder minder als eine „Schule für Erwachsene“ mit laufenden Vorträgen für die berufliche Weiterbildung der Mitglieder. Der Hildesheimer Verein tat dieses zuerst nicht. Hier stürzte man sich in die Kommissionsarbeit. In den Gründungskreisen des heimischen Gewerbevereins sah man vorerst als wesentliche Aufgabe, der leiblichen Not des Handwerks näher zu treten und seine wirtschaftlichen Zustände zu bessern.
So kam es zu einer Fülle von sich abwechselnden Kommissionen, die wertvolle Kleinarbeit leisteten.
Und so wurde der Hildesheimer Gewerbeverein der „Geburtshelfer“ für einen Vorschußverein, der nach dem Sinne eines Schulze-Delitsch arbeiten sollte.
In der Gesamtentwicklung des wirtschaftlichen Lebens unserer Stadt hatte das Wirken des neugegründeten Gewerbevereins seine erhebliche Bedeutung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Wann der Gewerbeverein Hildesheim eingegangen ist, ließ sich noch nicht feststellen. Es ist anzunehmen, daß er ohne Selbstauflösung "eingeschlafen" ist.
(im Original übernommen)
[15] Der Gewerbeverein für die Stadt ist 1855 gestiftet und entfaltet ein reges Leben; im Winter hält er regelmäßig in jeder Woche, im Sommer unregelmäßig, seine Versammlungen.
Text-Quelle:
[15] O. Fischer: Führer durch Hildesheim; Gerstenbergsche Buchhandlung; Hildesheim 1866; Seite 29
[Z] A. Lammers, Sonderausgabe 250 jahre Hildesheimer Zeitung - "Vor 100 Jahren entstand der Gewerbeverein", Gerstenberg-Verlag 1955, Seite 88
[-] Der einseitige Kurs, den der Gewerbeverein trieb, führte Anfang 1860 dazu bei, daß sich der Handel in einen eigenen „Handelsverein“ zusammenfand. Die Hildesheimer Unternehmer Eduard Ahlborn, August Braun, Senator August Jost und Senator Schwemann waren dessen Gründungsmitglieder.
Auf dessen Anregung wurde 1862 der hannoversche Handelstag ins Leben gerufen, der zum ersten Male im Juli 1862 in Hildesheim tagte.
[15] Der Handelsverein (1860 gegründet) steht in regem Verkehr mit den gleichen Tendenzen verfolgenden Handelsvereinen des Königreichs; seine Versammlungen finden in unregelmäßigen Zeiträumen statt.
Text-Quelle: [15] O. Fischer: Führer durch Hildesheim; Gerstenbergsche Buchhandlung; Hildesheim 1866; Seite 29
[15] Ein landwirtschaftlicher Verein für das Fürstentum Hildesheim hat hier seinen Sitz; er ist 1848 gegründet und steht mit den in der Provinz gebildeten Lokalvereinen in Verbindung; er hält zwei Mal im Jahre öffentliche Versammlungen.
Text-Quelle: [15] O. Fischer: Führer durch Hildesheim; Gerstenbergsche Buchhandlung; Hildesheim 1866; Seite 29
Bereits Ausgang des Gründungsjahres des Gewerbevereins 1855 rief man zur Mitgliedschaft für einen Vorschußverein auf, der am 1. Januar 1856 seine Arbeit aufnahm. Der Vorschußverein war ein, nach den "Schulze-Delitzsch"-Grundsätzen arbeitender Sparverein, dem Vorläufer der Raiffeisenbank.
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